Pov Yamaguchi
Nach dem Training, welches diesmal recht ereignislos aber gut verlief, ging ich schnell nach Hause, um pünktlich zum Abendessen da zu sein.
Ich wollte schließlich einen guten Eindruck beim neuen Freund meiner Mutter hinterlassen.
Tatsächlich war ich ein wenig aufgeregt, dabei konnte der neue Typ ja nur netter sein als mein Dad.Ich schloss die Tür auf und mich empfing ein etwas süßlicher Duft nach angebratenem Hähnchen und Mango.
Das bedeutete Mum hatte ihre super leckere Mangosoße gemacht, die perfekt zu Hähnchen und Reis passte.
Ich musste kurz grinsen, als in meinem Kopf die Bilder ihrer ersten Versuche auftauchten. Damals hatte sie versucht sich von der Trennung abzulenken und jeden Tag neue Rezepte ausprobiert, die alle leider nur halb oder gar nicht funktioniert hatten. Wir haben dann immer gemeinsam versucht das Essen noch zu retten, aber einmal war es so verbrannt, dass wir uns Pizza bestellen mussten. An diesem Abend hatte sie das erste Mal seit dem mein Vater sie verlassen hatte wieder richtig gelacht und für diesen Moment hatte ich das Gefühl gehabt es könnte alles wieder besser werden.Als ich die Küche betrat lächelte sie mir entgegen und reichte mir drei Teller. "Würdest du die vielleicht auf den Tisch stellen? Danke!"
Ich deckte also den Tisch, bis jemand an der Tür klingelte.
Meine Mum sprang auf und rannte schon beinahe zur Tür. Wieder musste ich schmunzeln. Sie musste den Typen wohl echt gern haben.
Ich hörte wie sie sich im Flur unterhielten und dann betrat meine Mutter wieder das Esszimmer, gefolgt von ihrem neuen Freund.Er war groß, hatte schwarze etwas lockige Haare und trug eine Brille.
Insgesamt sah er sehr gut aus. Ich erhob mich und reichte ihm die Hand.
Sein Händedruck war stark und beinahe hätte ich erschrocken aufgequietscht, aber ich konnte mich gerade noch so zurückhalten.
Stattdessen lächelte ich ihn an und stellte mich vor.
"Ich bin Haruto Takahashi, du kannst mich einfach Haruto nennen. Schön dich kennenzulernen, Tadashi."
Irgendwas an der Art wie er meinen Namen aussprach gefiel mir nicht.Haruto und ich setzten uns, während meine Mutter das Essen holte.
"Ähm, wie läuft's in der Schule?" fragte er und ich versuchte mir meine Überraschung nicht anmerken zu lassen. Das der echt mit so einer Frage um die Ecke kam hatte ich nicht erwartet.
"Gut" antwortete ich neutral.
Zum Glück kam nach diesen zwei unangenehmen Sätzen auch schon meine Mum mit dem Essen und unser Gespräche, wenn man es denn so nennen kann, war damit auch wieder beendet.Während des Essens unterhielten sich Haruto und meine Mutter viel und mir fiel auf, wie oft und herzlich sie lachte. Es machte mich glücklich, dass sie wieder so lachen konnte.
Ab und zu fragte mich Haruto etwas und ich antwortete mit einem netten Lächeln, aber die meiste Zeit konnte ich in Ruhe das leckere Essen genießen.
Nach einer Weile bemerkte ich Harutos Blick auf mir. Ich schaute ihm eigentlich nicht beabsichtigt in die Augen und für einen kurzen Moment meinte ich so etwas wie Wut darin zu sehen. Kurz darauf lächelte er mich aber wieder warm an und ich zuckte nur beinahe unmerklich mit den Schultern.Nachdem wir fertig gegessen hatten stand meine Mum auf und verließ mit den Worten "jetzt könnt ihr euch ja auch mal kennenlernen" und einem aufmunternden Lächeln in meine Richtung das Esszimmer.
Als sie nicht mehr in Hörweite war beugte Haruto sich rasch zu mir rüber. In seinem Blick stand nun eindeutig Hass und bevor ich irgendwie reagieren konnte, flüsterte er mir ins Ohr: "Tadashi, ich habe deine Mutter wirklich gern, aber dass du da bist ist ein Problem. Du bist die ständige Erinnerung, dass diese wunderbare Frau vor mir schon mal jemanden hatte und diesen Gedanken kann ich wirklich nicht leiden. Hast du schonmal daran gedacht, dass du auch sie an diese schreckliche Ehe erinnerst? Ich meine, sie muss doch wirklich unter deinem Vater gelitten haben und du hälst ihr das jeden Tag mit deinem bloßen Dasein vor Augen." Er zog verächtlich eine Augenbraue hoch. "Also wenn es dir nichts ausmacht, komm mir bitte nur wenn es nötig ist unter die Augen und verzieh dich so oft es geht zu einem deiner Kumpels aus deinem bescheuerten Club, klar?"
Er hatte sehr leise gesprochen, fast schon gezischt, aber seine Worte hatten bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen.Das konnte doch nicht wahr sein. Schon wieder jemand, der mich abgrundtief hasste. Konnte ich denn auch wirklich nie Glück haben?
Aber ich nahm mir vor diese Beziehung nicht auch noch zu zerstören. Meine Mum wirkte seit langem wieder richtig glücklich und konnte in seiner Nähe so viel lachen.
Also nickte ich nur und er lehnte sich zufrieden in seinem Stuhl zurück.
"Also, wie läuft's denn in der Schule so?" wiederholte er die Frage von vorhin. Jetzt klang sie so spöttisch und gar nicht mehr vorsichtig und verlegen.
Diesmal antwortete ich nichts sondern starrte nur die Blumen, die auf dem Tisch standen, an.Haruto war nach einiger Zeit und noch ein paar Gläsern Wein endlich gegangen und ich hatte mich schnellstmöglich in mein Zimmer verzogen.
Nun lag ich auf dem Bett und starrte ins Leere.
Ich hatte keine Ahnung, was ich jetzt machen sollte.
Ich wollte nicht, dass Haruto hier einzog und alles wieder so wurde wie früher. Vielleicht würde er ja auch irgendwann anfangen zu trinken und dann würde es auch für meine Mum wieder böse enden.
Allerdings wirkte sie so glücklich, dass ich ihr dieses Glücksgefühl nicht nehmen wollte.
Seine Worte hallten in meinem Kopf wieder. "Hast du schonmal daran gedacht, dass du auch sie an diese schreckliche Ehe erinnerst?" Ich schluckte. Ja, jeden Tag musste ich daran denken. Aber es nochmal von jemandem so eindeutig zu hören gab mir den Rest.Normalerweise hätte ich jetzt Tsukki angerufen und mit ihm trainiert oder wir hätten irgendwas anderes gemacht um mich abzulenken.
Jetzt hatte ich niemanden, den ich anrufen konnte.
Ich begann zu zittern und obwohl es in meinem Zimmer recht kühl war wurde mir viel zu warm. Ich riss das Fenster auf und versuchte dadurch frische Luft einzuatmen, aber ich hatte das Gefühl immer schlechter atmen zu können.
Ich wankte ins Badezimmer, schloss die Tür ab und ließ mich auf den Boden sinken.Es musste doch irgendetwas geben, was mir helfen konnte.
Ich stand auf und begann nach Medikamenten zu suchen, die mich beruhigen würden, doch statt Tabletten fand ich eine alte Rasierklinge, die mein Dad freundlicherweise hier gelassen hatte.
Ich hatte es bis jetzt noch nie getan. Daran gedacht, ja, aber wirklich eine Klinge in die Hand zu nehmen, das hatte ich mich doch nie getraut.
Jetzt war es mir egal. Mir war alles egal.
Ich wollte nur, dass dieser Schmerz aufhörte und ich wieder atmen konnte.
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Don't worry, I'm fine!
FanficYamaguchi kämpft seit der Trennung seiner Eltern mit schweren Schuldgefühlen. Er lässt sich zwar nichts anmerken, aber eine Person hilft ihm unbewusst trotzdem enorm. Kei Tsukishima, sein bester Freund. Yamaguchi hat sich schon vor einiger Zeit in...