Kapitel 14

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Pov Yamaguchi

Während des Spiels mit der Nekoma stand ich größtenteils nur am Rand.
Aber nach einigen Punkten wurde ich endlich eingewechselt.
Ich hatte viel für einen solchen Moment trainiert und tatsächlich traf mein Aufschlag zweimal hintereinander. Tsukki lächelte mir beinahe unmerklich zu und ehrlich gesagt brachte mich das ziemlich aus dem Konzept. Tsukki lächelte fast nie und schon gar nicht mir zu.
Sein Lächeln war doch so schön und sah richtig niedlich aus.
Ein wenig fühlte ich mich ermutigt und wollte den nächsten Aufschlag rein machen, doch leider konnte Yaku ihn dieses Mal annehmen.
Er spielte ihn zwar etwas unsauber zu Kenma, doch der nahm ihn souverän an und passte zu Kuroo, welche mit voller Wucht angriff.
Unglücklicherweise stand ich seinem Angriff im Weg.
Ich versuchte diesen Ball anzunehmen. Tatsächlich berührte ich ihn mit den Unterarmen und der Ball war wieder in der Luft. Kurz war ich erleichtert und grinste. Mein Training hatte also doch etwas genützt.

Doch dann drehte ich mich um und sah Tsukkis entsetztes Gesicht. Ich blickte langsam nach unten und sah, dass meine Jacke langsam immer dunkler wurde.
Jetzt merkte ich auch den Schmerz, den die natürlich noch nicht verheilten Schnitte verursachten und zuckte zusammen.

Ich wurde ausgewechselt, nachdem Tanaka den Punkt geholt hatte, stolperte vom Spielfeld und stütze mich an die Wand.
Oh shit, das tat wirklich verdammt weh. Ich musste irgendwo hin, wo ich meine Arme in Ruhe behandeln konnte.
Ich blickte mich um und stellte mit Erleichterung fest, dass niemand meine Arme bemerkt hatte. Niemand, außer Tsukki.
Er kam auf mich zu und wollte offensichtlich mit mir reden, aber ich konnte doch jetzt nicht mit jemandem sprechen. Ich hätte sofort angefangen zu heulen.

Als er bei mir ankam stand ich aber immer noch am selben Fleck und konnte mich nicht bewegen.
Er nahm mich an der Hand und zog mich Richtung Tür.
Im Vorbeigehen sagte er irgendetwas zu Daichi, aber ich hörte nicht zu.

Er zog mich in den Waschraum und befahl mir: "Ärmel hoch!"
Seine Stimme klang konzentriert und kalt und ich begann wieder zu zittern.
"Ich kann nicht. Ich möchte nicht." Ich musste wohl sehr verzweifelt geklungen haben, denn er antwortete diesmal sanft und weich: "Ich möchte dir helfen, Tadashi. Egal, was du da auch an deinen Armen hast, es ändert nichts daran wie wir zueinander stehen, okay?"
Ein warmer Schauer lief mir beim Klang meines Vornamens über den Rücken.
Trotzdem hatte ich Angst ihm meine Wunden zu zeigen.
Ich hatte das Gefühl, wenn er es erst gesehen hatte, dann wollte er nichts mehr mit mir zu tun haben und hielt mich wahrscheinlich für einen seltsamen, ekelhaften Typen. Außerdem, selbst wenn er das nicht tat, würde sich sicherlich etwas zwischen uns ändern. Er würde mich anders ansehen oder mich anders behandeln. Ich wollte das nicht. Ich wollte in diesem Moment nur von ihm umarmt werden. Egal, was für Konsequenzen das haben würde.

Als habe er meine Gedanken gelesen zog er mich an sich und legte seine Arme um mich.
"Es ist alles gut, Tadashi. Du musst dich nicht mehr zusammenreißen.
Ich verurteile dich wegen nichts, du kannst mit mir reden. Über alles."
Er legte seinen Kopf auf meinem ab und ich genoss diese Umarmung.
Mitten in seinem Satz hatte ich begonnen zu weinen und Träne um Träne durchnässte wieder einmal sein Shirt.
Ich schluchzte ungehemmt in seine Schulter und wollte doch gleichzeitig nicht, dass er mich schon wieder so sehen musste.

Meine Schluchzer wurden mit der Zeit leiser und schließlich vergingen sie gänzlich. Auch meine Tränen wurden weniger und Tsukki drückte mich vorsichtig ein Stück von sich weg.

"Darf ich bitte deine Arme sehen?"
Ich nickte widerwillig und öffnete meine Trainingsjacke. Sie war ohnehin an den Ärmeln schon total blutdurchtränkt.
Schließlich saß ich nur noch im T-Shirt vor ihm und drehte meine Arme zu ihm.

Beschämt blickte ich zu Boden, um seinen entsetzten und angewiderten Blick nicht sehen zu müssen.
Halb erwartete ich, dass er aufstand und den Raum mit Worten wie "ugh, was ist denn bei dir falsch" oder so verließ.

Doch er erhob sich nicht und auch sonst gab er keinen Laut von sich.
Langsam hob ich meinen Blick und sah ihm in die Augen.
Sein Blick ruhte auf meinem Gesicht und ich erschrak, als ich leise Tränen sah, die sein Gesicht hinunterflossen.
Ich hatte Tsukki glaube ich noch nie weinen gesehen und das er jetzt, in so einer Situation damit anfing konnte ich einfach nicht glauben.

Meine Hand bewegte sich wie von allein und ich strich ihm mit meinen Fingern die Tränen aus dem Gesicht.
"Was ist denn los?" Meine Stimme war sehr leise, ich wollte ihn nicht in Verlegenheit bringen, aber nichts sagen konnte ich auch nicht.

"Es tut mir so Leid!" Es war das erste Mal, dass ich Tsukki so niedergeschlagen und traurig erlebte, dabei kannten wir uns doch schon so lang.
Und wofür entschuldigte er sich eigentlich? Wenn, dann müsste ich mich doch entschuldigen.
"Warum entschuldigst du dich denn?" sprach ich also meine Gedanken aus.

"I-ich... Ich hab nichts getan. Während du gelitten hast habe ich es übersehen, hab mich damit herausgeredet, du würdest mir aus dem Weg gehen und ich müsste dir Freiraum geben, dabei hätte ich für dich da sein müssen." Diesmal war er es, der schluchzte und ich zog ihn in eine weitere Umarmung.
"Das ist doch nicht deine Schuld!" rief ich beinahe schon aus. "Wenn, dann bin ja wohl ich Schuld. Du hast doch nichts Verwerfliches gemacht!" Ich versuchte ihn zu beruhigen und streichelte hoffentlich entspannend seinen Rücken, bis seine Tränen schließlich auch versiegten.

Nachdem wir uns voneinander gelöst hatten und er sich ein wenig Wasser ins Gesicht gespritzt hatte, glücklicherweise stand neben uns ja ein Waschbecken, begutachtete er meine Arme aufs Neue.
Er nahm sich ein Handtuch, was ebenfalls glücklicherweise im Waschraum zu finden war, und begann vorsichtig das Blut abzutupfen.
Nachdem meine Arme wieder halbwegs sauber waren und nicht mehr allzu stark bluteten, erhob er sich.
"Ich komme gleich wieder, bleib bitte hier." Damit war er aus der Tür.

Ich schaute zu Boden. Wo wollte er denn hin?
Vielleicht hatte er endlich bemerkt, wie schrecklich ich war und ihm war eingefallen, dass er hier gerade den Typen verarztete, der seine Beziehung mehr oder weniger direkt zerstört hatte.
Ach, komm schon, wenn das so wäre hätte er ja wohl nicht geweint und dich umarmt, oder?
Verdammter Mist, jetzt diskutierte ich auch noch mit mir selbst.

Aus irgendeinem Grund brachten mich diese Gedanken wieder zum heulen und so saß ich auflöst auf dem Fußboden des Waschraums und hoffte, dass mich niemand so finden würde.

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