「 Kapitel 3 」

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Ilèyn war wütend.
Sehr wütend.
Dieser dumme Hobbit, am liebsten hätte sie ihn einfach aufgeschlitzt, aber so viel Aufmerksamkeit konnte sie sich zurzeit leider nicht leisten.
"Ich wüsste nicht, was Euch das angeht.", äffte sie den Hobbit nach, "Wenn der wüsste...", murrte sie.
Durch die wenigen Informationen, die sie Bilbo Beutlin entlocken konnte, wusste sie nicht  wie sie weiter vorgehen sollte. Hätte sie sich ja denken können, dass bei ihm nicht sonderlich viel zu holen war. Doch den Zauberer ausquetschen, das traute sie sich nun wirklich nicht. Dennoch wollte sie sich das Kopfgeld nicht entgehen lassen. Und als sie vor kurzem Gandalf den Grauen mit Thorin Eichenschild höchstpersönlich in einem von Brees Gasthäusern gesehen hatte, hatte sie bereits begonnen, sich an seine Fersen zu heften. Als sich der Zwergenkönig allein in dem Gasthaus niedergelassen hatte, sah Ilèyn ihre Chance und mischte sich unter die Gäste.
Da hatte sie sich schon mal geschickter angestellt, als zwei ihrer Gleichgesinnten. Als sie sich in dem Gasthaus auf eine Eckbank gesetzt hatte fiel ihr sofort ein alter Bekannter auf. Bill Ferny Sr. der alte Halunke. Ein großer, bulliger Glatzkopf, auf einem Auge bereits blind. Der schuldete Ilèyn noch genug Geld, dass sie sich ganze zehn Mal neu einkleiden könnte und sich dazu endlich mal ein paar neue Pfeile holen könnte. Doch anscheinend war der Gauner nicht alleine da. Er hatte sich Verstärkung mitgebracht, jemand der Ilèyn noch gänzlich unbekannt war. Wenn die zwei ebenfalls hinter Eichenschild her waren, würde es schwieriger werden, als Ilèyn vorerst angenommen hatte.
Während sie also dagesessen hatte und vor dem Beobachten ihrer Konkurrenz ganz ihr eigentliches Ziel vergaß, bemerkte sie, wie Bill und sein Kumpane sich erhoben und begannen, sich ihren Weg durch die vielen Gäste zu Eichenschild zu bahnen. Wenn sie es schafften, ihn zu töten, konnte sie das Kopfgeld vergessen. Schnell war auch sie auf den Beinen. Nicht, um Thorin zu töten, sondern um Bill und seinen Partner aufzuhalten. Sie steuerte geradewegs auf die Beiden zu, als plötzlich ein grau gekleideter Mann im Gasthaus auftauchte und sich sofort neben Eichenschild setzte. Ilèyns Blick fiel sofort wieder auf Bill, welcher direkt den Rückzug angetreten hatte. Er war bereits zur Tür raus, bevor sie in irgendeiner Art reagieren konnte.
"Gandalf.", murmelte sie vor sich hin, während sie sich einen neuen Platz suchte. Mittlerweile war sie neugierig geworden. Warum trafen sich ein Istar und ein Zwerg in einer der heruntergekommendsten Taverne in ganz Bree? Ilèyn wurde bewusst, dass es hier um weit mehr ging, als um ein simples Kopfgeld. Besonders als der bärtige Alte und der Zwergenkönig begannen, sich angeregt zu unterhalten wusste Ilèyn, dass sie unfreiwillig Teil von etwas größerem geworden war. Etwas, wovon sie jederzeit aussteigen konnte. Doch das war gar nicht ihre Absicht. Schließlich wurde es endlich mal spannend.
Ilèyn erspähte ein ähnliches abgeranztes Stück Leder in des Zauberers Händen und wusste, dass nun auch Thorin von der Belohnung auf seinen Kopf aufgeklärt war.
So wenig sie an diesem Abend auch ausrichten konnte, so hatte sie immerhin den Zauberer bis hierher verfolgen können. Doch ob sie das in ihrem Vorhaben nun weitergebracht hatte, wagte sie langsam zu bezweifeln.

Sie befand sich noch immer im Auenland, zumindest am äußersten Rand davon. Mittlerweile war es dunkel geworden. Zum ersten Mal war Ilèyn wirklich ratlos.
"Verdammt...", knurrte sie, zückte das Stückchen Leder, auf welches das Kopfgeld gekritzelt war, warf es zu Boden und setzte sich an den seichten Hang eines Hügels auf der linken Wegseite.
Einen Moment hörte sie in die Stille der Nacht hinein.
Es war zwecklos. Vielleicht war das ganze hier einfach viel zu groß für sie.
Wenn sie jetzt nach Bree zurückkehren würde, würde sie vielleicht noch ein paar Aufträge einheimsen können. Es würde zwar länger dauern und nicht annähernd so viel Geld bringen, aber was blieb ihr für eine andere Wahl.
Gerade als sie sich nach Bree aufmachte, begegnete sie einer düsteren Gestalt, welche geradewegs dorthin zu laufen schien, wo sie gerade herkam.
Als die beiden sich passierten, murrte jene Gestalt eine knappe Begrüßung. Auf Zwergisch. Ilèyn beachtete den Gruß nicht und lief ohne ein Wort an der Person vorbei.
Einen Moment.
Zwergisch?
Ilèyn wirbelte herum und sah den Zwerg in der Dunkelheit verschwinden.
Garantiert kein Kopfgeldjäger, so selbstverständlich wie er hier durch die Gegend marschierte. Was also machte er hier bei den Hobbits im Auenland?
Sie hörte ihn ein Lied summen, was ihr nur all zu bekannt war, bis er zu weit entfernt war und seine Stimme von der Stille verschluckt wurde.
Dieses Lied.
Ilèyn hatte es schon einmal irgendwo gehört.
Es erinnerte sie an die Momente, in denen es ihr Vater vorgesungen hatte. Es hatte immer eine besondere Bedeutung für sie gehabt, insbesondere seit ihr Vater... nun ja... Ilèyn schüttelte hastig den Kopf.
An ihren Vater zu denken oder an ihre Mutter... dazu war nun wirklich der falsche Zeitpunkt.
Dieser Zwerg der ihr eben entgegengenommen war, musste zweifellos in Verbindung mit Eichenschild stehen. Nur in welcher? Sie ging ein paar Schritte zurück, bis sie wieder vor dem eben weggeworfenen Lederstückchen stand. Sie ging in die Hocke, nahm es in ihre Hände und betrachtete es.
Ob sie an Eichenschilds Kopf herankommen würde oder nicht, dieser Zwerg führte etwas im Schilde. Und sie würde herausfinden, was es war. Dass der Zauberer involviert ist und einen Hobbit anheuern wollte... und dass sich bewaffnete Zwerge ins Auenland schleichen... nun beginnt es aufregend zu werden.
Mit einem abenteuerlustigen Grinsen stopfte Ilèyn das Leder in eines der zahllosen Täschchen an ihrem Gürtel.
Vielleicht würde sie für diese Nacht noch ein freies Zimmer in einem Gasthaus finden, morgen musste sie auf jeden Fall ausgeschlafen sein.
Auf ihrem Weg zurück nach Bree sang sie das Lied, früher vorgesungen von ihrem Vater, vor sich hin.

Über die Nebelberge weit
Zu den Höhlen tief aus alter Zeit,
Da ziehn wir hin, da lockt Gewinn
An Gold und Silber und Geschmeid.

Wo einst das Reich der Zwerge lag,
Wo glockengleich der Hammerschlag
Manch Wunder weckt, das still versteckt
Schlief in Gewölben unter Tag.

Das Gold und Silber dieser Erd
Geschürft, geschmiedet und vermehrt.
Sie fingen ein im edlen Stein
Das Licht als Zierrat für das Schwert.

An Silberkettchen Stern an Stern,
Des Sonn- und Mondlichts reiner Kern,
Von Drachenblut die letzte Glut
Schmolz ein in Kronen großer Herrn.

Über die Nebelberge weit
Zu Höhlen tief aus alter Zeit,
Dahin zieh ich in aller Früh
Durch Wald und Wetter, Not und Leid.

Aus goldnen Bechern, ganz für sich,
Da zechten sie allabendlich
Bei Harfenklang und Chorgesang,
Wo manche Stunde schnell verstrich.

Und knisternd im Gehölz erwacht
Ein Brand. Von Winden angefacht,
Zum Himmel rot die Flamme loht.
Bergwald befackelte die Nacht.

Die Glocken läuteten im Tal,
Die Menschen wurden stumm und fahl.
Der große Wurm im Feuersturm
Sengt ihre Länder schwarz und kahl.

Die Zwerge traf das Schicksal auch,
Im Mondschein stand der Berg in Rauch.
Durchs Tor entflohn, sanken sie schon
Dahin in seinem Feuerhauch.

Über die Nebelberge hin
Ins wilde Land lockt der Gewinn.
Dort liegt bereit seit alter Zeit,
Was unser war von Anbeginn.

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