XLI Nacht, Vers 4: Dolche und Verräter

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Amaiyah; etwa 6,5 Jahre später

Nach der Wiederentdeckung der Chocobos war das Überleben erneut in einigen Hinsichten verhältnismäßig leichter geworden. Noch innerhalb der nächsten Monate war eine Patrouille auf den Rücken der gefiederten Tiere zum ehemaligen Hauptquartier der Jäger in Meldacio geritten. Sie hatten die dort verschanzten Jäger sicher nach Lestallum gebracht und die Stromversorgung dorthin repariert, sodass der zweite große Außenposten errichtet und gesichert war.

Der erste - Alt Lestallum - wurde inzwischen vollständig genutzt und war mit allem Nötigen ausgestattet; Licht, Vorräte, bewaffnete Patrouillen. Überraschend viele Menschen hatten einem Ortswechsel zugestimmt und pendelten nun entweder zwischen den gleichnamigen Städten oder lebten permanent dort.

Da das Problem der Überbevölkerung jetzt gelöst war, plante Amaiyah als nächstes die Zurückeroberung der Werkstatt in Hammerhead, da sich dort unzählige Werkzeuge und Ersatzteile befanden, welche die wenigen operativen Autos in Lestallum langsam zu brauchen anfingen.

Auch galt es eine weitere Aufgabe zu bewältigen: vor einigen Monaten hatte Lilith den Vorschlag gemacht, in den Königsgräbern nach Hinweisen auf Noctis und gegebenenfalls seinen Aufenthaltsort zu suchen, da jene Orte noch am ehesten einen Anhaltspunkt darauf liefern könnten.

Amaiyah hatte dem zugestimmt und seitdem durchkämmte eine designierte Chocobo-Einheit von Jägern und einigen Glefen die dunkle Landschaft; Lilith leitete sie persönlich.

Als sie erstmals auf eines der Gräber gestoßen waren, berichteten die Mitglieder der Einheit von einer Vision eines riesigen, blau leuchtenden Kriegers, welcher von Kopf bis Fuß in eine Rüstung gehüllt gewesen war. Seit jeher fühlte sich eine Vielzahl der Glefen so, als hätten sich ihre Kräfte gesteigert - die Kraft der lucischen Monarchen.

Zwar wussten weder Lilith noch Amaiyah, inwiefern sie somit Noctis und seinem Aufenthaltsort näherkamen, jedoch konnten die Vorteile der Unternehmung nicht abgestritten werden; dies war Grund genug, um ihre Mühen fortzusetzen.



Amaiyah öffnete ihre Augen einen spaltbreit und fand sich zuerst in derselben dunklen Stille wieder, aus der ihr Schlummer sie gerade entlassen hatte. Es war warm und gemütlich, sodass sie beinahe erneut eingeschlafen wäre. Jedoch drang im nächsten Moment ein Geräusch langsam immer lauter werdend an ihr Ohr und hinderte sie daran.

Erst nach einigen Augenblicken erkannte sie, dass es zwei Stimmen waren. Sie stritten lautstark miteinander.

„Aber ich will helfen!"

„Du hilfst, indem du hierbleibst. Wo es sicher ist!"

„Hier fühle ich mich nutzlos. Mein Platz ist da draußen! Das fühle ich!"

Iris und Gladio. Beide waren sehr aufgebracht.

Amaiyah wollte gerade aufstehen und den Streit schlichten, als plötzlich ein bis jetzt unbemerkter Arm sich minimal fester um ihre Hüfte schloss und sie somit von ihrem Vorhaben abhielt. „Sie werden gleich aufhören.", drang Ignis' melodische, tiefe Stimme murmelnd an ihr Ohr.

„Ereignet sich dies frequent?", fragte sie verblüfft.

Ignis gab einen gedämpften Laut der Zustimmung von sich. „Dadurch, dass du stets auf den Beinen bist, entgehen dir Angelegenheiten in deinem nächsten Umfeld. Ich merkte bereits in der Vergangenheit an, dass du unter Schlafmangel leidest und aktiv dagegen vorgehen solltest."

Er hatte Recht. Natürlich hatte Amaiyah seine Sorge um sie und ihr ständiges Arbeiten stets wahrgenommen, doch erst jetzt wurde ihr tatsächlich bewusst, wie sehr sie ihre engsten Gefährten in letzter Zeit vernachlässigt hatte. Dass sie diesen Streit noch nie mitbekommen hatte, erschrak sie.

Final Fantasy XV: Über Könige und Königinnen |✓|Where stories live. Discover now