XIX Morgen

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Lilith

Dadurch, dass wir gestern früh im Hotel angekommen waren und ich mich somit früh ins Bett gelegt hatte, wachte ich am nächsten Tag entsprechend auf.

Zwar fühlte ich eine gewisse innere Erschöpfung, jedoch war ich körperlich fit. Das verdankte ich meinem Traum mit Sanguen und den ganzen Übungen, die er mich hatte machen lassen.

Das Hotel hatte uns leider nur ein Zimmer für vier Leute anbieten können, weshalb ich mit Prompto, Gladio und Noctis die Nacht in einem Zimmer verbracht hatte.

Leise stand ich auf, brachte im Badezimmer meine Haare und mein Äußeres im Allgemeinen in Ordnung, zog mich aus den Hotelpyjamas in meine ursprüngliche Kleidung um, wobei ich die schusssichere Weste ausließ, und schlüpfte schließlich so gut wie lautlos aus dem Zimmer.

Statt aber sofort hinunter ins Restaurant zu gehen und zu frühstücken, blieb ich im Flur stehen und schaute hinab auf meine Dolche, die ich samt Scheiden und dazugehöriger Kette in den Händen hielt. Ich war neugierig, inwiefern ich Sanguens Lehren verinnerlicht hatte.

Konzentriert schloss ich die Augen und dachte an alles zurück, was er mir im Traum erzählt und erklärt hatte, so wie an alles, was ich auf seine Anweisungen hin üben sollte.

Es dauerte keine Minute, bis ich das vertraute Klimpern der Kristalle hörte als ich meine Magie heraufbeschwor und die physische Gestalt der Dolche auflöste. Das Gefühl des Erfolgs durchströmte meinen Körper. Die Methode funktionierte!

Glücklich machte ich mich auf den Weg zum Frühstückssaal, wo ich eine Kleinigkeit zu mir nahm und dann beschloss, mich ein wenig im Umkreis des Hotels in Altissia umzusehen. Meine Neugier war zu groß, um jetzt auf die anderen zu warten.

Die Stadt surrte wie ein Bienenstock. Menschen liefen kreuz und quer über die engen Fußwege, während die Wasserstraßen besonders viele Boote führten. Einige am Wasser liegende Verkaufsstände wurden über eben jene Boote mit neuer Ware beliefert.

Ich ließ mich vom allgemeinen Strom der Menge tragen und kam so an allen möglichen Buden vorbei. Das Angebot war schier endlos - von Schmuck, zu Kleidung, bis hin zu Glücksbringern konnte man alles kaufen. Hier und da verlangsamte ich meinen Gang, um mir so einige Dinge genauer anzusehen.

Irgendwann fand ich mich vor einigen, steinernen Stufen wieder, welche hinauf auf eine Brücke und von dort aus in eine eher unauffälligere Straße führten. Die Menschen schienen daran vorbeizulaufen und dem eher weniger Beachtung zu schenken. Ich jedoch war interessiert und huschte sogleich die Treppe hinauf.

Vor mir erstreckten sich links und rechts mehrere Schaufenster und Türen zu einigen kleineren, unscheinbaren Geschäften. Das Licht der Morgensonne gelangte noch nicht so recht zwischen die Häuser, sodass die schmale Straße im Schatten lag, wodurch sie umso mysteriöser auf mich wirkte. Es war fast so, als erstrecke sich eine Schlucht inmitten zweier Berge sich vor mir.

Fasziniert und gemächlich lief ich die Passage entlang und inspirierte jedes Schaufenster. Die Läden hier führten eher ungewöhnliche Ware.

So bot ein Geschäft beispielsweise zwar Kleidung an, jedoch schien jedes Stück fein vernähte Federn zu enthalten. Ein anderes hatte ausschließlich Tee im Angebot, aber der Fakt, dass ein solches Geschäft an so einem Ort gelegen war, erschien mir seltsam. Noch etwas weiter lief ich an einem Gewerbe vorbei, welches aus Wildtieren hergestellte Artikel anbot wie etwa ein Teppich aus einem Coeurl*.

Einst hatte ein Rudel dieser Kreaturen die Sicherheit der Chocobo-Farm bedroht und Wiz hatte Amaiyah und mir den Auftrag gegeben sie zu vertreiben oder zu töten. Daher wusste ich aus erster Hand wie tückisch ein Kampf gegen eins dieser Biester tatsächlich war. Sie waren schnell, klug und durch die Fähigkeit, Strom aus den langen Schnurrhaaren aussondern zu können sehr gefährlich. Ich konnte nicht anders als beeindruckt zu sein.

Final Fantasy XV: Über Könige und Königinnen |✓|Where stories live. Discover now