Pov Yamaguchi
Ich saß eine ganze Weile auf dem Geländer, schaute in den Himmel und hörte mein liebstes, trauriges Leid in Dauerschleife.
Nach einiger Zeit konnte ich mich dazu überwinden auf die sichere Seite des Geländers zurück zu klettern und auf die Uhr zu sehen.
20.30 Uhr.
Ich sollte wohl langsam zurück gehen. Eigentlich hatte ich meiner Mutter versprochen um 20.00 Uhr wieder zu Haus zu sein.
Sie machte sich bestimmt Sorgen.Schuldbewusst schloss ich, nachdem ich zu Hause angekommen war, die Tür auf und erwartete eine wütende Mutter. Doch zu meiner Überraschung blieb es still. Ich schlich leise in die Küche und fand dort einen Zettel, auf dem "Tut mir Leid, ich habe leider spontan eine extra Schicht übernehmen müssen! Bin morgen früh wahrscheinlich immer noch nicht zurück.
Frühstück liegt im Kühlschrank,
Viel Spaß in der Schule morgen!" stand.
Ich seufzte nur. So etwas kam nicht selten vor. Ich war es gewöhnt.Langsam machte ich mich auf den Weg zur Dusche und als ich damit fertig war setzte ich mich an den Küchentisch und zwängte mir ein wenig Brot rein. Ich hatte ja schon ein wenig Hunger, nur eben kein Appetit.
Während ich dort so saß las ich meine verpassten Nachrichten.
Tsukki hatte mir geschrieben. Es war eigentlich nichts besonderes, aber aus irgendeinem dummen Grund klopfte mein Herz unnormal laut, als ich sie öffnete.
Schnell schlug dieses Gefühl aber wieder in Schuldbewusstsein um, seine Nachrichten klangen nämlich ziemlich besorgt. Irgendwie war ich etwas verwundert. Warum sorgte er sich denn um mich? Ich musste allerdings zugeben, dass es schon sehr verdächtig war, einfach grundlos vor seinem besten Freund abzuhauen.
Ich wollte ihm ja eigentlich gar nicht aus dem Weg gehen, aber ich hielt es einfach nicht lange bei ihm aus.
Auf seine zahlreichen Fragen, was los sei und warum ich denn abgehauen wäre schrieb ich bloß ein "Meine Mutter hatte mich angerufen und ich musste schnell nach Hause. War nichts ernstes, mach dir keine Sorgen, mir geht es gut!"
Danach legte ich mein Handy beiseite und wollte etwas ablenkendes lesen.Nach etwa zehn Minuten klingelte es an der Tür. Verdammt, wer wollte denn jetzt noch etwas von mir?
Ich hatte wirklich keine Lust noch irgendwie sozial zu interagieren und hatte eigentlich auch vorgehabt mich in der nächsten halben Stunde hinzulegen. Von schlafen konnte nicht die Rede sein, aber wenigstens die Augen schließen und meinem Körper ein wenig Ruhe gönnen. Auch wenn gerade dann meine Gedanken etwas ausarteten.Ich tappte also in Jogginghose und oversize Pullover die Treppe runter und öffnete vorsichtig die Haustür. "Ja bitte" wollte ich eigentlich sagen, aber da hatte Tsukki auch schon die Tür aufgedrückt und hatte sich an mir vorbei in den Flur gequetscht.
Er zog wortlos seine Schuhe aus, ging ins Wohnzimmer, setzte sich mit verschränkten Armen auf das Sofa und schaute mich abwartend an.
Nach einiger Zeit des Schweigens, in der ich einfach nicht wusste, was ich sagen sollte fing er an: "Was soll das? Warum bist du vorhin weggelaufen? Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich das mit dem Anruf schlucken würde, oder?"
Ehrlich gesagt war ich etwas überfordert und stand wie bestellt und nicht abgeholt in der Tür und starrte ihn perplex an.
"Was machst du denn hier?" brachte ich schließlich heraus. "Na was wohl? Ich hab mir Sorgen gemacht."
So kannte ich Tsukki gar nicht und diese Seite machte mir irgendwie etwas Angst. Andererseits durchströmte mich bei seinen Worten ein warmes Gefühl. Sofort ohrfeigte ich mich in Gedanken selbst. Er hatte eine Freundin und so etwas durfte ich einfach nicht denken!
"Warum?" brachte ich nur mühsam heraus. Es war doch eigentlich nichts Neues, dass ich mich mit Tsukki unterhielt, aber gerade war ich heillos überfordert.
"Verdammt Yamaguchi, was ist mit dir los? Seit Tagen bist du total seltsam, kannst dich nicht konzentrieren, triffst keinen Ball und starrst ständig Gedanken verloren in der Gegend rum!" Er war mit jedem Wort etwas lauter geworden und ich zuckte heftig zusammen.
"I-ich... Ich... Mir geht's gut, ehrlich. Ich hab die letzten Tage bloß schlecht geschlafen und..."
"Hör auf!" unterbrach er mich leise.
"Was?"
"Du sollst aufhören mich anzulügen. Ich merk doch, das was nicht stimmt!"
"I-ich kann n-nicht!" Unabsichtlich hatte ich begonnen zu weinen und beschämt drehte ich mich zur Seite und blickte zu Boden. "Ich hab doch gesagt es g-geht mir gut, d-das reicht d-doch." brachte ich noch heraus, dann schluchzte ich haltlos los und die Tränen liefen mir unaufhörlich über das Gesicht. In letzter Zeit heulte ich viel zu oft und Tsukki fragte sich wahrscheinlich gerade, wie er an so eine uncoole Person geraten war.
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Don't worry, I'm fine!
FanfictionYamaguchi kämpft seit der Trennung seiner Eltern mit schweren Schuldgefühlen. Er lässt sich zwar nichts anmerken, aber eine Person hilft ihm unbewusst trotzdem enorm. Kei Tsukishima, sein bester Freund. Yamaguchi hat sich schon vor einiger Zeit in...