Geduckt und bedacht setzte Bilbo Beutlin einen Fuß vor den anderen, er drang immer weiter in das Waldstück vor. Was er nicht wusste, neben ihm in den Bäumen sprang eine weitere Gestalt von Ast zu Ast, um mit ihm mitzuhalten.
Ilèyns Neugier durfte nicht ihre Vorsicht übersteigen, sie musste weiterhin verborgen bleiben.
Mittlerweile war das Knurren und das polternde Lachen der Trolle eindeutig zu hören. Definitiv mehr als einer, dachte Ilèyn.
"Hrrrrr, gestern Hammel, heute Hammel.", donnerte eine tiefe, rauhe Stimme, "Und verdammich, wenns morgen nicht schon wieder Hammel gibt!"
Ilèyn überholte Bilbo in den Bäumen, und erreichte eine von einem Feuer beschienene Lichtung, welche von drei gewaltigen Trollen ausgefüllt wurde.
"Hör auf zu quaken.", rief da der eine, "Das sind keine Hammel! Das hier sind frische Gäule!"
Die Biester hatten verschrumpelte Haut, schlechte Zähne, kleine Augen und knubbelige Finger. Bekleidet waren sie mit zerschlissenem Leder.
"Trolle, wie sie im Buche stehen.", murrte Ilèyn ganz leise und beobachtete genau, was auf der Lichtung vor sich ging.
Die vermissten Ponys machte die Zwergin hinter einem provisorisch errichteten Zaun direkt hinter den drei Schauergestalten aus. Der dritte im Bunde gab einen angeekelten Ton von sich.
"Pferd mag ich nicht. Mocht ich noch nie! Ist nicht genug Fett dran."
"Immer noch besser als zäher alter Bauer. Der war ja nichts außer Haut und Knochen.", entgegnete der Troll, welcher in dem riesigen Kessel herumrührte, "Hab ich immer noch zwischen den Zähnen."
Ilèyn hatte einen Baum erreicht, welche vom Schein des Feuers nicht erreicht wurde und kletterte wenige Zentimeter nach unten auf den sich unter ihr befindlichen Ast. Sie war nun etwa auf Augenhöhe mit den Trollen und verbarg sich hinter dem Stamm des Baumes. In diesem Moment nieste der Troll, welcher sich in ihrem Sichtfeld genau gegenüber zu ihr befand und jagte Ilèyn derartig einen Schreck ein, dass sie fast vom Ast gerutscht wäre.
Zu ihrer Linken bewegten sich die Büsche und Ilèyn erspähte den Hobbit, welcher sich mittlerweile so weit herangepirscht hatte, dass er nun entdeckte, wo die Ponys abgeblieben und gefangen waren. Die Zwergin verstand nicht, wie der Hobbit vorhatte, diese Ponys zu befreien. Die Trolle würden ihn zerquetschen und das nicht einmal mitbekommen.
Ilèyns Aufmerksamkeit wurde wieder auf die Trolle gelenkt, welche sich mittlerweile ziemlich in die Haare bekommen hatten. Der Troll mit dem großen Kochlöffel packte einen seiner Gefährten an der Nase und ermahnte ihn, irgendetwas nicht noch einmal zu tun. Der gerügte Troll ließ sich zurück auf den Stein plumpsen, auf welchem er die ganze Zeit gesessen hatte und schnäuzte nun laut und lang in sein Taschentuch. Ilèyn verzog angewidert das Gesicht.
Erneut wurde sie von Bilbo abgelenkt, welcher mittlerweile einen großen Bogen um die Trolle herum schlug und sich langsam an den Zaun heranschlich.
Ilèyn ertappte sich dabei, wie ein leichter Anflug von Besorgnis ihr Bewusstsein erreichte. Schnell wischte sie ihre Gedanken beiseite. Dieser Hobbit war nur hinderlich, warum hatte sie ihn nur bis hierher verfolgt. Sie hatte einen Auftrag zu erfüllen!
Sich jetzt davonzustehlen war jedoch ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt. Bilbo hatte den Zaun erreicht und suchte die Stricke nach einem Knoten ab.
"Ich hoffe, du nimmst die Gäule richtig aus.", sagte der Troll, welcher Ilèyn gegenüber war und wandte sich genau in die Richtung, in welcher Bilbo bei den Ponys hockte. Dieser reagierte und... nun ja... versteckte sich im Schatten der Ponys hinter dem Zaun.Hatte der ein Glück, dass Bergtrolle nicht die schnellsten und klügsten waren. Von ihrer nicht vorhandenen Sehschärfe mal abgesehen.
Der Troll mit der Kelle verpasste seinem Kameraden mit eben jener einen Schlag auf den Kopf und befahl ihm, sich hinzusetzen. Ilèyn beobachtete den Hobbit, welcher begann, vor dem Zaun entlangzukriechen, direkt auf den mittleren Troll zu.
Was hatte er vor?
Wieso brachte er sich in Gefahr?
Ilèyn traute ihren Augen kaum. Sie spürte wie sich jeder Muskel in ihrem Körper anspannte. Der Hobbit erreichte den Troll, welcher gerade aufstand, nur um sich einen Moment später wieder auf seinen Stein fallen zu lassen.
Die Zwergin hatte den Hobbit aus ihrem Blickfeld verloren. Was kam jetzt?
Der Troll in der Mitte holte zu einer weiteren Niesattacke aus, griff hinter sich und schnäuzte sich erneut die Nase, nur um kurz danach einen entsetzten Schrei hören zu lassen.
"Potzendreier! Bert, Bert! Guck, was mir aus dem Zinken geflutscht ist! Es hat Arme und Beine und alles!"
Erst jetzt konnte Ilèyn es richtig erkennen. In der Hand des Trolles, begleitet von unappetitlichen Nasenflüssigkeiten, lag Bilbo Beutlinm starr wie eine Säule und blickte geschockt in die Augen der grässlichen Kreaturen über ihm.
Diese blickten mit ihren hässlichen Gesichtern zurück.
"Was ist das?", fragte der eine Troll.
"Ich weiß nicht.", entgegnete der Zweite, welcher immer noch den Hobbit in Händen hielt, welcher begann, sich in den übergroßen Trollfingern zu winden.
"Aber es ist eklig, wie es herumzappelt!", Mit diesen Worten ließ der Troll den Hobbit unsanft auf den Boden fallen.
Ilèyn wagte sich nach vorne, sodass sie nun den Baumstamm im Rücken hatte. Sie ging in die Hocke und zog einen Pfeil.
Bilbo rappelte sich auf und taumelte nach hinten. Einer der Trolle richtete sein Messer auf den Hobbit.
"Was bist du?", fragte er, "Ein übergroßes Eichhörnchen?"
"Ich bin ein Meister- ähm, Hobbit!", antwortete Bilbo unruhig.
"Ein Meisterhobbit?", fragte der erkältete Troll.
Ilèyn schlug sich mit der flachen Handfläche gegen die Stirn.
"Kann man ihn braten?", kam es von dem Dritten.
"Wir könnens ja versuchen!", Der Zweite versuchte nach dem Hobbit zu greifen. Bilbo duckte sich weg und versuchte in den Wald zu flüchten, wo er direkt dem ersten Troll vor das Messer lief. Dieser schubste ihn nun zurück auf die Lichtung.
"Der gibt doch bloß einen Happen, da bleibt nicht mehr ohne Haut und Knochen!"
Der dritte Troll schaltete sich wieder ein: "Vielleicht sind noch mehr Meisterhobbits in der Nähe. Dann könnten wir Pastete machen!"
Bilbo stolperte zwischen den Trollen herum und versuchte eilig einen Weg von der Lichtung zu finden. Als er unter den Beinen des einen Trolls durchschlüpfte und an den Ponys vorbei in den Wald entwischen wollte, wurde er von einem der anderen Trolle an den Beinen gepackt und kopfüber in die Luft gehoben.
"Hab ich dich!" sagte der Troll triumphierend.
Ilèyn spannte die Sehne ihres Bogens leicht an und festigte ihren Stand auf der glatten Baumrinde.
"Haben sich noch mehr von euch hier versteckt, wo sie nichts zu suchen haben?"
fragte der Troll mit vorgehaltenem Messer.
"Nein.", antwortete Bilbo kleinlaut.
Der zweite Troll kam an ihn herangetreten "Er lügt!" sagte er.
"Nein, tu ich nicht!", rief der Hobbit panisch.
Ilèyn spannte ihre Bogensehne bis zum Anschlag, als Ziel ihres Pfeilen die Augen des Trolles, welcher den Hobbit in die Luft hielt.
"Halten wir doch seine Zehen übers Feuer. Ich will, dass er plärrt!"
Der Moment bevor Ilèyn den Pfeil abschießen konnte, wurde gefüllt von einem lauten Schrei, welcher definitiv nicht von einem der drei Trolle kam. Ilèyn blickte hastig nach unten. Ein junger Zwerg, einer der beiden, welche Ilèyn gerade eben noch im Wald mit dem Hobbit beobachtet hatte, kam aus dem Gebüsch gerannt und schlug auf den ersten Troll ein, welcher ihm vor die Nase kam. Er richtete den Fuß und die Zehen des erkälteten Trolls böse zu, bis dieser auf einem Bein hüpfend zur Seite taumelte.
"Lass ihn runter!", rief der Braunhaarige an den Troll gewandt, welcher Bilbos Beine weiterhin fest umklammert hatte. Erneut spannte Ilèyn ihren Bogen.
"Wie war das?", entgegnete eben dieser Troll.
Ilèyn schoss.
Der Pfeil traf mit aller Wucht in die Schulter des Trolles, welcher sich verwundert und vor Schmerzen brüllend zu dem Baum umwandte, von welchem der Schuss kam. Ilèyn erhob sich auf dem Ast, legte bereits den nächsten Pfeil auf die Sehne.
"Er sagte", Sie spannte die Sehne erneut, bis sie die Befiederung des Pfeiles an ihrem rechten Ohr spürte.
"Lass ihn runter!", Der nächste Schuss traf den Troll im Handrücken. Aus Schmerz öffnete der Troll die Hand und Bilbo fiel ein zweites Mal zu Boden.
Der braunhaarige Zwerg und Ilèyn blickten sich für einen Bruchteil einer Sekunde an, eine Mischung aus Entschlossenheit und Überraschung lag in seinen Augen, als er auf den Baum hinaufsah.
Dann ertönte auch schon wildes Gebrüll und eine Horde Zwerge kam aus dem Unterholz und begann direkt, mit Hämmern, Schwertern, Äxten und Beilen auf die Trolle einzuprügeln. Sofort ging Ilèyn in die Knie und beobachtete das Spektakel von dem Ast aus.
Sie erspähte Eichenschild in dem Gewusel, wie er zusammen mit drei anderen Zwergen die Füße und Beine des einen Trolles bearbeitete. Ilèyn war nun ihrem Ziel so nah, sie konnte es nicht zulassen, ihr Kopfgeld an so etwas wie einen Troll zu verlieren. Doch Eichenschild jetzt zu erschießen, war der falsche Weg. Sie musste den Zwergen helfen.
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✓ | Vergissmeinnicht ~ Fili FanFiction / Hobbit FanFiction / Fili FF
FanfictionAbgeschlossen ✓ "Auch du wirst irgendwann heimkehren." Zögernd öffnete sie eine der schweren Holztruhen. Der Deckel knarzte laut, als er nach hinten klappte. Ein staubiger Umhang. Münzen. Briefe. Rostige Nägel. Zumindest ein paar brauchbare Dinge. ...