XLI Nacht, Vers 6: Botschaft der Sterne

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Amaiyah; 10 Jahre nach Noctis' Verschwinden

Amaiyah seufzte und schaute von den Papieren auf ihrem überfüllten Schreibtisch auf, bevor sie sich in ihrem Stuhl zurücklehnte und der Zimmerdecke entgegenblickte.

Die Luft im Raum war muffig und roch nach Staub, doch sie wollte das mit Vorhängen zugezogene Fenster hinter sich nicht öffnen.

Das einzige Licht im Zimmer kam von der kleinen, in regelmäßigen Abständen flackernden Tischlampe. Sie verströmte einen gelblichen Schein und warf lange, knorrige Schatten in den Raum - ein ehemaliger Pausenraum, umfunktioniert in ein kleines Büro.

Normalerweise hatte Amaiyah gegen einige Stunden, bestehend aus Stille und dem Duft nach Papier nichts einzuwenden, doch heute war es anders. Die Atmosphäre war erdrückend, der Kummer groß.

Vor drei Jahren hatten Versat Ionis und seine Anhänger, so wie Lilith und Prompto es geschafft, Galdin Quay einzunehmen und den ehemals luxuriösen Ferienresort so gut es ging wieder aufzubauen.

Sie hatten Handelsrouten errichtet, Materialien zum Wiederaufbau von Lestallum nach Galdin Quay gebracht und das Hotel gesichert. Nach der anschließenden Eroberung und Sicherung von Hammerhead und dem Wiederaufbau der Garage, hatte man den Ort zusätzlich mit speziellen Scheinwerfern und Maschinenteilen beliefern können. Selbst eine Expedition nach Angelgard - auf die Insel der Götter - war ihnen gelungen.

Doch vor einer Woche hatte die Tragödie sie eingeholt: eine Horde Dämonen, größer und stärker als bisher jemand jemals gesehen hatte, hatte Galdin Quay angegriffen. Die Kämpfe waren verbittert, die Opfer unzählig. Amaiyah und Lilith waren ebenfalls vorort gewesen, doch selbst sie hatten nichts an dem Ausgang der Schlacht ändern können.

Schweren Herzens mussten sie sich zurückziehen und ihre Mühen zurücklassen. Galdin Quay war verloren, Versat starb bei dem Kampf darum.

Was Amaiyah gerade, beziehungsweise bereits seit mehreren Tagen, verfasste, war eine Liste der Toten und Verschollenen, damit deren Namen ausgehangen werden konnte. Die Angehörigen sollten wissen, dass ihre Geliebten nicht zurückkehren würden. Dies war eine schwierige Angelegenheit, da sie sich lediglich auf Zeugenberichte und Spekulationen, stellenweise auf abgetrennte Körperteile und verlorene Wertsachen verlassen konnte.

Amaiyah seufzte erneut und hievte dann ihre versteiften Beine aus dem Stuhl, in dem sie die letzten Stunden unbewegt verbracht hatte. Dann trat sie zum Fenster und blickte durch einen Spalt hinaus auf die Stadt und auf die dahinter lauernde Finsternis.

Aufgrund der zahlreichen Stützpunkte, die sie mittlerweile hatten, wurde die Aufmerksamkeit der Führungsriege auch dort gebraucht. Seit der versuchten Meuterei bereisten Gladio, Prompto, Ignis und Lilith mit Naomi und Adrian die Ortschaften und sorgten dort für Ordnung. Iris war mittlerweile zu einer starken und fähigen Kriegerin geworden, welche ihrem Bruder oder seinen jahrelangen Weggefährten Gesellschaft leistete.

Die Idee war, dass durch die Präsenz von ihnen allen auch die Gegenwart des Systems unterstrichen wurde. Es sollte den Menschen zeigen, dass ihre Anführer bei ihnen waren und auch mit ihnen kämpften; dass sie sich nicht hinter der Front versteckten.

Amaiyah und Libertus blieben stets in Lestallum zurück, wobei Libertus hin und wieder auf Meteor-Splitter-Jagd aufbrach, sodass die Verwaltung der Stadt oftmals in Amaiyahs alleinige Hände fiel.

Cor war mit einer ausgewählten Gruppe aus Glefen und Jägern vor Monaten in Richtung Hauptstadt aufgebrochen, um dort nach Vorräten zu suchen, da diese innerhalb des bekannten Gebiets knapp wurden. Jedoch hatten sie den Kontakt zu ihnen verloren, sodass ihr Schicksal ungewiss war.

Final Fantasy XV: Über Könige und Königinnen |✓|Where stories live. Discover now