Kapitel: 23

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>Die Angst besiegt mehr Menschen als alles andere auf der Welt.< hatte Gandalf einmal gesagt, während er und Radagast sich unterhielten. Es war der einzige Wortfetzen, den ich damals mit bekommen hatte. Ich wusste nicht, was ich damit anfangen sollte, doch in Laufe der Jahre merke ich es immer mehr an mir selber, dass die Angst langsam versucht meinen Körper zu übernehmen.
Das Problem mit der Angst ist, sie ist jedesmal aufs Neue so überwältigend und einschüchternd. Sie hindert uns Dinge zu tun, die wichtig sind. Sie schrenkt und schüchtert uns ein. Doch sie auch da um uns zu schützen.
Aber muss sie mich wirklich so fertig machen? Kein Augen kann ich zu tun. Ich bin ständig unter Strom. Ich habe  Angst den Weg zu verlieren. Oder schlimmer: Die Kontrolle über mich.

Was würde also passieren, wenn sie mich erobern würde?

Ich halte Marys Hand als wir gemeinsam die Treppen hinunter zu den Anderen gingen. Meine Finger krallten sich in ihre zarte Haut. Ich wusste, wie sehr es brennen würde, doch ich konnte mich nicht zurückhalten. Meine Augen waren schwer und ich fror, obwohl ich vor Panik schwitzte.
Der Traum wiederholt sich zum hundertsten Mal in meinen Kopf und feuerte die Angst weiter an.
Wieso konnte mich ein Traum nicht einfach kalt lassen? Es war doch bloß ein Traum!
Ich spähte zu Mary hinüber und fing ihren besorgten Blick ein. Sie wusste was in mir vorging, doch sie wusste nicht wieso.
Sie wollte mir helfen, doch sie wusste es gibt nichts mit dem sie mir helfen hätte können.
Deshalb ließ sie meinen bohrende Fingernägel weiter ihre Hand verletzen.
Bleib bei mir! würde ich sie gerne an flehen. Lass mich niemals wieder alleine!
Aber das wäre naiv und selbstsüchtig von mir. Sie ist hier sicher! Ihr kann erstmal nichts passieren und da ist wichtiger als alle anderen bescheuerten Sorgen.

>>Wie geht's dir, Frodo? << fing Mary ein Gespräch an, um von mir abzulenken.
>>Besser. << meinte der Hobbit und lächelte schief.
>>Mir geht es auch einigermaßen besser. << antworte Mary und lächelte  zaghaft.
Sie führte weitere Gespräche und strahlte. Ich stand halbtot neben ihr und lächelte gequält. Bis jemand mir auf die Schulter tippte und in mir sich einen schaurige Vorahnung ausbreitete. Ich ließ mutig Marys Hand los und drehte mich vorbereitet um. Obwohl ich hysterische Panik und jede Moment das Gefühl habe um zu fallen, redete ich mir weiter ein, dass ich stark genug wäre um standhaft vor dem Elb auf zu treten.
Deshalb war es so eine Erleichterung, dass nicht der Prinz vor mir stand und mich freudig an lächelte, sondern der hilfsbereite Grenzwächter Haldir.
>>Ziehen sie wirklich
weiter? <<begrüßte er mich. >>Da draußen in das Unheil, was sich Erde nennt.<<
Darauf konnte ich nur schmunzeln. >>Ich muss. <<
Er schüttelte seine Kopf. >> Sie müssen gar nichts. <<
>>Oh doch ich muss. <<
Er kniff seine Augenbrauen zusammen und musterte mich. >>Wieso? Wieso wollen Sie jetzt noch in diese Welt, die Ihnen einen Freund genommen hat?<<
Ja wieso tue ich mir das an?
Ich zuckte mit den Schultern. >>Wenn ich es nicht tue, werde ich es mir
nie verzeihen. <<
Ungläubig und überrascht über meine Antwort betrachtet der Wächter mich und meinte >>Sie wollen regelrecht alles aufs Spiel setzen um diese schon verlorene Erde zu retten? Ein sinnloses Risiko, wenn sie mich fragen. <<
Ich hob meine linke Braue und legte meinen Kopf schief. >>Seit wann sind Sie so mutlos geworden? Ich dachte, Sie seien ein rational denkender Mann und kein Pessimist. <<
Zwar war ich auch hin und wieder lebensverneinend, doch ich habe gute Gründe das Leben ab und zu zu hassen.
>>Ich denke rational und pragmatisch, deswegen sehe ich es aussichtslos einen Krieg gegen Sauron zu führen. Es hat damals schon nicht so funktioniert, da die Völker nie zusammen halten können, selbst wenn alles auf einen gemeinsamen Krieg hinausführt, werden sie nie in einer Gemeinschaft arbeiten. <<
Das war mal eine Ansage. Im Grunde hatte er Recht, dass die verschiedenen Völker nicht zusammen arbeiten, doch so vergeblich wie er es schildert, war es gar nicht. Das glaube ich zumindest.
>>Ich werde trotzdem mitgehen. << gab ich kund.
>>Gleichgültig, was ich sage?<<fragte Haldir nach.
Ich nickte und bestätigte. >>Gleichgültig, was sie sagen. <<
Er nickte auch und wirkte ein wenig erschüttert. >>Schade, ich wollte ihnen noch mehr von unserem Reich zeigen. <<
Trotz alle meinen Äußerungen versucht der Grenzwächter weiter mich um zustimmen. Eins muss man ihn lassen, er ist ehrgeizig.
>>Ein andermal. <<
Er schloss enttäuscht die Augen und öffnete aber sofort wieder. >>Wenn es ein Andermal überhaupt geben
wird. <<murmelte er.
Dieser Satz brachte mich zum schlucken. Was wenn es überhaupt kein nächstes Mal geben wird? Was ist wenn ich diesen Ort nicht mehr wieder sehen werde, da der Tod mich als Opfern mit in sein Reich nimmt?
Ich werde schon nicht fallen. Ich werde nicht verlieren. Wir werden nicht verlieren. Wir sind doch die Sieger, die glorreich auf den Hände der anderen getragen werden. Oder möchte ich das alles nur glauben? Bilde ich mir diese Vorstellung nur ein, in der Hoffnung sie gehen in Erfüllung?

Etwas Böses lauert im Dunkeln Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt