Fili öffnete die Augen.
Es war noch dunkel, alles war ruhig. Die Musik des Festes eine Etage weiter oben war schon lange verstummt, wann genau hatte er nicht wirklich mitbekommen.
Wie spät war es?
Es musste ziemlich früh am Morgen sein.
Der Zwerg lag auf dem Rücken und starrte nach oben. Es hatte angefangen zu regnen, was im Norden ziemlich ungewöhnlich war, da es fast ausschließlich Schneefall gab, und der Wind drückte die Tropfen gegen das kleine Zimmerfenster, entfernt war der Donner zu hören. Langsam begann es auch in dem Zimmer nach Regen zu riechen, denn Mahal sei Dank hatte Ilèyn es gestern mit seiner Hilfe geschafft, das Fenster doch noch irgendwie aufzubekommen.
Leise seufzend richtete er sich vorsichtig auf, dabei fiel sein Blick auf Ilèyn neben ihm. Sie lag auf dem Bauch, die Hände unter ihrem Kopf verschränkt, die Augen geschlossen. Ein kleines Lächeln schlich sich auf sein Gesicht und er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Kurz zuckte er zusammen, als er das kalte Holz an seiner Haut spürte. Er konnte seinen Blick nicht von ihr nehmen, seine Hand wanderte langsam zu ihr und er strich ihr sanft und langsam über den nackten Rücken.
Das einzige Licht, was den Raum nur sehr sehr spärlich erhellte, kam von einigen wenigen Kerzen, welche auf einem an der Wand befestigten Holzbrett Platz gefunden hatten.
Unter seinen Fingern spürte Fili, wie sich Ilèyns Brustkorb langsam und gleichmäßig hob und senkte. Ihre weiche Haut wurde immer wieder von mehreren rauen, tieferen Narben durchzogen wurde. Schwert- und Messerhiebe, dessen war er sich sicher. Manche kleiner, manche größer, die meisten nur noch sehr schlecht sichtbar, doch einige waren für den Zwerg auch in dem wenigen Licht eindeutig zu sehen. Runde Narben in ihrem Rücken, wie... Einschusslöcher. Eines hatte knapp die Lunge verfehlt. Die anderen waren an ihrer Schulter, an ihrem rechten Arm und unterhalb der Rippen. Sie musste einen ziemlich heftigen Pfeilhagel überstanden haben. Knapp überstanden. Einige der Pfeile schienen Widerhaken gehabt zu haben, die Narben, die diese Pfeile hinterlassen hatten, waren etwas größer und die Haut war deutlich beschädigter.
Als Fili die Decke noch etwas zurückschob, erschienen noch einige wenige Narben an Ilèyns Hüfte und ihrer Taille. Der Zwerg legte die Stirn in Falten und atmete leise besorgt aus. Er griff wieder nach der Decke und legte sie über Ilèyns Körper. So sehr er sie gerne weiter einfach nur angesehen hätte, war er froh, dass sie tatsächlich noch schlief und wollte nicht riskieren, dass sie durch die Kälte wach wurde.Fili tastete neben dem Bett nach seiner Hose. Als er sie zu fassen bekam, stand er vom Bett auf und schlüpfte schnell hinein. Dann sah er sich nach seinem Gürtel und seinem Oberteil um.
"Ich glaube, das liegt beides hier drüben.", kam es da leise und amüsiert hinter seinem Rücken. Fili wandte sich um. Ilèyn hatte sich nicht bewegt, ihr Kopf ruhte noch immer auf ihren Händen, sie hatte nur die Augen geöffnet und beobachtete ihn.
"Sicher?", fragte er schmunzelnd.
Ilèyn stützte sich langsam auf ihre Ellenbogen und schaute kurz auf ihrer Seite am Bett herunter.
"Ziemlich sicher.", kicherte sie. Als sie kurz danach bemerkte, wie er sie musterte, griff sie nach der Decke, die etwas weiter heruntergerutscht war, zog sie sich nun bis ganz über die Schultern und ließ sich wieder auf den Bauch sinken. Fili lächelte und sah sie liebevoll an.
"Du bist auch eingewickelt in eine übergroße Decke wunderschön, Amrâlimê.", sagte er wissend und lief um das Bett herum.
"Wohin willst du...?", fragte Ilèyn leise.
"Ich weiß es nicht.", gab Fili zu und hob seinen Gürtel vom Boden auf "Ich... hatte gehofft, du würdest noch etwas Schlaf bekommen und wollte dich nicht wecken."
"Dann hättest du nicht aufstehen dürfen.", antwortete die Schützin und sah zu ihm auf.
Der Zwerg hielt inne und sah ihr in die Augen. Dann fiel sein Blick auf das kleine Fenster, der Tagesanbruch war noch einige Stunden entfernt, noch immer regnete es draußen.
"Nun...", sagte er dann, "Da hast du wohl recht."
Zufrieden grinsend rutschte Ilèyn etwas zur Seite und Fili gesellte sich wieder zu ihr. Ilèyn drückte sich so fest an ihn, wie es nur ging, als fürchtete sie, er würde vershwinden, wenn sie ihn loslassen würde. Sie legte ihren Kopf auf seinen Brustkorb und lauschte seinem Herzschlag, sein gleichmäßiger Atem ließ sie wieder etwas schläfrig werden.
"Dein Onkel wird nicht begeistert sein...", sagte sie leise und zog mit ihrem Finger und mit bereits geschlossenen Augen kleine Kreise auf seiner Brust, "Er mag mich nicht und er ist wirklich schlecht darin, das zu verbergen."
"Ich kümmere mich nicht darum, was mein Onkel darüber denkt.", antwortete Fili.
Ruhig strich er ihr durch das Haar und atmete ihren Duft ein, ihre warme Haut auf seiner Haut ließ sein Herz schneller schlagen.
"Thorin hat kein Recht sich zwischen uns zu drängen. Mach dir keine Sorgen.", seine Stimme wurde immer leiser, als er bemerkte, dass Ilèyn einschlief.
In seinen Armen fühlte sie sich so zierlich und sanft an. Und obwohl er wusste, dass sie es ihm versuchen würde auszureden, schwor er sich, sie zu beschützen, mit allem, was er hatte und wenn es sein musste, mit seinem Leben. Er sprach es nicht aus, doch er gab ihr dieses Versprechen und besiegelte es mit einem langen und sanften Kuss auf ihre Stirn.
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✓ | Vergissmeinnicht ~ Fili FanFiction / Hobbit FanFiction / Fili FF
FanfictionAbgeschlossen ✓ "Auch du wirst irgendwann heimkehren." Zögernd öffnete sie eine der schweren Holztruhen. Der Deckel knarzte laut, als er nach hinten klappte. Ein staubiger Umhang. Münzen. Briefe. Rostige Nägel. Zumindest ein paar brauchbare Dinge. ...