Pov Yamaguchi
Am nächsten Tag standen wir im Laufe des Vormittags auf und machten uns Frühstück.
Ich hatte eigentlich ganz gut geschlafen und war froh nicht allzu müde zu sein.
Überraschenderweise, für vermutlich jeden anderen, war Tsukki derjenige von uns, der besser Kochen konnte, deshalb sah ich ihm eigentlich nur zu.Während wir aßen spürte ich seine besorgten Blicke auf mir und schließlich sagte er: "Ich denke du solltest deiner Mum das erklären."
"Was denn genau? Alles?" Das wollte ich nicht. Sie würde sich schreckliche Sorgen machen und das war nicht meine Absicht.
"Mh. Wenigstens das mit dem Typen."
Er hatte ja recht. Sie sollte das schon wissen.
"Aber so wie ich sie kenne, wird sie sich selbst die Schuld geben und dann kommen wieder alte Gefühle hoch und..."
"Aber denkst du nicht, sie möchte gern wissen, ob ihr gut klar kommt oder nicht? Ich meine sie hat dich doch gefragt, um sich sicher zu sein. Es würde sie doch unglücklich machen, wenn du nicht mehr nach Hause willst und darunter leidest." unterbrach er mich.
Ich nickte. Ein wenig Angst hatte ich schon, aber das musste jetzt sein.Wir machten einen kleinen Spaziergang, bis wir schließlich vor meinem Haus standen.
"Soll ich mit rein kommen?" fragte Tsukki vorsichtig, aber ich schüttelte den Kopf.
"Geh du ruhig wieder nach Hause. Ich schreib dir dann, wenn ich wieder Zeit hab." Ich lächelte ihn schräg an und klingelte dann nach einem tiefen Atemzug an der Tür."Komme!" hörte ich meine Mum rufen und schon riss sie die Tür auf.
"Huch. Tadashi? Ich hatte gedacht, du kommst erst heute Abend wieder."
Ich trat ein und folgte ihr in die Küche.
"Ich muss mit dir reden, es geht um Haruto." Ich riss mich zusammen, um keinen Rückzieher zu machen.
"Apropos Haruto, er wollte eigentlich zwischen 12 und 15 Uhr kommen. Ich hoffe das ist okay. Aber erzähl weiter."
Sie wirkte total abwesend und aufgeregt und ich hatte nicht das Gefühl mit einem ernsten Thema bei ihr weit zu kommen.
Aber jetzt wollte ich es auch zu Ende bringen."Mum? Ich kann Haruto nicht ausstehen. Er hat Dinge gesagt, die mich ziemlich getroffen haben. Dinge darüber, wie gut es dir o-ohne mich ginge. Er meinte er mag dich wirklich sehr, aber ich stände ihm im Weg und würde dich bloß an eine schreckliche Ehe erinnern. Ich hab dir nichts gesagt, weil ich deine Beziehung kein weiteres Mal zerstören wollte, aber ich kann nicht mit diesem Typen unter einem Dach leben."
Die ganze Zeit hatte ich angestrengt zu Boden geschaut und wagte es nicht aufzublicken. Ich wollte nicht das entsetzte und enttäuschte Gesicht meiner Mum sehen müssen. Ich spürte wie sich Wasser in meinen Augen sammelte und schluckte schwer, um nicht weinen zu müssen.Lange Zeit war es still. Ich hörte, wie die Atmung meiner Mum schneller wurde und musste nun gezwungenermaßen in ihr Gesicht schauen.
Ihre Augen waren zwar auf mich gerichtet, aber ihr Blick ging irgendwie ins Leere.
Ich erschrak. Genau so hatte sie ausgesehen, als mein Dad sie verlassen hatte."Mum?" fragte ich vorsichtig und konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.
"E-es tut mir L-leid."
Der unerwünschte Gedanke, ich hätte doch springen sollen, stieg in mir auf und ich bekam wirklich Angst.
Warum musste ich wieder an so etwas denken?
Ich wollte doch gar nicht sterben, oder?
Nein! Ganz sicher nicht!"Tadashi?" sprach meine Mum endlich, aber ihre Stimme klang emotionslos und monoton.
"Ich will das alles nicht noch einmal."
Es war das einzige, was sie sagte, aber mir reichte das völlig.
"Schon gut. Ich kann einfach..." wollte ich gerade sagen, aber sie packte mich an den Schultern.Für einen Moment hatte ich Angst, sie würde mich schlagen, aber stattdessen zog sie mich an sich und ich spürte Tränen auf meine Schulter tropfen.
"Warum hast du nichts gesagt?" schluchtze sie und jetzt war ihre Stimme beinahe überladen mit Emotion.
"Ich hab doch nie gewollt, dass so jemand noch einmal unser Haus betritt! Es tut mir Leid. Immer ziehe ich solche Typen an."
"Schon okay, Mum." Etwas anderes brachte ich gerade nicht heraus.Eine Weile saßen wir einfach nur auf dem Boden und umarmten uns, aber ein Klingeln ließ uns wieder auffahren.
Wir wischten uns die Tränen aus dem Gesicht und standen auf.
Meine Mum eilte schnellen Schrittes zur Tür und öffnete sie leicht.
Ich hörte Harutos Stimme und wir meine Mum begann lauter zu werden.Haruto stieß die Tür auf und betrat unser Haus. Hinter sich schmiss er sie wieder zu und stapfte an meiner Mum vorbei ins Wohnzimmer.
Wütend lief meine Mutter hinter ihm her.
"Was soll das?" kreischte sie.
"Ich lasse mich nicht einfach vor der Tür abservieren." rief er anklagend.
"Das ist mein Haus und das verlässt du jetzt aber ganz schnell. Du bist widerlich. So etwas meinem Sohn anzutun und mir etwas vorzuspielen ist unterste Schublade. Raus! Hau ab und lass dich nie wieder hier blicken." Sie war wirklich wütend.
Aber anstatt meine Mum, sah Haruto mich an.
"Du bist Schuld. Du bist an allem Schuld du dreckiger..." Er stürmte los und packte mich an meinem Shirt.
"Lass ihn los!" schrie meine Mum und zerrte an seinem Arm.Ich starrte ihm in die Augen. Er musste mich wahrlich verabscheuen, so hassgetränkt wie sie waren.
Wütend schubste mich Haruto gegen die Wand und verließ dann mit einem heftigen Schlagen der Tür unser Haus.
"Alles okay mit dir?" fragte mich meine Mum vorsichtig und kniete sich vor mich.
"Ja, mir geht es gut!" Ich lächelte sie aufmunternd an und sie lächelte zurück.
"Jetzt ist er weg." stellte sie fest. "Ich bin froh, dass du es mir gesagt hast. Diese Seite an ihm hätte ich ungern erlebt, wenn wir schon zusammen gelebt hätten."Wir standen auf und gingen in die Küche. Meine Mum machte uns warmen Kakao und ich holte ein paar Kekse.
Den restlichen Tag verbrachten wir dann mit Mums Lieblingsserie und unseren Snacks.Am Abend schrieb ich Tsukki, dass alles gut gegangen war und Haruto so schnell hoffentlich nicht mehr wieder kommen würde.
Er antwortete sofort und ich musste grinsen.Ich war erleichtert, dass sich das alles hatte klären können. Auch wenn es mir für meine Mum Leid tat, war ich auch froh, dass sie nicht wieder mit so einem grausamen Typen zusammen war.
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Don't worry, I'm fine!
FanfictionYamaguchi kämpft seit der Trennung seiner Eltern mit schweren Schuldgefühlen. Er lässt sich zwar nichts anmerken, aber eine Person hilft ihm unbewusst trotzdem enorm. Kei Tsukishima, sein bester Freund. Yamaguchi hat sich schon vor einiger Zeit in...