Kapitel: 22

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Der Grad zwischen Träumen, die in unseren Köpfen leben und der Realität, die stattfindet, wenn wir die Augen öffnen, ist schmal. Doch eines vergeseen wir alle immer. Albträume sind auch Träume.

Auf der Pritsche wälzte ich mich unbequem hin und her. Mir war warm und ich schwitzte. Doch jeder Gedanke, dass ich noch auf der Pritsche schlief, war vergessen:
>Alles was meinen geschlossen Augen sehen ist Isendgard, das Zuhause vom Zauberer Saruman. In den Bücher die Radagast von den Zauberern aufbewahrt hatte, sah der spitze Turm anders aus. Damals war es grün um das Gebäude und die Natur blühte. Jetzt in diesem Traum war es von einer Schicht Nebel bedeckt und kein einziger Baum stand. Kein grüner Grashalm versehte den Boden, der jetzt nur noch an ein Schlachtfeld erinnerte. Wie ein Betrachter blickte ich auf den Turm hinab und entdeckte lauter Orks, die dabei waren, Schwerter und weitere Waffen zu formen. Dann änderte sich die Szene und ich stand in einem Raum des Turms. Ich war anwesend, doch die Orks, die neben mir standen, schauten durch mich hindurch, als wäre ich unsichtbar.
>>Weißt du, wie die Orks zum ersten Mal das Licht der Welt erblickten? Einst waren sie Elben, doch wurden sie vom dunklen Herrscher unterjocht, gefoltet und verstümmelt. Eine zerstörte und schreckliche Lebensform, die nun vollendet ist, mein kämpfender Uruk-hai! Wem hast du die Treue geschworen?<<hallte die Stimme Sarumans durch den Raum und ließ mich erzittern. Uruk-hai? Was meinte er mit einst waren sie Elben?
>> Saruman! << brüllte das Biest, was sich Uruk-hai nannte, unterwürfig.
>>Jagt sie, bis ihr sie gefunden habt! Ihr kennt keinen Schmerz, ihr kennt keine Furcht, auf euch wartet Menschenfleisch! Einer der Halblinge trägt etwas von großem Wert bei sich. Bringt sie mir lebendig und unversehrt! Tötet die anderen!<< befiel Saruman dem Ork mit elbischen Ohren. Der weiße Zauberer hatte es möglich gemacht, den Orks vor dem schwächenden Sonnenlicht zu schützen. Er hatte sie mit Elben gekreuzt und nun ist daraus noch eine anscheulichere Gestalt entstanden als ein Ork es war.
Tötet die anderen! hallt es in mir weiter. Saruman wollte unseren Tod und Frodo, um an den Ring zu kommen. Um mich rum wurde es verschwommener und als letztes blickte ich in die blutlüsternen Augen des Uruk-hai, der nur geschaffen wurde um uns zu schlagen.<

>>Verdammt nochmal! Clair!?
Wach auf?! << weckte eine verzweifelte Stimme mich und rüttelte gewaltig an meinen Schültern.
>>Wieso schwitzt sie so? << fragte eine weitere Stimme.
Schweratmen und mit einen spitzen Schrei riss ich meinen Augen auf und sah zwei Köpfe, die sich besorgt zu mir runtergebeugt hatten und mich mit unentschlossenen Mienen musterten.
Der eine war Aragorn, der immer nach meine Schultern festhielt, der andere Boromir, was mich für einen Moment aufatmen ließ.

Nicht das ich froh war, dass Boromir mich im Schlaf schreien hörte, doch einen Moment hatte ich Angst, dass der Prinz mich bemerkt hatte.
Der Gedanke an ihn ließ mich erschaudern und brachte mich zudem noch in Verlegenheit, da ich letzte Nacht ihn beleidigt hatte und darauf einfach verschwand.

Ich setzte mich genervt auf und ließ mich von Aragorn und Boromir zutexten, ob alles mit mir in Ordnung wäre oder ob so etwas öfters vorkäme, doch ich antwortete auf keiner Ihrer sinnlosen Fragen.
Da mein Blick bereits sich auf etwas anderes konzentrierte und das war leider der Prinz, der mich intensiv beobachtete als wäre ich ein Verbrecher, der Menschen hinter ihren Rücken Dolche ins Herz bohren würde.

Ich versuchte seinen Augen, die einen in ihren Bann zogen, standzuhalten. Ich wollte jetzt nicht als schwach dastehen, wie letzte Nacht. Er hatte bestimmt mitbekommen, dass mich einen Traum in solche emotionalen Lagen bringen lässt. Ein Grund mehr, jetzt unberechenbar zu wirken, obwohl ich wusste, dass ich Kraftlos war.
Tötet die anderen!

Ich zucke unwiderruflich zusammen und ich weiche seinem Augenschein aus.
Ich erinnerte mich an jedes Detail des unglaublich realistischen Albtraums. Ich sehe die kalten Augen des Wesens, ich rieche den Qualm, der sich ums Gebäude gelegt hatte und schmecke den bittere Nachgeschmack, wenn ich an die Handlung des Traumes denke.
>>Clair, rede mit uns!<< wandte sich Aragorn erneut an mich.

Etwas Böses lauert im Dunkeln Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt