LII [...] und wie es niemals endete.

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Amaiyah

Ein warmes Licht kitzelte Amaiyahs Wange und weckte sie aus ihrem festen Schlummer, allerdings wollte sie noch nicht aufstehen, um die kurzweilige Harmonie des Augenblicks zu genießen.

Wie lange hatte sie geschlafen? Wer hatte die Nachttischlampe eingeschaltet, die ihr nun ins Gesicht schien? Und weshalb hatten weder Libertus oder Monica sie geweckt? War es womöglich gar nicht so spät wie es ihr vorkam und sie hatte einige Stunden mehr Zeit, bevor sie sich wieder ihren Pflichten in Lestallum widmen musste?

Nein, das konnte nicht stimmen... Sie dachte zurück und erinnerte sich dann plötzlich an Noctis' Rückkehr. Sie alle waren nach Insomnia aufgebrochen, um Ardyn endgültig zu besiegen. Und Somnus war auch dort gewesen... Das Ritual!

Blinzelnd öffnete Amaiyah nun endlich die Augen.

Statt sich in ihrem gewohnten Bett in Lestallum wiederzufinden, lag sie in einem großen, hellen Zimmer mit einem großen Fenster zu ihrer linken. Durch das an mehreren Stellen gesprungene Glas fielen die Strahlen der Morgensonne hinein. Die Risse warfen Reflexe in allen Farben auf die Wand dahinter und funkelten magisch.

Als sie sich aufgesetzt hatte, konnte sie aus dem Fenster auf die in der Ferne miteinander verschwimmenden, grauen Häusermassen hinausblicken sowie den wolkenlosen, sich schier endlos weit erstreckenden, blauen Himmel.

Unglaube und Erleichterung durchfluteten ihren Körper.

Es war tatsächlich vollbracht. Somnus hatte den Geist seines Bruders bezwungen und die Dunkelheit aus Eos verbannt. Dämonen gehörten nun der Vergangenheit an. Die Menschen in Lestallum waren nun sicher.

Einige Momente saß Amaiyah unbewegt da und genoss jene Gedanken. Ardyn war fort. Auch ihr Alptraum hatte endlich ein Ende gefunden. Die Geschehnisse von damals würden sie nun nicht mehr verfolgen und durch ihre Träume plagen.

Und während eine schwere Last von ihrer Seele abfiel, blieb ihr Gedankengang an einer spezifischen Frage hängen: Wenn die Dämonen nun fort waren, war es das Gift in ihrem Körper ebenfalls? Als würden ihre ungleichen Hände die Antwort auf ihre Frage bergen, schaute sie zu ihnen hinab und bedachte sie mit einem intensiven Blick.

Eine Seite in ihr wollte dies augenblicklich überprüfen, jedoch zögerte eine andere. Und wenn dem nicht so war? Wenn die Finsternis nach wie vor in ihrem Blut schlummerte?

Bevor sie eine Entscheidung treffen konnte, hörte sie das Geräusch einer von der Architektur des Raumes verborgenen Tür, wie diese geöffnet und wieder geschlossen wurde. Langsame Schritte hallten anschließend durch das Zimmer, bevor die Person ins hereinfallende Licht der Sonne trat.

Es war Ignis. Gekleidet in ein simples, weißes Hemd, welches lediglich bis zum Schlüsselbein zugeknöpft war, so wie in eine schwarze Stoffhose und elegante Schuhe hielt er ein hölzernes Tablett mit einem Krug voll Wasser und zwei unterschiedlichen Tassen darauf in einer Hand.

Überraschenderweise fehlte von der breiten Sonnenbrille, mit der er stets seine Narben verschleiert hatte, jede Spur, und seine sonst so penibel zurückgekämmten Haare fielen ihm wirr ins Gesicht. Seine blinden Augen waren geöffnet und wanderten blicklos durch den Raum.

Sich mit schlurfenden Schritten im Zimmer orientierend fand er den dünnen, länglichen Tisch rechts vom Bett und stellte das Holztablett vorsichtig darauf ab.

Seine regelmäßigen und ruhigen Atemzüge waren das einzige Geräusch im Zimmer, während sein Eigenduft mit jeder Sekunde präsenter wurde.

Freude und Erleichterung erfüllten Amaiyah bei seinem Anblick, denn anders als damals nach ihrer Rückkehr aus Gralea schien er keine Schmerzen zu empfinden und nicht verwundet zu sein. Jegliche kleinen Verletzungen waren wahrscheinlich bereits geheilt worden. Allerdings wollte sie sich vollständig sicher sein und beschloss, ihn noch einige Momente länger zu beobachten.

Final Fantasy XV: Über Könige und Königinnen |✓|Where stories live. Discover now