Pov Tsukishima
Nachdem Yamaguchi gegangen war, setzte ich mich an meinen Schreibtisch, um noch ein wenig für die Schule zu tun.
Aber irgendwie gelang es mir nicht, mich zu konzentrieren. Ständig schaute ich auf mein Handy und ertappte mich immer wieder dabei mir Sorgen um Tadashi zu machen.
Ob es ein Fehler war, ihn einfach so zum Essen mit Haruto gehen zu lassen?
Immerhin war er ja offensichtlich ein schrecklicher Typ und ich hasste ihn auf Anhieb.
Aber Tadashi einfach hier festhalten konnte ich ja auch nicht.Genervt stand ich auf und griff nach meinen Kopfhörern.
Es wäre wohl das beste ein wenig raus zu gehen. Eigentlich mochte ich joggen nicht wirklich, aber in diesem Moment schien es mir das Richtige zu sein, um meinen Kopf ein wenig frei zu bekommen.Ich stellte also den Klingelton meines Handys ab und machte mich auf den Weg.
Während ich so lief versuchte ich meine Gedanken zu ordnen und das klappte zumindest ein bischen, denn als ich wieder zu Hause ankam konnte ich etwas entspannter unter die Dusche gehen.Ich trocknete mich ab und schlüpfte in meine Klamotten. Das warme Wasser hatte mir gut getan und die sich anbahnenden Kopfschmerzen wieder vertrieben.
Ich nahm mein Handy und schaute auf das Display: Eine neue Nachricht von Tadashi.
Etwas besorgt öffnete ich sie. Normalerweise waren seine Nachrichten recht kurz, aber diese hier war ziemlich lang. Das konnte nichts Gutes bedeuten.Ich begann zu lesen. Während des gesamten Textes hielt ich versehentlich die Luft an und beim letzten Satz setzte mein Herz aus.
Was zum Henker wollte er damit sagen?
Er hatte doch nicht ernsthaft vor sich...?
Verdammte scheiße!Ich eilte die Treppen runter und riss die Tür auf.
In der Nachricht hatte irgendwas von Schuldach gestanden, also rannte ich so schnell wie ich noch nie in meinem gesamten bisherigen Leben gerannt war zur Schule. Das Tor war tatsächlich nicht abgeschlossen und ich nahm zwei Stufen auf einmal, als ich die Treppen hoch hetzte.Endlich war ich oben angekommen und stürmte auf das Dach.
Und da stand er. Vor dem Abgrund.
Er hatte die Augen geschlossen und wirkte auf seltsame Weise entspannt.
Es war wie eine andere Welt, in der er sich befand.
Die Szene wirkte ganz surreal, alles um uns herum schien verlangsamt und er wirkte in diesem Moment so unerreichbar und doch auf eine unnahbare Weise wunderschön.
Das Licht der Sonne umhüllte ihn und der Regen schien ihn nicht zu berühren.Ich stolperte und das holte mich zurück in die Realität.
Ich wollte nicht, dass er sprang.
Ich brauchte ihn.
Ein Schrei entfuhr meinen Lippen und als ich einmal damit begonnen hatte, konnte ich nicht mehr aufhören.
Während ich auf ihn zu rannte und die Hand nach ihm ausstreckte rief ich immer wieder seinen Namen.
Ich musste ihn einfach erreichen.
Ich durfte keine Sekunde zu spät kommen.Und dann spürte ich den Stoff seines Shirts und ich packte ihn fest am Arm.
Ich zog ihn mit einem Ruck von der Kante weg und er landete auf dem Rücken.
Ich beugte mich über ihn, um ihm ins Gesicht zu schauen, rüttelte an seinen Schultern und brüllte seinen Namen.
Er sollte verdammt nochmal seine Augen aufmachen.Ich hatte nicht bemerkt, wann ich angefangen hatte zu weinen, aber nun tropften meine Tränen auf sein Gesicht und vermischten sich dort mit dem Regen.
Endlich öffnete er die Augen und für einen Moment war ich erleichtert, aber er schien nicht im Stande zu sein sich zu bewegen. Er schaute mich nur mit einem abwesenden Blick aus glasigen Augen an und es erschreckte mich, wie leblos er dabei aussah.
Aber dann brachte er doch etwas heraus: "Was ist denn los?"Wirklich? War das sein Ernst?
"Was los ist?" schrie ich völlig außer mir. "Du bist gerade beinahe in den Tod gesprungen, das ist los."
Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Alles schien mir weit weg zu sein, ich konnte nur in diese ruhigen Augen schauen."Es gibt keinen Grund traurig zu sein. Lass mich bitte einfach hier liegen, ich möchte den Regen genießen."
Er hatte mich gar nicht wahrgenommen. Wie konnte er nur so etwas sagen?
Natürlich ließ ich ihn jetzt nicht allein. Was redete er da bloß?Ich zog ihn an mich. Ich war so erleichtert, dass er nicht gefallen war, dass ich nicht anders konnte.
Ich wollte ihn zurückholen.
Er begann langsam meinen Rücken auf und ab zu streichen, aber das ließ mich nur umso mehr schluchzten und zittern.
Er war so ruhig und ich weinte mir gerade die Seele aus dem Leib.
Aber es war mir egal. Alles war mir egal, ich wollte ihn nur halten und nie wieder loslassen.Leider war ich gezwungen das doch zu tun, denn er bekam immer schlechter Luft.
Ich drückte ihn ein wenig zurück, in dem ich ihn leicht an seinen Schultern festhielt.
"Tadashi?" Es war das einzige, was ich zustande brachte, aber es genügte völlig.
"Tadashi?"
"Tsukki." Seine Stimme war leise und sie brach, als er meinen Namen erneuert aussprechen wollte."I-Ich... Was? Warum?"
Ich schüttelte bloß den Kopf. Was auch immer er sagen wollte, er brauchte es nicht zu tun.
"Ich bin froh, dass du noch hier bist." sagte ich nur. Große Wort waren nicht meine Stärke, aber ich wusste, dass ich ihm meine Gefühle mitteilen sollte.
Irgendwie musste ich sie also ausdrücken."Tadashi, ich habe deine Nachricht gelesen und bin sofort hergekommen. Du... Du solltest nicht sterben. Ich brauch dich doch und außerdem"
Ich schaute ihm fest in die Augen. Jetzt wollte ich nicht wegschauen, ich musste es ihm sagen, egal ob jetzt der richtige Zeitpunkt war.
"außerdem liebe ich dich doch auch."Ich wartete keine Reaktion ab, sondern nahm ihn wieder fest in den Arm.
Ich wollte ihm helfen.
Ich wollte all seine Probleme wegwischen.
Ich wollte, dass er sich sicher fühlte.
Ich wollte doch nur, dass es ihm gut ging.
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Don't worry, I'm fine!
FanfictionYamaguchi kämpft seit der Trennung seiner Eltern mit schweren Schuldgefühlen. Er lässt sich zwar nichts anmerken, aber eine Person hilft ihm unbewusst trotzdem enorm. Kei Tsukishima, sein bester Freund. Yamaguchi hat sich schon vor einiger Zeit in...