XLVIII Das grausame Gewicht der Krone

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Lilith

Meine Schritte hallten durch die ehemals belebten Gänge und leer stehenden Räume der Zitadelle, während ich neugierig die mit Marmor verkleideten Flure passierte und alles, was möglich war, in Augenschein nahm.

Noctis ging voran und lotste mich durch die sich ähnelnden Korridore, vorbei an verstaubten Gemälden, leeren Sockeln oder vergessenen Statuen. Seine Schritte waren schnell und zielgerichtet.

Die Schatten in den Gängen verbargen die Spuren, welche die Zeit an diesem Ort hinterlassen hatte. Schutt lag unter einem finsteren Schleier verborgen, stellenweise zogen sich Risse über den Boden; die ganze Szenerie war erfüllt von etwas Bekümmerndem und Traurigem.

Es war ein weiter Weg gewesen, welchen jeder von uns auf sich genommen hatte, um nun hier zu sein. Denn nach dem erstmaligen Auftauchen der Götter hatten wir uns einer ungeahnten Gefahr gegenübergefunden – Ifrit, der verstorben geglaubte Gott der Flammen.

Auf einem Thron hatte uns der König des Feuers begrüßt, umgeben von einem Flammenmeer.

Der Kampf war lang und mühsam gewesen. Schließlich hatten wir einem wahrhaftigen Gott gegenübergestanden. Jedoch waren uns glücklicherweise erst Bahamut und zuletzt die Eisgöttin zur Hilfe geeilt.

Nachdem das Schwert des draconoiden Gottes Ifrit verwundet und geschwächt hatte, hatte der Kuss der Eisnymphe auch die heißeste Flamme zum erstarren gebracht.

Hiernach hatte Ardyn noch einige weitere Überraschungen für uns vorbereitet.

Nach dem Betreten der Zitadelle, mussten wir uns gegen die durch Ardyns Magie unterworfenen Seelen der Könige von Lucis aus vergangenen Zeiten behaupten.

Gehüllt in kunstvolle und beeindruckende Rüstungen hatten uns bisher zwei Monarchen jeweils einen erschöpfenden Kampf geliefert.

Nach jedem Sieg hatten wir höher im Gebäude empor steigen können, um letztendlich in die höchste Etage vordringen zu können – den Thronsaal. Wahrscheinlich wartete Ardyn dort auf uns.

Bevor wir jedoch nach dem letzten Kampf weiterziehen wollten, hatte Amaiyah eine Rast vorgeschlagen. Es war an der Zeit, Wunden zu versorgen und Nahrung zu uns zu nehmen, um weiterhin bei Kräften zu bleiben.

Keiner hatte Einwände erhoben. Als ich jedoch erfrischt darauf gewartet hatte, dass alle bereit waren, weiterzuziehen, hatte Noctis mich plötzlich gebeten, ihm zu folgen.

Ich wusste nicht, wohin er gehen wollte und weshalb ausgerechnet jetzt, doch er bestand darauf; sogar entgegen jeder Kritik seitens Ignis, Gladio und Amaiyah.

So war mir nichts anderes geblieben, als ihm zu vertrauen und zu folgen.

Und während wir wie jagende Sabertusk durch das Zwielicht hasteten und ich immer mehr der Innereien der Zitadelle zu Gesicht bekam, dämmerte mir plötzlich ein Detail. Ich hatte dem zuvor keine Beachtung geschenkt, doch je länger ich darüber nachdachte, desto unübersehbarer wurde es – das alles hatte Noct einmal Zuhause genannt.

Durch diese Gänge war er gelaufen, als er noch ein Kind gewesen war. Hier war er aufgewachsen.

Wie auf einen stummen Befehl hin blieb Noctis plötzlich stehen. Ich tat es ihm gleich und fand mich vor einer dunklen Doppelflügeltür wieder.

In dem fahlen Licht, war es schwer, ihre exakte Farbe zu erkennen. Die Türklinken waren silber, wobei der rechte von ihnen fehlte. Der rechte Flügel wies auch tiefe Kratzspuren auf und hing schief in den Angeln.

Vorsichtig legte Noctis eine Hand auf den beschädigten Teil der Tür und drückte dagegen. Knarrend schwang sie auf und er trat ein.

Ich folgte ihm und fand mich sogleich in einem geräumigen Zimmer wieder.

Final Fantasy XV: Über Könige und Königinnen |✓|Where stories live. Discover now