58 | Schockstarre

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„Fahr schneller, Ryan! Fahr schneller!", sagte ich aufgebracht und ging mir gestresst durch die Haare. Während mein Herz wie wild pochte und mein ganzer Körper zitterte, legte Ryan seine Hand auf meine Schenkel und sah mich besorgt an. Ich versuchte mich zu beruhigen, doch ich konnte es einfach nicht. Die ganze Zeit musste ich an die weinende Stimme von meiner Mutter am Telefon denken. Als ich ihre ängstliche und zitternde Stimme gehört hatte, bin ich sofort aus dem Bett aufgestanden und hab mich anzogen. Sie sagte, dass sie Angst hatte und dass sie Hilfe braucht. Dann wurde das Handy von ihr weggenommen und die Leitung brach ab. Ich rief nochmal an, aber keiner nam an. Und ich könnte auf alles wetten, dass mein ekelhafter Vater damit zu tun hat.

Wenn er ihr auch nur ein Haar gekrümmt hat, bring ich ihn eigenhändig um.

Als dann Ryan endlich das Auto vor meinem Haus stoppte, wartete ich keine einzige Sekunde und sprang aus dem Auto. Zwar rief mir Ryan hinterher, doch ich hörte nicht auf ihn und rannte auf meine Haustür zu. Mit voller Panik versuchte ich diese zu öffnen, doch als sie bemerkte, dass sie geschlossen war, klopfte ich wie eine Verrückte drauf.

„Mum! Mach die Tür auf!", schrie ich besorgt und kickte frustriert mit meinem Fuß gegen diese verdammte Tür, die einfach nicht aufgehen wollte.

„Lass mich mal.", sagte plötzlich Ryan und zog mich an der Schulter zurück. Er ging dann vor und stoß mehrmals und sehr heftig gegen die Tür. Und tatsächlich brach die Tür leicht auf und Ryan kickte mit seinem Bein dagegen, wodurch diese Tür dann komplett aufging.

Okay... Damn.

Erst war ich sichtlich beeindruckt von Ryan's Kräfte, doch riss mich schnell wieder zusammen. Ich stoß ihn zur Seite und rannte schnell in das Haus. Dieses war unglaublich dunkel und verdächtig still.

„Mum?!", schrie ich wieder laut auf und blickte mich besorgt im Haus um. Doch keiner war zu sehen. Ryan machte das Licht an, woraufhin man endlich was erkennen konnte. Und als ich bemerkte, wie viele Sachen kaputt auf dem Boden lagen, riss ich meine Augen auf und klatschte meine Hand vor meinem Mund.

„Nimm das. Ich schau oben nach.", sagte Ryan und drückte mir eine Vase in die Hand, damit ich mich wahrscheinlich zu Not verteidigen konnte. Dann rannte er auf die Treppen zu und diese hoch, während ich mich sofort im Wohnzimmer und in den Fluren umsah. Aber nirgends war sie zu finden.

„Mum!", schrie ich nochmal lauter auf und betrat dabei die Küche. Und als ich sah, wie auch hier alles durcheinander gebracht war, schluckte ich schwer auf. Doch als ich dann ein leichtes Jammern und aufschlucken hörte, rannte ich schnell um die Kücheninsel und erkannte sie endlich dort.

Wie sie in der Ecke auf dem Boden saß und weinend nach unten blickte. Erleichtert seufzte ich auf, stellte die Vase auf der Kücheninsel ab und eilte schnell zu ihr runter.

„Mum! Ich bin da, ja? Bitte, weine nicht.", sagte ich traurig zu ihr und umarmte sie fest von der Seite. Diese schniefte laut auf und krallte sich sofort an meinem T-Shirt fest.

„Es tut mir so leid, Adelina. Ich hätte auf dich hören sollen.", sagte sie mit zitternder Stimme und sah mich mit Tränen in den Augen an. Ich strich ihr diese sofort weg und sah sie warm lächelnd an.

„Ist schon gut, Mama. Was ist überhaupt passiert? Hat dir dieser Bastard was angetan?!", fragte ich sie wütend, woraufhin sie bedrückt nach unten blickte.

„Mum, sag mir, was passiert ist.", sagte ich und sah sie besorgt an. Sie blickte daraufhin wieder zu mir hoch, doch ihr Blick glitt hinter mir und sie riss ihre Augen daraufhin auf. Erschrocken drehte ich mich um und erkannte meinen Vater, der mit einem Messer hinter uns stand.

„Fass sie nicht an!", schrie meine Mutter aufgebracht auf und wollte sofort aufstehen, doch schaffte es nicht, da ihre Beine zu schwach waren. Dieser Psycho, der angeblich mein Vater sei, kniff seine Augen zusammen und rannte dann plötzlich auf uns zu. Er wollte mir das große Messer in den Bauch rammen, während ich im Schockzustand ihn nur in die Augen blicken konnte. In dem Moment sah ich schon wieder mal den Tod vor meinen Augen. Und das diesmal wegen meinem eigenen Vater. Gerade wollte er das Messer in mich rammen, da stoß ihn plötzlich jemand gewaltsam zur Seite und riss ihn auf den Boden. Mit großen Augen sah ich zu Ryan, der das Messer aus der Hand von meinem
Vater nahm und es dann in die letzte Ecke schmiss. Mein Vater konnte sich nicht mal wehren, da verpasste Ryan ihm mehrere Fäuste ins Gesicht, wobei meine Mutter ihre Augen schmerzhaft zusammen kniff.

Irgendwann verlor mein Vater dann seine Kraft und schloss seine Augen endgültig. Ryan stand von ihm außer Atem auf und blickte dann sofort zu mir. Ich sah von dem Körper von meinem Vater auf ihn und schluckte schwer auf.

„Ist er-?", fragte ich Ryan leise, woraufhin er mit dem Kopf schüttelte. Er stand schnell auf und kam zu meiner Mutter und mir geeilt.

„Geht es euch gut?", fragte er uns besorgt und sah, ob ich irgendwo eine Verletzung hatte. Ich nickte daraufhin perplex mit dem Kopf und stand auf meine Beine auf, wobei mir Ryan half. Dann nahm ich die Hände von meiner Mutter, die immer noch wie verrückt Tränen vergoss, und half ihr auch auf die Beine.

„Lass uns erstmal rausgehen.", sagte Ryan und packte meine Mutter schnell von der Seite, da sie selber nicht gescheit laufen konnte. Dann blickte ich nochmal auf den bewusstlosen Körper von meinem Vater und nickte einverstanden mit dem Kopf. Dann führten wir beide meine Mutter aus dem Haus und brachte sie zu seinem Auto. Meine Mum hielt sich erschöpft am Auto fest und blickte mich dabei mit Reue in ihren Augen an.

„Bitte, verzeih mir.", sagte sie weinend, woraufhin ich sie sofort in meine Arme nahm und sie fest zu mir drückte.

„Ich bin so eine ekelhafte Mutter. Es tut mir so leid.", sagte sie mit bebender Stimme und weinte immer mehr. Ich selber musste sogar meine Tränen unterdrücken müssen, da mir das alles einfach zu viel wurde. Langsam blickte ich hoch zu Ryan, der mich besorgt anblickte. Schnell wischte ich mir eine kleine Träne weg und entfernte mich wieder von ihr.

„Ist schon gut, Mama. Hauptsache es geht dir gut.", sagte ich, woraufhin sie mich dankend schwach anlächelte. Ich presste meine Lippen zusammen, atmete tief ein und aus und riss mich wieder zusammen. Ich muss jetzt verdrängen, dass mein Vater mich versucht hat umzubringen und muss jetzt für meine Mutter da sein. Sie braucht jetzt meine Unterstützung.

„Was ist überhaupt passiert? Hat er sie versucht zu verletzten?", fragte Ryan, wobei meine Mutter bedrückt auf den Boden blickte.

„Er ist total ausgerastet, als ich ihn versuchte umzustimmen, dich wieder nach Hause zu bringen. Ich hab dich wirklich vermisst, Adelina. Ich wollte dich einfach unbedingt wieder bei mir haben.", sagte meine Mutter traurig, wobei ich ein Stechen in meinem Herzen spürte.

„Er ist danach total ausgerastet und hat alles kaputt gemacht.", sagte sie und brach wieder in Tränen auf. Sofort nahm ich sie wieder in meinem Armen und strich ihr beruhigend über den Rücken.

„Kannst du die Polizei rufen?", fragte ich dann Ryan, der erst überrascht mich anblickte und dann einverstanden nickte. Während ich meine Mutter versuchte zu beruhigen, ging Ryan kurz zur Seite und rief die Bullen an. Diese kamen dann auch nach paar Minuten und verhafteten meinen Vater, der immer noch bewusstlos war. Während unsere Nachbarn neugierig alles aus der Ferne beobachteten, redeten meine Mum und ich mit den Polizisten und klärten alles auf.

Und wir erstatteten eine Anzeige.

Nachdem die Polizisten mit meinem Vater weg waren, brachte ich meine Mutter ins Bett, die auch sofort in paar Minuten mit Tränen in den Augen einschlief. Ich strich ihr langsam eine Strähne aus dem Gesicht und deckte sie dann mit der Decke zu. Seufzend stand ich dann aus dem Bett auf und verließ leise ihr Zimmer. Erschöpft lief ich dann die Treppen runter und erkannte sofort Ryan, der paar Scherben aus dem Boden aufräumte.

„Du musst das nicht machen.", sagte ich leise, woraufhin er die Scherben auf den Tisch ablegte und sofort zu mir kam. Ohne auch eine Sekunde zu warten, nahm er mich sofort in die Arme und drückte mich fest in die Arme. Auch wenn ich es nicht wollte, brach ich in Tränen aus und krallte mich fest an seinem T-Shirt fest.

Wann können endlich die schlimmen Dinge aus unserem Leben verschwinden und uns in Ruhe lassen? Haben wir denn keine Ruhe und Glück verdient?

Wir sind doch auch nur noch Kinder.

BECAUSE OF YOU Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt