fünfunddreißig

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Als Jimin im Klassenraum angekommen war, nahm er seine Tasche und ging wieder aus dem Zimmer. Seine Lehrerin rief ihm zwar hinterher, doch das interessierte ihn weniger. Auch als Yoongi ihn aufhalten wollte, stieß er ihn einfach weg. Er wollte bloß nach Hause.

Er schloss die Haustür auf und lief in sein Zimmer. Seine Tasche wurde achtlos auf den Boden geworfen.
Jimin legte sich auf sein Bett und sah sich die Zimmerdecke an. Seine Finger fingen an zu kribbeln und er spürte erneut, wie die Tränen langsam ihren Weg über seine Wange fanden und über den Hals auf die Bettdecke tropften.

Er zündete sich eine Zigarette an und schloss die Augen. Ihm war es egal, ob sein Zimmer vernebelte und es nach Rauch roch. Seine Eltern waren ihm genauso egal. Sie konnten sagen, was sie wollten. Er war nun mal die Enttäuschung der Familie.
Der Sohn, der all sein Glück verspielte, nur um für einen Moment etwas anderes zu fühlen.

Sein Handy klingelte paar Mal, doch er reagierte nicht. Er sah sich bloß seine Decke an, wurde von seinen Tränen überschwemmt und rauchte zur Beruhigung.

Nach einer Ewigkeit öffnete sich seine Zimmertür. Jimin regte sich nicht, als die Person ins Zimmer kam.
"Alles gut bei dir?" fragte Yoongi besorgt und streichelte Jimins Oberschenkel.

"Klar." antwortete Jimin leise.
Seufzend öffnete Yoongi das Fenster und nahm Jimin die Zigarette aus der Hand. "Ich dachte schon, du wärst auf einen Trip."
"Habe ich überlegt." murmelte der Jüngere und sah Yoongi lächelnd an. "Aber es ist in meinem Schreibtisch und der ist zu weit weg."

Der Ältere legte sich neben Jimin und sah an die Decke. "Hätte es sich wenigstens gelohnt?"
"Ich hätte mir ein Blech geraucht, was glaubst du, wie sich das lohnt." schmunzelte Jimin leicht.

"Habe ich noch nicht gemacht." seufzte Yoongi und legte sich auf die Seite. "Du musst nicht auf Krampf das Klischee erfüllen, ein reiches Kind mit Drogenproblemen zu sein."
"Ich denke, ich bin darin aber gut." antwortete Jimin und legte seine Hand auf Yoongis Wange. "Wieso bist du hier?"

"Ich habe mir Sorgen gemacht." gestand Yoongi. "Du bist einfach gegangen."
"Ich weiss nicht, wieso ich da überhaupt hingegangen bin." Jimin strich mit seinem Finger über Yoongis Konturen. "Meine Freunde hassen mich."

"Sie werden sich beruhigen." antwortete der Schwarzhaarige und schob sich näher zum Jüngeren. "Lass ihnen Zeit."
"Ich will nicht mehr." hauchte Jimin und legte kraftlos seine Lippen auf Yoongis. "Ich habe in kürzester Zeit alles verloren."

"Du hast mich." murmelte Yoongi unf legte seine Stirn gegen Jimins. "Du wirst deine Freunde nicht verlieren."
"Taehyung wird mir niemals vergeben." weinte Jimin und kniff die Augen zusammen. "Ich bin der schlechteste Mensch der Welt."

Stumm zog Yoongi ihn zu sich und umarmte ihn. Jimin vergrub sein Gesicht in Yoongis Halsbeuge und krallte sich in sein Oberteil.

"Jiminie." hauchte Yoongi irgendwann, als dieser sich langsam beruhigt hatte. "Ich weiss, dass du das nicht hören willst, aber ich muss wieder nach Hause. Meine Eltern haben ein Essen mit irgendeinem Abgeordneten, wo ich dabei sein muss."
"Ist okay." nuschelte Jimin und ließ sich auf sein Rücken fallen.

Langsam setzte sich Yoongi auf und küsste ihn kurz. Dann ging er zum Schreibtisch und suchte nach einem weissen Päckchen.
"Ganz unten." sagte Jimin kraftlos und schloss die Augen.

Yoongi sah ihn kurz an und öffnete die letzte Schublade. Nach ein bisschen rumkramen fand er schließlich eine kleine, durchsichtige Tüte mit weißem Pulver und eine spezielle Folienpackung.

"Du weisst, dass ich dich nur beschützen will." erklärte Yoongi sein Handeln und ließ die zwei Dinge in seine Hosentasche wandern.
"Ich hätte es mir wahrscheinlich gleich geholt." lachte Jimin schwermütig.

"Leg dich mal um." bat Yoongi und hob die Decke an. Jimin krabbelte langsam unter diese und wurde von ihr bedeckt.
Yoongi setzte sich an die Bettkante und strich Jimin durch die Hasre.

"Ruf mich an, wenn es nicht mehr geht. Bevor du irgendwas machst, was du später bereuen wirst. Ich werde sofort zu dir kommen, okay?" lächelte Yoongi schwach. "Ruf mich einfach an."

"Ich bin kein Junkie, Yoongi." murmelte Jimin bedrückt und sah ihn enttäuscht an.
"Nein, aber man kann in bestimmten Situationen dumme Dinge tun. Man ist nicht gleich ein Junkie, nur weil man Drogen konsumiert, das tun wir schließlich alle. Aber sobald du nur noch aufstehst, weil du dir irgendwas gespritzt hast oder alles tust, um dir den nächsten Schuss für deinen Rausch zu bekommen." Er küsste Jimins Stirn und lächelte leicht. "Du bist mir wichtig Jimin. Zerstör dich nicht, egal, wie scheisse die Situation ist. Du bist nicht allein."

Boyfriendsʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰ/ʲᶤᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt