Kapitel 41

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Nur wenige Minuten später erreichten wir die kleine Stadt, deren Altstadt von einem großen Springbrunnen geschmückt war. Wir liefen zu dem Brunnen und setzten uns auf die umgebende Mauer. „Man könnte bei Elijah meinen, er hätte Angst, dass dich an jeder Ecke jemand angreift", bemerkte Liam schmunzelnd, als wir uns niedergelassen hatten und auf das Wasser blickten, das in Fontänen in die Luft geschossen wurde. Zuerst wollte ich auf seine Bemerkung eingehen, ließ es dann jedoch bleiben, um keinen neuen Streit zu entfachen. Stattdessen zog ich meine Schuhe aus und stellte sie so ins Wasser, dass sie nicht nass wurden.

„Wie läuft es eigentlich in Portland? Ich habe nicht mehr wirklich Kontakt zu Lara. Geht es ihr und den anderen gut?", fragte ich, nachdem auch Liam es mir gleichgetan hatte und seine Schuhe vom Wasser befreit hatte. „Lara geht es gut. Es kam ein paar Monate, nachdem ihr nach New Orleans gegangen seid, eine neue Schülerin in die Klasse, mit der sie sich ganz gut versteht. Ansonsten ist, glaube ich, alles wie immer. Wir schlagen uns mit den Lehrern herum und sind froh, wenn endlich Ferien sind", erzählte Liam, was mich schmunzeln ließ. „Das mit den Ferien ändert sich auch bei einem Wohnortwechsel nicht", stimmte ich ihm zu und dachte an die Zeit zurück, als wir noch Kinder waren.

„Gibt es eigentlich noch das Kiosk an der Ecke, bei dem wir teilweise nach der Schule waren?" Kurz schwieg Liam, schien nachzudenken, ehe er nickte. „Ja, klar. Jetzt, wo du es sagst, da war ich bestimmt auch seit zwei Jahren nicht mehr." Wir unterhielten uns bereits seit einer Stunde über unsere Kindheit und was in Portland seit meinem Umzug passiert war, als mein Bauch lautstark knurrte. „Ich glaube, deutlicher kann man nicht sagen, dass es jetzt Zeit für das gewonnene Eis ist", witzelte Liam, woraufhin mir die Röte ins Gesicht stieg.

Schnell zogen wir uns die Schuhe an und machten uns auf die Suche nach einem Eiscafé, das wir schließlich an der Promenade fanden. Liam entschied sich für einen Schokobecher, während ich mir ein Spaghettieis bestellte. „Gewonnenes Eis schmeckt doch einfach am besten", betonte ich grinsend, sobald unser Eis kam, und sah Liam zufrieden an. „Wirst du mir den Sieg jetzt die restliche Woche unter die Nase reiben?", erwiderte Liam gequält, konnte sich das Schmunzeln jedoch nicht vollständig verkneifen. „Nein, nur bis ich die nächste Wette gewinne", betonte ich lachend, als Liam bei meiner Aussage die Augen verdrehte.

„Dann lass dir dein tolles Gewinner-Eis mal schmecken, bevor es wegschmilzt", sagte Liam und ich streckte ihm kurz die Zunge raus, bevor ich nach meinem Löffel griff und endlich die kühle Erfrischung genoss. Nach dem Eis besuchten wir noch die Sehenswürdigkeiten, darunter einen Leuchtturm und eine Kunstausstellung in einem Park. Ich hatte das Gefühl, dass der Streit von gestern kein Thema mehr zu sein schien. Da es gegen Nachmittag immer voller in der Stadt wurde, beschlossen Liam und ich, früher als geplant zurückzukehren. So standen wir 30 Minuten später wieder vor der Tür des Ferienhauses.

Von Dad und Rebekah war nichts zu sehen, weswegen wir uns Getränke nahmen und uns auf die Liegestühle legten, um die Sonne zu genießen. Es dauerte nicht lange, bis wir beide die Müdigkeit spürten und ehe wir uns versahen, waren wir in der Sonne eingeschlafen.

POV Liam

Ich wurde wach, als ich das Geräusch einer zuschlagenden Tür hörte und kurz darauf Rebekah und Elijah vernahm, die sich angeregt mit jemandem unterhielten. „Ich verlange, dass ihr euch von meiner Familie und diesem Haus fernhaltet, sonst sehe ich mich gezwungen, für euer Fernbleiben zu sorgen", hörte ich Elijah sagen, wobei seine Stimme ziemlich bedrohlich klang. „Wir haben nicht vor, deiner Tochter oder dem Jungen bei ihr etwas zu tun. Wir wollen nur die Bestätigung, dass deine Familie den Teil des Deals einhält", antwortete einer der beiden Fremden.

Ich drehte mich vorsichtig auf dem Liegestuhl, sodass ich teilweise nach drinnen sehen konnte. „Der Deal besagte keine Angriffe in und um New Orleans. Es war deine Aufgabe, deine Mitglieder unter Kontrolle zu halten, damit niemand zu Tode kommt. Durch den Verstoß ist der Deal geplatzt. Verlasst New Orleans, und ihr bekommt kein Problem mit unserer Familie. Wenn ihr aber bleibt, wird Klaus andere Mittel ergreifen, um euch loszuwerden", erklärte Elijah. Bei dem Wort „Tod" musste ich schlucken und fragte mich, worüber Elijah sprach.

Er war an die beiden Männer herangetreten, die sich augenblicklich kleiner machten und ihre Blicke senkten. Auch Rebekah fixierte die Fremden, bis diese schließlich nickten. „Wir werden gehen. Wir wollen keinen Streit", betonte einer der beiden beschwichtigend und trat einen Schritt zurück. „Wir werden noch heute Nacht in Richtung Atlanta aufbrechen", fügte der zweite hinzu. Langsam liefen die beiden rückwärts zur Tür und verschwanden schließlich schnell durch diese, sodass nur noch Elijah und Rebekah zurückblieben und sich ansahen.

„Ich hoffe, Gavin hält sein Wort und sie verschwinden. Klaus wird nicht zögern, sein Territorium zu verteidigen", gestand Rebekah und lehnte sich gegen die Kücheninsel. „Ich hoffe nur, dass sie Liam und Thalia darauslassen und sie nicht in der Stadt abfangen. Am besten rufe ich sie an und sage ihnen, dass sie gleich zurückkommen sollen. Ich will mich heute Nacht erst vergewissern, dass sie wirklich verschwunden sind", sprach Elijah seine Gedanken aus, ehe er nach seinem Handy griff. Immer noch von der Situation verunsichert, brauchte ich kurz, um zu realisieren, dass Thalias Handy gleich hier draußen neben mir klingeln würde. Also drehte ich mich schnell zurück und schloss die Augen. Keine zehn Sekunden später begann das Handy leise zu klingeln, und ich hörte, wie die Terrassentür geöffnet wurde.

Was glaubt ihr welche Schlüsse Liam aus diesem Gespräch ziehen wird? Ich freue mich über euer Feedback 😊

Die Tochter von Elijah MikaelsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt