XXV Die Schatten sind bereits unter uns

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Lilith

Ein besonders starker Ruck ging durch meinen Körper und riss mich aus meinem Traum, jedoch öffnete ich nicht gleich meine Augen, sondern blieb einige Momente in der mich umgebenden, wohligen Wärme liegen. Der Zug hatte wohl einmal stärker gerumpelt.

Langsam schlichen sich die Erinnerungen des gestrigen Abends vor mein inneres Auge und ließen mich leicht schmunzeln. Gleichzeitig fühlte ich, wie ein leichtes Kribbeln und eine prickelnde Wärme in meine Wangen stiegen. Kaum zu glauben, dass Noct und ich uns betrunken geküsst hatten.

Als ich jedoch daran dachte, wie der Abend geendet war, ereilte mich die Realisation und ich öffnete sogleich blinzelnd meine Augen.

Meine Erinnerungen waren korrekt.

Noctis und ich waren zusammen in unseren feinsten Klamotten auf einem schmalen Zugbett eingeschlafen. Mit dem Kopf auf meinem Schlüsselbein lag er nun auf mir und seine ruhigen Atemzüge verrieten, dass er noch immer schlief. Seine Arme lagen in einem sanften Griff um meinen Körper geschlungen, während seine Hände auf meinen Schulterblättern ruhten.

Daher stammte wohl auch die Wärme.

Langsam, um ihn nicht zu wecken, drehte ich meinen Kopf ins Abteil, um zu überprüfen, ob wir allein waren, nur um Sekunden später Amaiyahs dösende Gestalt im Zwielicht des verhangenen Fensters auf dem unteren Bett gegenüber auszumachen. Zwar wusste ich nicht, wie lange sie bereits hier war und ob sie jemandem erzählt oder gezeigt hatte, wo wir geschlafen hatten, aber ich spürte nun eine dünne Decke über Noctis und mir, die wahrscheinlich sie über uns geworfen hatte. Auch schien das Bett über ihr sich im selben Zustand zu befinden, wie gestern als wir das Abteil betreten hatten, was die Vermutung zuließ, dass darin niemand geschlafen hatte.

Da seufzte Noctis plötzlich im Schlaf und rieb kurz seinen Kopf an meiner Haut, um sich näher an mich zu kuscheln. Dieses Geräusch war jedoch ausreichend, um ihren unruhigen Schlummer zu unterbrechen. Unheilvoll leuchteten zwei rote Punkte in den Schatten auf als sie ihre Augen aufschlug.

Unsere Blicke trafen sich.

„Guten Morgen.", murmelte sie gedämpft und ich konnte ein Lächeln in ihrem Gesicht ausmachen.

„Wie lange bist du schon hier?", flüsterte ich zurück.

„Ich betrat das Abteil bei Nacht, als ihr bereits schlieft.", erklärte sie. „Iggy sah gestern ebenfalls euch. Ansonsten verweilte hier niemand."

Erleichterung durchströmte meinen Körper und ich atmete auf. Diesem folgte allerdings Unbehagen. Sie wusste um Nocts und mein Verhältnis zueinander.

„Was...denkst du darüber?", fragte ich sie dann zögerlich.

„Es erfreut mich zu sehen, dass mein Kunststück mit der Laterne nicht vergebens war.", entgegnete sie amüsiert.

„Also warst das wirklich du! Ich wusste doch, ich habe dich zwischen den Häusern gesehen!"

Amaiyah lachte leise. „Entlarvt wie einen Dieb."

Verwirrung machte sich aber nun in mir breit. „Aber...warum? Ich meine, du hast dem Königshaus doch nie vertraut."

Mit einem sanften, beinahe liebevollen Blick musterte sie erst mich und dann den schlafenden Noct. „Womöglich irrte ich."

Stille trat ein, in der nur Noctis' ruhiger Atem zu hören war. Dann ertönte plötzlich ein Klopfen an der Tür und ich erstarrte.

„Amaiyah, bist du dort? Du versprachst deine Rückkehr nach dem Ablegen der Kleidung im Abteil.", drang Ignis' gedämpfte Stimme durch das Abteil.

Bevor eine von uns etwas darauf erwidern konnte, regte sich Noctis erneut und murrte, mehr schlafend als wach: „Nur noch fünf Minuten, Specs..."

Final Fantasy XV: Über Könige und Königinnen |✓|Where stories live. Discover now