Pov Yamaguchi
Sie war vor zwei Monaten in unsere Klasse gewechselt. Tsukki und sie hatten sich schon von Anfang an gut verstanden. Es war überraschend, weil er doch sonst nicht viel mit anderen sprach, aber bei ihr redete er häufiger und mehr. Immer öfter saß sie beim Mittagessen bei uns an unserem Platz und Tsukki und sie fanden immer mehr Gemeinsamkeiten.
Es war eine langsame, aber dennoch gut erkennbare Entwicklung gewesen. Zumindest für mich. Alle anderen wirkten so als würden sie gar nichts mitbekommen, aber ich spürte die Veränderung deutlich. Er hatte immer weniger Zeit und trainierte nicht mehr mit mir, wenn wir frei hatten. Er wurde ganz aufgeregt, wenn sie am Spielfeldrand stand und beim Training zu sah. Vielleicht konnte man ihm das nicht ansehen, aber ich merkte es trotzdem. Ich war immerhin sein bester Freund.Ich wusste schon seit wir im letzten Jahr der Mittelschule waren, dass ich etwas für Tsukki empfand, was über die Gefühle eines besten Freunds hinaus gingen, aber als sie in mein Leben trat wurde mir erst richtig bewusst, was ich verloren hatte. Tsukki merkte nichts davon, er war eben einfach verliebt und achtete nicht mehr viel auf mich. Ich wusste, dass er es nicht böse meinte.
Und vor einer Woche waren sie dann offiziell zusammen gekommen. Er hatte es mir auf dem Heimweg erzählt.
Ich hatte gelächelt und ihm alles Gute gewünscht und dabei meine blöden Tränen und den Stich im Herzen unterdrückt. Aber als ich dann zu Hause ankam konnte ich nicht mehr anders. Ich hatte nur noch im Flur gesessen und mir die Seele aus dem Leib geheult. Zum Glück war meine Mutter bis spät in die Nacht arbeiten gewesen und so hatte ich es dann nach ein paar Stunden endlich geschafft mich aufzuraffen und duschen zu gehen. An diesem Abend hatte ich nichts mehr gegessen und mich in den Schlaf geweint.Während ich meinen Gedanken nachhing machte ich mich fertig und verließ das Haus. An der Kreuzung, an der ich immer auf Tsukki wartete, blieb ich stehen. Nach einigen Minuten kam er um die Ecke geschlendert und begrüßte mich mit einem leichten "Morgen." "Guten Morgen, Tsukki!" antwortete ich ihm und setzte ein Lächeln auf. Wir schwiegen, während wir nebeneinander her liefen. Es war eine angenehme Stille und ich genoss sie. Ihm ging es wohl genauso. Als wir schließlich vor unserem Klassenraum ankamen wurde mir leicht übel. Dabei hatte ich das doch die letzte Woche auch schon geschafft.
Ich hielt Tsukki, ohne mir etwas anmerken zu lassen, die Tür auf und folgte ihm einige Sekunden später.
Gott sei Dank war sie noch nicht da und ich konnte mich wenigstens in Ruhe auf meinen Platz fallen lassen, doch einige Minuten später öffnete sie auch schon die Tür. Sie lief zu Tsukki und küsste ihn sanft auf die Wange. "Guten Morgen, hast du gut geschlafen Kei?" fragte sie, wobei sie sich auf seinen Schoß setzte und ihren Kopf an seine Schulter lehnte.
Mir wurde wieder schlecht und ich schaute schnell aus dem Fenster.
Dennoch musste ich ihr Gespräch weiter anhören, das war leider unvermeidbar, wenn ich mir nicht demonstrativ die Ohren zu halten wollte.
"Klar und du, Yumi?" fragte er.
Yumi, das war ihr Name und aus seinem Mund klang er weich und zart.
Wie sehr wünschte ich er würde meinen Namen so aussprechen.
Leicht schüttelte ich den Kopf um diesen schrecklichen Gedanken loszuwerden. Ich wollte seine Beziehung nicht zerstören. Das hatte ich schon einmal geschafft und auch wenn meine Mum mir in der ersten Zeit immer wieder versichert hatte, dass es nicht meine Schuld war, wusste ich, dass sie gelogen hatte. Es war meine Schuld.Endlich kam der Lehrer rein und beendete dieses grausame Gespräch zwischen den Beiden.
Den gesamten Vormittag konnte ich mich nicht konzentrieren. Immer wieder ertappte ich mich dabei, wie ich Gedanken verloren aus dem Fenster starrte, anstatt zuzuhören. Dabei hatte ich das doch echt nötig. Meine Noten waren zwar noch im ausreichenden Bereich, aber gut waren sie auch nicht. Auch wenn meine Mum es nicht zeigte, wusste ich doch, dass sie enttäuscht wäre, wenn ich mich in der Schule verschlechtern würde. Dabei versuchte ich doch ehrlich aufzupassen. Ich kriegte es nur einfach nicht hin.
Nach endlosen Unterrichtsstunden kündigte die Schulglocke endlich die Mittagspause an und ich packte meinen Kram zusammen. Tsukki wartete an der Tür auf mich. Lässig lehnte er an der Wand und unterhielt sich weiter mit Yumi. Als ich schließlich bei ihnen angekommen war, liefen wir los, zu unserem Platz. Bis vor kurzem war es noch der Platz von Tsukki und mir gewesen, aber nun gehörte er auch ihr.
Ich ließ mich auf der Bank nieder und schaute den Zweigen eines Baumes zu, wie sie sich vom Wind leicht wiegen ließen. Plötzlich tippte Yumi mir auf die Schulter. "Und, wie sieht's bei dir aus?" "Äh... Was? Worum geht es?" fragte ich nach, während mein Gesicht wohl schon die Farbe einer Tomate annahm.
"Na, ob du auch zum Trainingscamp mitfährst? Immerhin müsst ihr hart trainieren, damit ihr im nächsten Turnier gewinnen könnt!" Sie lächelte und es war ein wirklich schönes Lächeln. Sie wirkte so unbeschwert und unschuldig und ich verstand, warum Tsukki sich ausgerechnet in sie verliebt hatte.
Gegen eine solche Ausstrahlung hatte ich natürlich keine Chance.
"Ja, klar." Murmelte ich und hob den Blick wieder zum Himmel. Ein wenig freute ich mich sogar auf das Camp. Allein mit dem Team und Tsukki in einem Schlafsaal übernachten, den ganzen Tag trainieren und vielleicht sogar an den Strand gehen. Womöglich konnte ich im Trainingscamp wieder etwas mehr Zeit mit Tsukki verbringen und so unsere Freundschaft wieder etwas richten.
"Ich hab gefragt, ob ich auch mit fahren darf. Ich will mir ja den Posten als Managerin noch etwas genauer anschauen, um festzustellen, ob das etwas für mich ist und ratet mal was Herr Takeda gesagt hat..."
Ich zuckte zusammen. Das hatte ich mit Sicherheit nicht erwartet und mir wurde schon wieder übel.
"Er hat ja gesagt, ganz genau!" Überging Yumi einfach die entstandene Stille. Sie schien sich nicht daran zu stören, dass niemand von uns reagiert hatte.
Mit einem Strahlen drehte sie sich zu Tsukki und küsste ihn auf den Mund. Er erwiederte und flüsterte: "Das freut mich. Es wird sicher ein wunderschönes Trainingscamp!"
Sicherlich nicht! Ich stand auf und entschuldigte mich mit der Ausrede auf die Toilette zu müssen. Im Bad angekommen schloss ich mich in eine Kabine und obwohl ich es nicht wollte und der Zeitpunkt jetzt mehr als unpassend war, fing ich an zu weinen. Still und Leise tropfte Träne um Träne auf meine Hände und schließlich konnte ich auch ein Schluchtzen nicht mehr unterdrücken.
Warum denn auch noch das Trainingscamp? In den letzten Wochen war Volleyball das einzige gewesen, was ich noch mit etwas Freude machen konnte, aber auch das hatte sie mir genommen. Und trotzdem war ich ihr nicht böse. Sie machte Tsukki offensichtlich glücklich und er schien sich bei ihr wohl zu fühlen. Ich musste meine Gefühle hinten anstellen, so war das eben.
Und trotzdem tat es so verdammt weh!
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Don't worry, I'm fine!
FanfictionYamaguchi kämpft seit der Trennung seiner Eltern mit schweren Schuldgefühlen. Er lässt sich zwar nichts anmerken, aber eine Person hilft ihm unbewusst trotzdem enorm. Kei Tsukishima, sein bester Freund. Yamaguchi hat sich schon vor einiger Zeit in...