Pov Yamaguchi
Ich stand nun also auf dem Dach unserer Schule.
Es war ein recht kühler Tag und eine sanfte Brise fuhr durch mein Haar.
Der Himmel war bedeckt mit grauen Wolken und einige nasse Tropfen landeten bereits auf meinem Haar. Dieser Regen störte mich nicht. Er war sogar recht willkommen.
Genau so ein Wetter hatte ich mir immer für den Tag gewünscht, an dem ich sterbe.
Jetzt war es soweit. Endlich.
Ich fühlte mich seltsam erleichtert. Es gab nun nichts mehr, was mich noch kümmern musste.
Für diesen einen Moment fühlte ich sie. Die Freiheit nach der ich mich schon mein ganzes Leben gesehnt hatte.
Bisher war es ein unmöglich zu beschreibendes Gefühl gewesen. Es war nicht in Worte zu fassen, ich konnte es nicht erklären.
Einmal hatte ich es versucht:
'Dieses Gefühl. Ich weiß nicht wie man es nennt, denn Fernweh trifft es nicht ganz. Ich möchte nicht um die Welt reisen oder so. Ich mag mein zu Hause. Aber es ist auch keine Abenteuerlust. Ich bin nicht besonders mutig oder ausdauernd und bei einem wahrhaftigen Abenteuer könnte ich wohl nie bestehen. Ich denke, am leichtesten zu verstehen ist das Gefühl, wenn ich es einfach beschreibe: Es ist das Gefühl, das einen überkommt, wenn man abends, wenn nicht mehr viele Menschen unterwegs sind, aus dem Fenster sieht und in den Himmel schaut. Dort sind nur noch ein paar dunkle Wolken vor der untergehenden Sonne zu sehen, deshalb leuchten ihre Ränder auch orange-gelb. Man denkt, wie schön es doch wäre, wenn man fliegen könnte, der Wind durch das Gesicht peitschen würde und man diese Freiheit spüren könnte. Eine Zeit ohne Sorgen zu verbringen und nie wieder zurückkehren zu müssen.
Und dann überkommt einen die Schwere der Realität, denn man weiß doch, dass es nie dazu kommen würde. Und man wendet sich vom Fenster ab und vergisst, was man dachte, als man die dunklen Wolken vor dem Licht der untergehenden Sonne sah.'
Vielleicht ging das auch nur mir so. Ich wusste es nicht und würde es wohl auch nie erfahren.
Aber es war ein wunderschönes Gefühl.Ich schloss meine Augen und atmete tief ein. Ich nahm alles viel deutlicher wahr. Die Vögel, welche zwitscherten, das Rauschen der Blätter im Wind und die Luft selbst, die sanft über mein Gesicht und durch mein Haar strich.
Ich wollte den letzten Schritt gehen. Ich wollte den Fall spüren. Ich wollte verdammt nochmal sterben.Und dann spürte ich plötzlich eine unheimliche Kraft, die mich nach hinten zog und ich riss die Augen auf.
Ich war nicht im Stande mich zu bewegen oder etwas zu sagen, ich konnte nur dort, auf dem Dach unserer Schule liegen und in den Himmel starren. Der Regen fiel nun auf mein Gesicht und ich hörte jeden einzelnen Tropfen auf dem Boden aufkommen.
Alles war kalt und dieses Prasseln, das sie verursachten, dröhnte in meinen Ohren.
Ich war nicht tot. Warum? Warum hatte ich es nicht geschafft?
Ich atmete noch einmal tief ein und aus und schloss meine Augen. Ich wollte das nicht mehr.
Ich wollte doch nur, dass es aufhörte.Leider musste ich meine Augen doch wieder öffnen, denn jemand rüttelte an meinen Schultern und schrie meinen Namen.
Es hörte sich an, als würde der jenige in ein Kissen schreien und auch das Rütteln fühlte ich nur leicht, aber trotzdem hielt es mich davon ab das Bewusstsein zu verlieren.
Ein wenig ärgerte es mich. Wenn ich noch nicht sterben durfte, hätte ich doch wenigstens Ohnmächtig werden können.Ich blinzelte und das erste was ich erblickte waren goldene Augen. Aber sie sahen ganz verzerrt und traurig aus. Ich wollte meine Hand ausstrecken und das Gesicht über mir berühren, ich wollte die Person besänftigen, ihr sagen, dass alles gut sei. Aber mein Arm rührte sich nicht. Ebenso wenig wie meine Beine.
Aus diesen wunderschönen Augen fiel Träne um Träne auf meine Wangen und es tat mir Leid nichts tun zu können.Ich versuchte den Mund zu öffnen und einen Ton herauszubringen. Wenigstens klappte das beim dritten Anlauf.
"Was ist denn los?"
Meine Stimme war leise und sanft und meine einzige Aufmerksamkeit galt diesen Augen. Sie fesselten mich und ich wollte wissen, warum sie so sehr weinten.Ich hörte, wie jemand auf meine Frage antwortete, aber ich verstand nicht was gesagt wurde.
Also flüsterte ich nur: "Es gibt keinen Grund traurig zu sein. Lass mich bitte einfach hier liegen, ich möchte den Regen genießen."Aber plötzlich merkte ich, wie mich jemand in seine Arme zog und ich spürte wie sehr die Person zitterte und schluchzte. Das brachte mich zurück. Ich konnte meine Arme und Beine wieder bewegen und fing an den Rücken der Person auf und ab zu streichen.
Ich realisierte, dass ich gerade beinahe gestorben war.
Aber das rückte in den Hintergrund als mir bewusst wurde wer mich davon abgehalten hatte. Es war Tsukki gewesen.
Er lag gerade weinend in meinen Armen und drückte mich so fest an sich, dass ich langsam immer schlechter Luft bekam.Was machte er hier? Warum weinte er? Was sollte das alles?
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Don't worry, I'm fine!
FanfictionYamaguchi kämpft seit der Trennung seiner Eltern mit schweren Schuldgefühlen. Er lässt sich zwar nichts anmerken, aber eine Person hilft ihm unbewusst trotzdem enorm. Kei Tsukishima, sein bester Freund. Yamaguchi hat sich schon vor einiger Zeit in...