XVIII Gespenster

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Lilith

Es war so wie Sanguen es gesagt hatte - als ich meine Augen öffnete, stand ich erneut auf der unberührten Wasseroberfläche des Vesperspiegels.

So wie beim letzten Mal hing der Vollmond starr und leblos am ansonsten leeren und dunklen Himmel. So wie beim letzten Mal schaute ich mich nervös nach den Schattengestalten um, nur um festzustellen, dass ich allein war.

Allerdings nicht für lange.

Ich grüße dich, Papilionis Filiae. Ich bin sehr erfreut über dein Kommen.", begrüßte mich Sanguens melodische Stimme und sogleich begann sich seine Gestalt aus den Schatten vor mir abzuzeichnen - erst leicht durchscheinend, dann immer deutlicher.

Er stand so vor mir wie er sich von mir verabschiedet hatte; unverändert wie eine Marmorstatue im Fluss der Zeit.

Guten...Abend.", grüßte ich zurück, unsicher darüber wie ich darauf reagieren sollte.

Nun denn, da unsere Zeit begrenzt ist und ich dich viel lehren muss, möchte ich sogleich beginnen, solltest du keine Einwände haben.", sagte er, ohne den Blick von mir abzuwenden.

Habe ich nicht. Ich bin bereit zu lernen.", erwiderte ich entschlossen.

Sanguen neigte würdevoll den Kopf und lief auf mich zu. Statt aber stehenzubleiben, schritt er an mir vorbei. Der stummen Aufforderung nachgehend folgte ich ihm.

Was ist dir bereits über deine eigenen Fähigkeiten bekannt, Lilith?", begann er seine Lektion.

Ich überlegte kurz. „Um ehrlich zu sein, nicht viel. Ich weiß, dass ich dieselben Fähigkeiten habe wie Noct. Wahrscheinlich erinnerst du dich an ihn. Du bist ihm auch im Traum begegnet. Wir waren zusammen in den Steyliff-Ruinen."

Ich entsinne mich. Der junge König.", meinte Sanguen.

Genau." Ich suchte nach mehr Fakten, die ich ihm über meine Fähigkeiten nennen konnte. „Ansonsten bleibt eigentlich nur noch zu sagen, dass ich bis jetzt nur irgendetwas Magisches bewirken konnte, wenn sich eine Situation ereignet hat, die für mich oder jemand anderes lebensgefährlich war."

Nun, ich kann dir versichern, dass du weitaus mehr Potential hast, als jener Bursche, da er eine Verletzung in sich trägt, welche seine Fähigkeiten beeinträchtigt.", erwiderte er ruhig.

Ich horchte auf. Noctis war verletzt und konnte dadurch nicht richtig Magie wirken? Doch wo und seit wann? Und wie genau sollte diese Verletzung aussehen?

Sanguen fuhr unbeirrt fort: „Es erfreut mich allerdings zu hören, dass du bereits Erfolge vorweisen kannst. So wird es dir möglich sein, theoretischen Erklärungen Gefühle und Erlebnisse zuzuordnen."

Er blieb stehen und hielt kurz inne. Sein Blick war in die Ferne gerichtet und die Augen fokussierten etwas, was nur er erkennen konnte. Bevor ich aber fragen konnte, ob etwas geschehen würde, wandte er sich wieder mir zu und ergriff erneut das Wort.

Magie durchdringt jeden Winkel dieser Welt und fließt in ihr wie das Blut in den Adern eines jeden Lebewesens. Und so wie ein Überleben ohne Blut nicht möglich ist, so könnte auch diese Welt ohne ihre Lebensenergie nicht existieren.

    Einige intelligente Lebensformen sind in der Lage jenen Fluss der Magie zu spüren und zu beeinflussen. Auch du bist eine solche Lebensform, Lilith."

Sanguens Stimme hatte ihren Klang verändert, während er seine Lektion begann. Sie wirkte nun weniger monoton und es schwang Begeisterung in ihr mit. Ich kam mir so vor, als würde ich den leidenschaftlichen Worten eines Wissenschaftlers lauschen, welcher von seinen Studien berichtete; mit dem einzigen Unterschied, dass seine Tonlage noch immer weit von lebendig war.

Final Fantasy XV: Über Könige und Königinnen |✓|Where stories live. Discover now