Final Fantasy XV: Über Könige und Königinnen |✓|

XLI Nacht, Vers 3: Ein alter Freund

Lilith; vier Jahre später

Nachdem Amaiyah und Ignis von ihrer Expedition zurückgekehrt waren, hatten wir es einige Monate später tatsächlich geschafft, eine Route zum Meteor samt Rastlagern, welche auf Gesegnetem Boden errichtet worden waren, auf die Beine zu stellen. Trotz der vielen Widrigkeiten bestand nun eine stetige Lieferkette von Meteor-Splittern, mit denen das EXINERIS-Kraftwerk laufend versorgt wurde.

Lestallum besaß also eine stabile Stromversorgung, welche das Auftauchen von Dämonen innerhalb der Stadtmauern gänzlich verhinderte. Ein großer Erfolg, dank dem wir das Vertrauen der meisten Menschen in der Stadt gewonnen hatten.

Die vielen geflüchteten Glefen aus der Hauptstadt hatten aber auch ihren Teil dazu beigetragen, da sie sich schnell in Lestallum eingelebt und an die Situation angepasst hatten. Sie waren allesamt erfahrene Kämpfer und ich war mir sicher, dass die Angelegenheit mit der Stromversorgung wahrscheinlich ohne sie einige Monate länger gedauert und deutlich mehr Opfer gefordert hätte.

Libertus hatte sich als wichtiger und treuer Verbündeter erwiesen, welchem wir mittlerweile die PKW-Konvois zum Meteor und deren Koordination gänzlich überließen. Oftmals meldete ich mich ebenfalls als Freiwillige bei ihm und fuhr mit den Glefen und Jägern mit; Naomi und Adrian begleiteten mich ab und zu, wenn ihre Pflichten sie nicht zwangen, zurückzubleiben.

Somit war unser Überleben in Lestallum mittlerweile garantiert, jedoch gingen wir nun zu Phase 2 unserer Mission über: das Licht nach ganz Lucis zurückzubringen. Täglich erreichten verlorene, verletzte und verzweifelte Menschen das Haupttor und baten um Einlass, jedoch wurde der Platz innerhalb der Stadt dadurch stetig knapper.

Die Treppenhäuser der Gebäude waren eine Landschaft aus Decken, Gepäck, persönlichen Gegenständen und schlafenden Menschen. Provisorische Zelte säumten die Straßen, in denen die Leute unterkamen, für die es in den Häusern keinen Platz mehr gab und erschwerten den Patrouillen das Vorankommen. Stündlich waren Pöbel und Streitereien zu hören und die Unzufriedenheit wuchs.

Unser erstes Ziel sollte daher Alt Lestallum sein. Die Ortschaft bot einige bewohnbare Gebäude und durch den dort gelegenen Fluss zusätzlich Süßwasser. Ursprünglich hatte das Hauptquartier der Jäger - Meldacio - Vorrang gehabt, da wir die dort verschanzten Jäger, Vorräte und Ausrüstung benötigten, doch die rasant wachsende Bevölkerung war schnell zur Priorität geworden.

Amaiyah und ich waren vor einiger Zeit auf eine Expedition aufgebrochen, um uns ein Bild von dem Zustand der Straßen und dem des Kabelnetzes zu machen, welches sich wie ein Spinnennetz, unterirdisch oder über Strommasten, über alle Ortschaften erstreckte.

Schließlich würden wir die Menschen aus Lestallum mit PKWs von einer Ortschaft zur anderen bringen, wenn es so weit war. Sollten die Stromkabel beschädigt sein, musste vorher ein Reparaturtrupp geschickt werden.

Gekleidet in dunkle Kleidung und eng an ihren Rücken gepresst, saß ich zwischen Amaiyahs Schultern, während sie in Gestalt des riesigen Wolfes durch die Nacht preschte.

Der Fakt, dass ich in der erdrückenden Finsternis nicht wirklich etwas erkennen konnte, machte mich für meine Weggefährtin nutzlos, weswegen ich gezwungen war, das Navigieren komplett ihr zu überlassen. Um die Aufmerksamkeit der Dämonen nicht zu erregen, musste ich zudem komplett von ihrem Geruch umgeben sein. Hierfür lag ich beinahe flach auf ihrem Rücken; das machte mich müde und ich döste deswegen ein wenig vor mich hin.

Was ich jedoch nicht erwartet hatte, war, dass ich unter diesen Umständen etwas träumen würde.

Statt im warmen, weichen, silberweißen Pelz von Amaiyah zu mir zu kommen, öffnete ich meine Augen in erbarmungsloser Finsternis. Ich konnte weder Formen noch Farben oder Strukturen ausmachen; nicht einmal, ob ich einen Körper oder eine Gestalt hatte. Es roch aber überraschenderweise nach abgestandener Luft, feuchtem Moos und nassem Stein.