Lilith
Die Landung war hart und dezent schmerzvoll.
Sowohl Noct, als auch mir entrang sich ein gellender Aufschrei, als unser Fall abrupt von dem Stahlboden abgefangen wurde und die Wucht dessen uns auseinander schleuderte.
Ein Brennen machte sich in meinen Körper breit, welches sich wie eine Mischung aus hitzigem Pochen und schmerzender Taubheit anfühlte. Ich schnappte nach Luft und in meinem Sichtfeld tanzten bunte Sterne.
Trümmer der Brücke regneten wenige Momente später auf uns herab und ließen die Angst um mein Leben erneut entflammen. Die schweren Stahlteile erzeugten stellenweise Funken, als sie an einigen Rohren entlang schrammten und somit ihre Flugbahn änderten. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen landeten auch sie um uns herum und zwei ziemlich große Teile verfehlten mich nur um Zentimeter.
Wie nach einem Gewitter kehrte nach einigen Minuten beängstigende Stille ein. Noctis, ich und die Festung, welche uns umschloss, schienen für einen Augenblick den Atem anzuhalten; die eine Seite war erleichtert, dass wir dazu noch immer im Stande waren und die andere schien uns frustriert anzuschweigen, mit den stummen Versprechen, es nächstes Mal zu Ende zu bringen.
Dann zerriss aber ein erneuter Aufschrei die Stille und ließ mich zu Noct herumwirbeln. Er kauerte einige Meter von mir entfernt, halb von einem schweren Brückenstück erdrückt und versuchte scheinbar, zumindest auf alle Viere zu kommen. Jedoch waren allem Anschein nach seine Schmerzen zu enorm, um gegen die Gravitation zu bestehen.
In seinem rechten, übel zugerichteten Bein steckte ein längliches Stück Stahl, welches ich zu eben diesem Bruchstück zurückverfolgen konnte. Die Hose an der Stelle war zerrissen und durchtränkt mit seinem Blut, das in einem stetigen Rinnsal aus der Wunde auf den kalten Boden floss. Überall an seinem Körper entdeckte ich kleine Schnitte und etwas größere, blutende Wunden.
Als er es schaffte, aufzublicken und seine vor Schmerz glasigen Augen an mir hängen blieben, verzerrten sich seine Züge ebenfalls in Sorge und Entsetzen, woraus ich schloss, dass ich wohl nicht besser aussah. Allerdings hatte ich den Luxus der Bewegungsfreiheit. Das Adrenalin unterdrückte meine Schmerzen.
Ich brauchte nur einige Momente, um zu reagieren. Wie auf Autopilot griff ich an meine Oberschenkeltasche und fischte das Nächstbeste heraus, das sich wie ein Heiltrank anfühlte. Sogleich nahm ich es zwischen die Zähne und kroch zu Noctis herüber. Durch die Bewegung schien mein Körper aus seiner Schockstarre zu erwachen, denn sogleich pulsierte eine Welle Schmerz von meinem Rücken ausgehend durch meine Gliedmaßen, sodass ich diese bis in die Fingerspitzen fühlen konnte. Meine Zähne bohrten sich tiefer in das Plastik und ich stöhnte auf, doch ich ließ mich nicht von Verletzungen aufhalten.
Bei Noct angekommen, griff ich durch das große Bruchstück hindurch und wandte mich direkt seinem Bein zu. Glücklicherweise war der Stahl in seinem Fleisch lose und ließ sich womöglich herausziehen.
„Es wird wehtun.", warnte ich ihn nuschelnd und umschloss mit geschwächten Fingern die Stahlstange.
Er schien zu wissen, was ich meinte, denn er gab einen gequälten, bestätigenden Laut von sich. Ich nahm all die Kraft zusammen, die ich momentan hatte und zog.
Der Prozess war langsam und qualvoll für uns beide. Das sich in sein Bein gefressene Bruchstück bewegte sich nur träge, weil ich nicht komplett bei Kräften war und zusätzlich auf die großen Trümmer darüber aufpassen musste. Noctis' Schreie krochen als geisterhaftes Echo die dunklen Wände um uns herum hinauf. Es schmerzte mir im Herzen und ließ mir einen Kloß im Hals aufsteigen. Hätte diese verfluchte Festung eine Seele, würde sie wahrscheinlich genauso klingen.
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Final Fantasy XV: Über Könige und Königinnen |✓|
Fiksi Penggemar„Du verlangst von mir, dich leiden zu sehen?" „Nein, ich verlange von dir, zu verstehen, weshalb ich leiden werde. Während du deiner Bestimmung folgst." Noctis x OC // Ignis x OC -~-~-~-~-~- Lilith ist nur eine...