「 Prolog 」

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"Ich will sie hier nicht sehen.", Kalt und erbarmungslos sah der König von seinem Thron herab. Alles war so... still geworden, seit sie mit ihrem Vater hierhergebracht wurde.
"Alle beide nicht.", Der blonde, groß gewachsene Elbenfürst überschlug die Beine und verschränkte seine langen Finger vor seiner Brust, während er sprach. Seine klaren graublauen Augen wurden von großen buschigen Augenbrauen umspielt. "Wir haben sie lange genug versorgt und das, obwohl ihre Mutter bereits sehr lange tot ist. Ich sehe keinen Anlass, beide weiterhin auf unsere Kosten leben zu lassen."
Sie verstand nicht.
Was hatte Mutters Tod mit alldem hier zu tun?
"Bitte...", Ihr Vater fiel neben ihr auf die Knie "Verbannt mich, aber lasst meine Tochter bei Euch! Ich kann sie nicht versorgen, sie wird sterben da draußen."
Der König erhob sich langsam von seinem gewaltig verzierten Thron und schritt anmutig die gewundenen Stufen nach unten. Dabei wandte er keinen Moment den Blick von den beiden ab.
Sie fühlte sich, als würde sich sein Blick tief in ihre Seele bohren. Noch nie in ihrem bisherigen kurzen Leben hatte sie so viel Verachtung gespürt.
Was hatte sie falsch gemacht?
Nie hatte sie etwas verbrochen.
Der Schmerz über den Tod ihrer Mutter hatte sie seit Monaten fest im Griff, seit diesem Ereignis schlief sie nicht, trainierte nicht, jagte nicht...
Sie hielt dem Blick des Elbenfürsten stand. Er musterte sie kalt.
Langsam senkte sie den Kopf. Sie hatte sich nicht nützlich genug gemacht und nun war der große König ihrer und ihres Vaters überdrüssig. Und das, obwohl ihr Vater von Beginn an für des Königs Waffenschmiede arbeitete. Wäre ihre Mutter noch am Leben, würde sie...
"Mellon voron...", hob ihr Vater an und erhob sich.
"Sedho!", fauchte der König. Blitzschnell trat er an ihren Vater heran "Ûpedo ethin glavrath na enî! Wie könnt Ihr es wagen, unsere Sprache aus Eurem Munde kommen zu lassen?" Der König überragte ihren Vater um fast drei Köpfe "Sprecht nicht zu mir, als wäre ich Euer... Freund!" Das letzte Wort spuckte der Elbenkönig nur so aus.
"Diheno enni...", Schnell verneigte sich ihr Vater.
Verängstigt blickte sie zu dem Fürsten auf, doch konnten sich keine Worte von ihren Lippen lösen.
"Eure Probleme interessieren mich nicht." Der König begab sich zurück zu den Stufen seines Thrones. Kurz blieb er neben einem ebenfalls groß gewachsenen, schlanken Krieger stehen.
Dessen blonde Haare fielen über seine Schultern, über den Ohren schmückten geflochtene Strähnen sein Haupt. Der Prinz des Waldlandreiches wechselte einen ernsten Blick mit seinem Vater.
"Aniron ni erui!", befahl dieser.
Sein Sohn gab ein schnelles Handzeichen.
So kannte sie ihn nicht. Hilfesuchend sah sie ihn an, in der Hoffnung, er würde um Gnade bitten, als die Wachen von hinten an sie und ihren Vater herantraten und begannen, beide wegzuzerren. Ihre Sprache fand zu ihren Lippen zurück.
"Dartho! Dartho!", rief sie und wehrte sich gegen den festen Griff der Soldaten. Der Elbenkönig reagierte nicht. Er schritt bereits die Stufen zu seinem Thron hinauf. Sein Sohn bedachte sie nur mit einem traurigen Blick. Die Elben zogen sie und ihren Vater davon.
"Dartho!"

Der Prinz folgte den Wachen und den Verbannten durch die gewaltigen Hallen des Palastes bis vor ein eisernes Tor.
Die postierten Elben drückten es auf und Vater und Tochter wurden nach draußen auf die steinerne Brücke gestoßen.
"Hîr Legolas!", rief sie, als der Waldlandprinz sich zum Gehen wandte. Der Krieger blieb stehen und drehte sich zu ihr.
"Warum tut Ihr das?", fragte sie entsetzt. Ihr Atem ging schnell und ihr Körper zitterte.
"Ich habe keine Wahl." Langsam näherte er sich dem Eisentor "Bitte..." Er betrat wieder den Palast "Versucht es zu verstehen."
Damit fiel das große Tor mit einem lauten metallenen Schlag ins Schloss und sperrte die Verbannten aus.
Die beiden sahen den Elben hinterher, wie sie schnell wieder in der Dunkelheit des Palastes verschwanden.

Der große Fluss, welcher unter der Brücke entlang floss, rauschte in seinem schroffen, steinigen Flussbett hinunter ins Tal. Die Bäume um sie herum wogen sich in der leichten Brise. Sie wandte sich um.
Hinter ihnen begann er. Der Düsterwald. Ein Wald, der schon seit ihrer Geburt ihr Leben bestimmte. Nie war sie über seine Grenzen hinausgewandert, um etwas von der Welt sehen zu können. Doch ihren Aufbruch in neue Länder hatte sie sich anders vorgestellt.
Alleine hatte man in diesem Wald keinerlei Überlebenschancen.
Sie waren unbewaffnet, hatten keine Verpflegung, keine Reittiere oder auch nur eine Karte.
Ein schlimmeres Exil hätte der Elbenkönig für die beiden nicht aussuchen können.

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