Kapitel 3

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Pov Yamaguchi

Nachdem die Tränen endlich versiegt waren stieß ich die Tür auf und ging zum Waschbecken. Kaltes Wasser ins Gesicht half doch immer ein wenig.
Gerade als ich nach einem Handtuch greifen wollte öffnete sich die Tür und Sugawara kam herein.
Er stoppte abrupt, als er mich dort so sah, über dem Waschbecken mit wahrscheinlich noch total roten,verheulten Augen.
Schnell schloss er die Tür und kam auf mich zu. "Hey, Yamaguchi, ist alles okay?" "Klar" antwortete ich mit einem leisen Schniefer und wischte mir hastig über meine Augen. "Es ist nichts. Ich wollte sowieso gerade wieder zum Unterricht, die Pause ist ja gleich schon vorbei." Ich lächelte Sugawara noch einmal kurz zu, wobei ich hoffte, dass es nicht zu gequält wirkte, und verschwand dann schnell aus den Toiletten.
Shit! Ich hoffte ehrlich, Sugawara machte sich nicht allzu viele Gedanken, aber so wie ich ihn einschätzte würde er mich ab jetzt ziemlich genau im Auge behalten. Ich wusste, dass er es nur gut meinte und ich mochte es ja auch, wenn bei ihm mal wieder die Mutter des Teams durchkam, aber momentan konnte ich es einfach nicht gebrauchen, dass genau auf mich geachtet wurde. Ich hoffte einfach, dass er meinen Schlafmangel, die Unkonzentriertheit und mein immer weiter verschwundenen Appetit nicht bemerkte.

Als ich endlich wieder in unserem Klassenraum ankam, klingelte es gerade zur nächsten Stunde und ich war froh darüber nicht zu spät gekommen zu sein. Ich versuchte Tsukki und Yumi so gut es ging zu ignorieren und nahm Platz, um die letzten Stunden über mich ergehen zu lassen.

Nachdem ich auch diese Zeit überstanden hatte, trottete ich hinter Tsukki zur Sporthalle. Yumi war schon nach Hause gegangen, um für eine Prüfung zu lernen und darüber war ich verdammt froh. Auch wenn ich mich für diese Gedanken hasste, waren sie doch da und ich konnte sie nicht abstellen.
Ich fühlte mich ein wenig zittrig, während ich so neben Tsukki herlief. Vermutlich, weil ich nicht genug gegessen hatte, aber ich hatte einfach keinen Appetit.
"Hey sag mal Yamaguchi, geht es dir gut? Du wirkst total unkonzentriert und überhaupt gar nicht mehr so lebhaft." Tsukkis Stimme klang monoton wie immer, aber ich zuckte heftig zusammen. Verdammt, hatte er es doch so deutlich gemerkt? Ich schaffte es also nicht einmal richtig meine Situation vor ihm zu verbergen?
"Äh, ich bin wahrscheinlich einfach nur müde. Ich habe gestern ein bisschen lang gelernt und ich war danach irgendwie total fertig." antwortete ich und kratzte mich verlegen am Hinterkopf. "Hm." machte er nur und öffnete die Tür, die zu unserem Clubraum führte. Drinnen waren schon Kageyama und Hinata am Streiten und ich schob mich möglichst unauffällig an ihnen vorbei.

Ich wollte mich eigentlich nicht vor den anderen umziehen. Die paar Wunden, die mein Vater mir mal zugefügt hatte waren alle schon längst verblasst, aber ich hasste meinen Körper trotzdem. Ich war viel zu mager und hatte überhaupt keine gut trainierten Muskeln, wie es bei den anderen der Fall war.
Ich legte also meine Tasche besonders langsam ab und begann im Schneckentempo meine Schuhe auszuziehen. Bisher hatte ich so immer die Zeit verzögern können, bis die anderen fertig waren und schon einmal vorgingen. Heute schien mein Plan allerdings nicht wirklich aufzugehen, denn Tsukki stand abwartend in der Tür und schaute mich genervt an. "Kommst du jetzt?" Verdammt, sonst wartete er doch auch nicht extra auf mich. "Ich komm gleich nach, geh du schon einmal vor. Ich muss noch kurz auf Toilette." Mir fiel in diesem Moment einfach keine bessere Ausrede ein, also musste ich mal wieder auf die gute alte Toilette zurückgreifen.
"Ja, aber beeil dich!" damit verschwand Tsukki glücklicherweise aus der Tür und ich nutze die paar Minuten, bevor der Rest und vor allem Sugawara eintreffen würden. Ein Gespräch mit ihm wollte ich gerade um jeden Preis vermeiden.
Als ich fertig war huschte ich schnell rüber zur Turnhalle. Hinata und Kageyama hatten schon aufgebaut und schlugen unermüdlich einen Ball nach dem anderen. Tsukki stand nur am Rand und ließ ab und zu eine fiese Bemerkung über den König fallen.
Ich gesellte mich zu ihm und lächelte ihn an. "Wollen wir auch schon anfangen?" "Ja" antwortete er nur, aber das war einfach seine Art.

Auch während des Trainings hatte ich Probleme mich zu konzentrieren. Ständig wanderten meine Gedanken zum bevorstehenden Trainingscamp.
Vielleicht sollte ich einfach so tun, als wäre ich krank. Dann könnten Tsukki und Yumi ihre tolle Zeit haben und ich musste wenigstens nicht zu schauen. Und nerven könnte ich so auch nicht.
Andererseits wollte ich dabei sein, um meine Aufschläge und auch meine Annahmen zu üben. Sowas konnte man eben doch am besten in einem Trainingscamp.
Verdammt, aber das würde ich doch niemals aushalten. Sie jede Minute in seiner Nähe zu wissen und das ganze auch noch aus nächster Nähe beobachten zu dürfen.
Ich versuchte nicht loszuheulen und mich auf das Spiel zu konzentrieren, aber als ich meinen Aufschlag machen sollte, versemmelte ich ihn ziemlich unspektakulär indem ich den Ball voll ins Netz schlug.
Ich wurde sofort wieder ausgewechselt. Ich fühlte mich mies. Es war nur ein Spiel innerhalb unserer Mannschaft, aber wenn ich nicht einmal hier Punkten konnte, wie sollte das denn dann bei richtigen Spielen werden?

Während die anderen weiter spielten entschuldigte ich mich leise bei Ukai damit, irgendetwas vergessen zu haben und schlich aus der Halle. Ich hielt es wirklich nicht mehr aus. Wie hatte ich das bloß die ganze letzte Woche geschafft?!
Ich ließ mich an der Wand der Turnhalle herunter rutschen und starrte in den Himmel. Eine Träne rollte meine Wange hinab. Ich heulte viel zu viel. Das war absolut nicht cool.
Andererseits wusste ich nicht was ich anderes machen sollte.
Es war zum Verzweifeln. Ich hatte mich in meinen besten Freund verliebt, aber er hatte eine Freundin. Und die war auch noch so toll. Ich wollte doch nur, dass Tsukki glücklich war, aber warum hieß das nur, dass ich mein Leben hassen musste?
Dabei sollte ich mich eigentlich für ihn freuen. Ich war ein schrecklicher bester Freund.
Und ich hasste mich dafür.

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