「 Kapitel 5 」

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Das Licht der aufgehenden Sonne hatte sich noch lange nicht seinen Weg durch die Baumkronen gebahnt, als Ilèyn erwachte.
Es war eine sehr unruhige Nacht gewesen, das Schreien der Orks hatte man bis hierher gehört und immer wieder hatte es die Zwergin aus ihrem Schlaf hochschrecken lassen. Dennoch wurden sie nicht durch die Anwesenheit einer dieser abscheulichen Kreaturen gestört. Möhrchen war die ganze Nacht über ruhig geblieben, zu Ilèyns Erleichterung. Ein erschöpftes Pony konnte sie nun wirklich nicht brauchen.
Geschlafen hatte sie eingeklemmt zwischen den dicken großen Wurzeln der Bäume. Nun, wenn man das als Schlaf bezeichnen konnte. Ausgeruht fühlte Ilèyn sich nicht sonderlich. Sie begann, sich aus ihrem Nachtlager hinauszuarbeiten. Ihr Rücken und ihr Nacken schmerzten.
"Nie wieder.", stöhnte sie, als sie sich nach oben stützte. Sie rieb sich den Nacken und sah nach Möhrchen. Sie wollte sich wirklich nicht mehr lange hier aufhalten, da sie bestimmt nicht weiterhin so viel Glück hatte und früher oder später von den Orks entdeckt werden würde, wenn diese beginnen würden, die Gegend auszukundschaften. Wenn das passieren sollte, würde ihre Feuerstelle von heute Nacht nicht unentdeckt bleiben.
"Hey mein Freund...", murmelte sie verschlafen und strich Möhrchen ruhig über die Nüstern. Sie band ihn von dem Ast los, an dem sie am Vorabend den langen Strick festgebunden hatte, der an Möhrchens Geschirr befestigt war.
Viel zusammensuchen musste sie nicht, schließlich hatte sie im Wald nicht ein ganzes Lager aufschlagen können.
Nun war es wohl zu gefährlich, auf der Straße weiterzureisen. Ein langer Ritt abseits der Wege stand Ilèyn nun bevor. Sie konnte nur hoffen, die Spur der Zwerge irgendwo zu finden. Sollte dies nicht passieren, wäre sie umsonst den weiten Weg angetreten und hätte sich umsonst unnötig in Gefahr gebracht.
Ilèyn ritt durch Wälder, über Wiesen und Weiden, während sie immer weiter darüber nachdachte, wie wahrscheinlich es überhaupt wäre, dass sie mit ihrer Vermutung Recht behalten sollte.
Innerlich verfluchte sie sich bereits wieder. Wie konnte man nur so kurzsichtig irgendwelchen Vermutungen folgen? Und wenn sie die Zwerge auf ihrem Weg nach Osten nun doch nicht finden würde, wo sollte sie wieder zur Suche ansetzen?

Die Sonne senkte sich bereits wieder, es war später Nachmittag geworden. Ilèyn hatte immer noch nichts von zwei Zwergen oder einem Zauberer sehen können, geschweige denn von einem Hobbit. Felsen erhoben sich zu ihrer Linken,davor ein Wald. Die Zwergin ritt auf einer grünen Wiese entlang, sie hielt sich jedoch vorsichtshalber am Waldrand. Es war zwecklos. Sie würde umkehren müssen und nach anderen Hinweisen und Spuren suchen müssen, um doch noch irgendwie an das Kopfgeld zu kommen. Ilèyn stieg von Möhrchens Rücken und lehnte sich gegen einen der Bäume. Sie sah dem Pony dabei zu, wie es etwas von dem saftigen grünen Gras fraß. Etwas weiter entfernt machte Ilèyn ein zerfallenes Haus aus. Diejenigen Leute, welche dort gewohnt hatten, zogen wohl mehr unfreiwillig aus.
Die Nacht würde sie wohl noch hier verbringen müssen, bis sie sich wieder auf den Weg zurück machen könnte. Immerhin gab es hier anscheinend keine Orks. Über diese Kreaturen hatte sie lange gegrübelt. Aus welchen Gründen würden Orks zur Wetterspitze aufbrechen? Warum waren sie so zahlreich? Was für Ziele verfolgten sie? Oder wen?
Die Zwergin atmete entnervt tief ein. In letzter Zeit dachte sie einfach viel zu viel nach. Warum konnte sie nicht einfach diesen Zwerg töten und das Kopfgeld einstreichen. Wo lag das Problem?
Sie wusste wo das Problem lag. Sie wusste es ganz genau. Doch wollte sie es sich nicht eingestehen.

Ein tiefes und herzhaftes Lachen riss sie aus ihren Gedanken. Sofort richtete Ilèyn sich auf, zog Möhrchen von der Wiese und in den Schutz der Bäume.
Sie kraulte ihn langsam und beruhigend hinter den Ohren, damit er ja keinen Laut von sich gab.
Diese ganze Versteckerei war durch das Pony nur noch schwerer geworden. Ilèyn musste sich einen lauten Seufzer verkneifen. Sie lugte durch die Äste und durch das Gestrüpp auf die Wiese vor ihr. Eine Gruppe berittener Wanderer erschien, angeführt von einem ernst dreinblickenden Mann mit schwarzem Bart. Ein ganz in grau gekleideter Mann mit spitzem Hut stach aus der Gruppe heraus, er überragte sie um ein paar Köpfe.
Einen Moment.
Ilèyn kniff die Augen zusammen und beobachtete die Gruppe. Das waren keine Wanderer oder Händler. Das waren Zwerge. Und der große Mann war niemand geringeres als dieser Zauberer, Gandalf.
Ilèyns Blick fiel wieder auf ihren Anführer.
"Thorin Eichenschild.", murmelte sie. Ihre Beute befand sich vor ihren Augen. Zu Ilèyns Bedauern befand er sich in der Begleitung von einem Zauberer. Und nicht zu vergessen von... Wie viele waren das? Zwölf Zwerge? Ilèyn zählte zweimal nach. Tatsächlich, zwölf weitere Zwerge. Und diese maßlos überforderte Gestalt dort, das war Bilbo Beutlin, das erkannte die Zwergin sofort.
Also hatte dieses Schlitzohr von Zauberer wirklich einen Hobbit dazu überreden können, sich auf "ein Abenteuer", wie er es genannt hatte, zu begeben. Schön und gut, doch wer waren all diese anderen? Ilèyn wurde wütend, langsam löste sich ihr Plan mehr und mehr in Luft auf. Mittlerweile war sie sich jedoch sicher, diese Zwerge planten etwas weitaus Größeres, als ein einfaches Abenteuer.
Sie beobachtete die Gruppe beim Aufschlagen eines Lagers, einige bereiteten eine Feuerstelle vor. Immer wieder huschte ihr Blick zwischen den Zwergen hin und her, einer unterschiedlicher als der andere und bunt gemischt wirkten sie eher wie ein Karnevalsverein und nicht wie Krieger im Dienste eines Zwergenkönigs. Sie entdeckte eben jenen im Gespräch mit dem Zauberer in den Ruinen des kleinen Häuschens. Der Spitzhut redete und redete, während Eichenschild immer wütender wirkte. Urplötzlich wirbelte der Zauberer herum und schritt eilig davon, wobei er primär den Hobbit fragend zurückließ, während die Zwerge weiterhin ihren Aufgaben nachgingen. Ilèyn erspähte zwei junge Zwerge dabei, die Ponys aller in den Wald zu führen. Die Zwergin entfernte sich gezwungenermaßen etwas weiter von der Gruppe, um nicht entdeckt zu werden, büßte hierbei einiges an Sichtfeld ein.
So würde das nicht funktionieren, sie musste sich etwas überlegen. Tiefer in den Wald wollte sie nicht gehen, da sie Angst hatte zu verpassen, wenn die Truppe wieder aufbrach. So schlich sie mit Möhrchen den Waldrand entlang und entfernte sich immer weiter von den Zwergen, bis sie eine geschützte Stelle fand, wo sie ihr Pony lassen konnte und bis auf den Einbruch der Dunkelheit warten konnte. Die Zwerge wirkten nicht, als würden sie besonders bald wieder aufbrechen, somit sah Ilèyn ihre Chance, in der Nacht zuschlagen zu können. Sie würde still und leise den König köpfen und schnell das Weite suchen. Für manch einen würde das unmöglich sein, doch Ilèyn war bereits sehr geübt in derlei Angelegenheiten.
Sie band Möhrchen an einem herunterhängenden Ast fest, suchte etwas Gras und Pflanzen im Wald zusammen, welche sie vor dem Pony anhäufte. Verhungern musste ihr Begleiter auf jeden Fall nicht.

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