Kapitel 28

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Jack biegt in eine freie Parklücke auf dem Schulparkplatz und wir steigen beide aus dem Auto. Mit unseren Schultaschen schlendern wir zum Haupteingang der Schule und ich werfe einen Blick auf die riesige Uhr, die darüber hängt. Wir haben nur noch einige Minuten bis die nächste Stunde beginnt, deshalb laufe ich etwas schneller, während Jack nur lässig die Schultern zuckt. Als wir beide die Schule betreten und durch die Flure laufen, ist es still und es ist kein einziger Schüler mehr unterwegs.
,,Welchen Kurs hast du jetzt?" frägt er mich. ,,Englische Literatur und du?" Jacks Miene verwandelt sich zu einem Lächeln als er feststellt, dass wir jetzt denselben Kurs haben. Wir laufen weiter durch den Schulflur bis Jack in einen kleinen Gang biegt und mich am Handgelenk mit sich zieht. Verwundert von dieser plötzlichen Berührung, versuche ich meinen Atem wieder in den Griff zu bekommen , welchen ich währenddessen angehalten habe. Er bleibt abrupt vor einer Tür stehen und wir schauen uns beide noch einmal an bevor wir den bereits voll besetzten Raum betreten. ,,Oh, Guten Morgen Madison und Jackson. Ich bin erfreut, dass Sie es auch mal zum Unterricht geschafft haben." begrüßt Mr. Norris uns mit einem aufgesetzten Lächeln. Ich werfe ihm ein mindestens genauso aufgesetztes Lächeln zurück und laufe zu einem freien Platz, den ich hinten in der Ecke erkennen kann. Aus dem Augenwinkel sehe ich einige neugierige aber auch herabwürdigende Blicke einiger Mädchen. Ich setze mich auf den Platz und ziehe mein Material aus der Tasche. Ich verstehe nicht einmal warum der Lehrer so reagieren musste, der Unterricht hat gerade mal vor 3 Minuten begonnen. Während ich dem Unterricht folge und mich ab und zu sogar melde um etwas beizutragen, höre ich aus derselben Ecke Getuschel, aus der diese Blicke von den Mädchen kamen. Ich versuche es zu ignorieren und mich weiter auf den Unterricht zu konzentrieren. Als der Raum still wird, damit wir die Aufgaben bearbeiten, welche wir soeben bekommen haben, spüre ich plötzlich einen kleinen Schnipsel an meiner Schulter. Verwundert schaue ich auf und erblicke einen kleinen zusammen gefalteten Zettel, der neben meinem Stuhl auf dem Boden liegt. Leise beuge ich mich runter um diesen aufzuheben und ihn aufzufalten.

Hat dir Samantha nicht gesagt, dass du dich von ihm fernhalten sollst?

Ich mustere den Zettel noch etwas genauer und drehe ihn um. Auf der Rückseite steht auch etwas:

Schlampe

Schockiert schaue ich von dem Zettel auf und gehe mit meinem Blick durch die Klasse. Die Mädchen, die mich vorhin noch gemustert haben, arbeiten unschuldig an ihren Aufgaben aber mir ist schon klar, dass diese Botschaft von ihnen stammen müsste. Ich zerknülle den Zettel zu einem kleinen Ball und schiebe ihn in meine Jackentasche. Ich beuge mich wieder über mein Blatt und versuche mich auf die Aufgaben zu konzentrieren, was mir jedoch leider nicht mehr gelingt.

Als die Schulglocke läutet, werfe ich zügig mein Material in die Tasche und checke bevor ich von meinem Platz aufstehe noch einmal mein Handy.

Treffen wir uns in der Cafeteria an unserem Tisch?

Ich tippe ein knappes Ja in mein Handy und schicke diese Nachricht zurück an Emma. Nach diesem Vorfall bräuchte ich sowieso eine Ablenkung. Ich stecke mein Handy in meine Hosentasche und laufe zu der Türe des Raums. Ich verabschiede mich von Mr. Norris und will in den Schulflur treten doch eine Hand, die mich am Handgelenk nach hinten zieht, hält mich dabei auf. Verwundert drehe ich mich zu dieser Person nur um festzustellen, dass es sich natürlich um Jack handelt.
,,Hey, Alles Okay?" sagt er sanft und legt eine Hand auf meine Wange. Beunruhigt blicke ich mich im Raum um. Mr. Norris ist mittlerweile auch schon gegangen, also sind wir die einzigen im Raum.
,,Du sahst im Unterricht etwas aufgelöst aus." Schluckend schaue ich auf den Boden.
,,Ich weis nicht. Ich glaube nicht, dass das mit uns eine gute Idee ist." Als ich ihm in die Augen schaue, sieht er nur enttäuscht weg. ,,Wie meinst du?"
Seine Stimme klingt brüchig.
,,Ich meine hier gibt es so viele andere tolle Mädchen und warum entscheidest du dich genau für mich? Wir kennen uns nicht einmal richtig, wir wissen nicht viel voneinander und für mich geht das ehrlich gesagt viel zu schnell, wenn ich so darüber nachdenke." Plötzlich stößt er ein stumpfes Lachen aus. ,,Was hast du denn gedacht? Dass daraus, aus uns etwas ernsthaftes wird? Ich glaube da hast du etwas zu viel reininterpretiert. Ich bin nicht der Mensch für Beziehungen." Fassungslos schaue ich zu ihm auf. So habe ich ihn noch nie gesehen. In seinen Augen kann ich nichts erkennen, nur eine Leere. Er sieht mich emotionslos an und lässt mich alleine in dem Raum stehen.

Lost in his eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt