Kapitel 12

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Pov Yumi

Das war eine Lüge. Es tat verdammt doll weh.
Kei war mein erster Freund gewesen und dass unsere Beziehung schon nach ein paar Wochen so den Bach runter ging hatte ich mir für meinen ersten Freund so nicht vorgestellt.
Aber es stimmte. Wenn ich ganz ehrlich war hatte ich es schon immer gewusst.
Ich hatte ihn für seine Art bewundert und ich mochte ihn wirklich gern, aber richtig verliebt war ich nicht in ihn. Vielleicht wollte ich mir mit dieser Beziehung beweisen, dass ich auch einen Freund haben konnte, egal was meine Eltern behaupteten.
Sie waren der Meinung ich wäre zu unreif und kindisch für mein Alter und ich sollte mich erwachsener verhalten.

Bei diesem Gedanken musste ich wieder schmunzeln. Eigentlich war ich ja auch recht kindisch. Ich war vorlaut, mein Humor war total schräg und zuhören oder still sitzen fiel mir unglaublich schwer.
Aber gerade deshalb machte mir so einiges mehr Spaß als anderen. Ich nahm vieles auf die leichte Schulter, das war einfach meine Art. Offen, herzlich und Sorgen los.

Ich genoss die Sonne und die Nähe zu Kei. Er hatte mich vor Erleichterung sogar umarmt und das machte mich glücklicher als jeder Kuss von uns.
Ich hatte ihm eigentlich schon als ich neu in die Klasse kam angesehen, dass er etwas für Yamaguchi empfand. Auch wenn er sich das selbst nicht eingestehen wollte konnte man es doch klar und deutlich sehen.
Und doch hatte ich es einfach ignoriert und war mit ihm zusammen gekommen.
Ich war eben egoistisch gewesen.

Mir wurde bewusst, dass ich kein Bedauern darüber empfand, dass wir jetzt wieder getrennt waren, sondern, dass ich nun nicht mehr soviel Zeit mit ihm verbringen konnte.
Aber ich hoffte, er würde mich immer noch als gute Freundin ansehen.

Ich schaute durch halb geschlossene Augen zu ihm rüber. Seine Gesichtszüge schienen viel entspannter als vorher und auf seinen Lippen lag ein leichtes Lächeln.
Es machte mich froh, dass er sich jetzt darüber im Klaren war, was er empfand. Zumindest hoffte ich doch stark, dass es ihm klar war.
Sonst müsste ich ihm noch einmal in den Hintern treten.

Er und Yamaguchi sollten endlich zusammen kommen.

Ich klopfte mir gedanklich auf die Schulter. So viel Reife und Erwachsenheit hätte ich mir gar nicht zugetraut.

Auch ich lächelte still, während wir gemeinsam die Strahlen der aufgehenden Sonne und eine leichte Brise, die meine Haare nach hinten wehen ließ, genossen.

"Du, Kei?" fragte ich nach einiger Zeit.
"Mhm" war seine schlichte Antwort.
"Wollen wir das denn jetzt schon rum erzählen oder sollen wir noch ein wenig warten?"
Unsicher sah er mich an.
"Ich weiß nicht. Was meinst du?"
"Oh" sagte ich mit einem fiesen Lächeln. "Ich würde es sofort erzählen. Wir sagen wir hätten uns im Guten getrennt und dann verkuppel ich dich mit Yamaguchi."
"Alles klar, wenn du den letzten Teil weg lässt, akzeptier ich den Vorschlag." meinte er mit einem müden Lächeln.
"Och, ich dachte ich habe dir gerade dabei geholfen dir deine unendliche Liebe einzugestehen." schmollte ich gespielt und warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
"Ja, ja schon gut. Ich gebe ja zu, dass ich Tadashi sehr gern hab."
"Aha, da haben wir Beweis Nummer eins. Unbeabsichtigtes Nennen des Vornamens deiner großen Liebe." Ich zog meine Augenbrauen hoch und lachte auf, als sein Gesicht einen etwas unnatürlichen Rotton annahm.
"Oh man, das war ja echt peinlich." murmelte er leise und ich musste nur noch mehr lachen.

"Ach Kei, ich darf dich doch weiter so nennen, oder?" fragte ich nun etwas verlegen.
"Hmmm." tat er so, als müsste er nachdenken. Dann sah er mir in die Augen und das erste Mal sah ich sie richtig strahlen. "Weil du es bist."
Ich musste ihn einfach umarmen. Wenn Kei so eine liebe Seite von sich zeigte, dann konnte man sich sicher sein ihm wichtig zu sein. Das hatte ich in den vergangenen Wochen gelernt.
"Danke!" Ich lächelte ihn an. "Danke, dass ich für ein paar Wochen deine Freundin sein durfte."
Er räusperte sich und schob verlegen seine Brille zurecht.

Ich verstand ihn auch so. Es auszusprechen ging nun einmal wirklich über sein Limit der Freundlichkeit hinaus also wedelte ich bloß mit der Hand und erhob mich.
"Komm, es gibt bestimmt gleich Frühstück. Das ist die beste Zeit um ein paar Gerüchte in die Welt zu setzten."
Ich zwinkert ihm kichernd zu und zog ihn wieder ins Gebäude.

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