Kapitel 49

1.4K 69 6
                                    

Ich hätte das Gespräch gerne noch weiterverfolgt, doch hatte Liam mich am Arm gepackt und hinter sich her ins Zimmer gezogen. "Was soll das?", fragte ich aufgebracht, sobald mein bester Freund die Tür geschlossen hatte, wobei ich mich beherrschen musste, nicht gleich wieder rauszustürmen. Jedoch hatte sich Liam mit dem Rücken an die Tür gelehnt und versperrte mir somit den Weg. "Was weißt du über deinen Großvater?" Aufgebracht sah ich Liam an, doch schien ihn mein wütender Blick nicht weiter zu interessieren, weswegen ich letztlich nachgab und mich auf eines der Betten sinken ließ.

"Nicht viel. Dad hat nie über ihn geredet, und ich dachte, er sei tot. Ich weiß nicht, wieso die beiden so aufgebracht sind. Aber hättest du mich nicht ins Zimmer geschliffen, wüssten wir vielleicht mehr", antwortete ich gereizt, was lediglich dazu führte, dass Liam seine Augen verdrehte. "Und riskieren, dass Elijah uns bemerkt? Er hat uns vermutlich nicht ohne Grund aufgefordert, hier drinnen zu bleiben." Zwar war ich immer noch genervt, musste aber eingestehen, dass Liam vermutlich recht hatte. "Bleibst du jetzt sicher hier drinnen?", fragte er und setzte sich nach meinem Nicken neben mich. "Ich hoffe, Dad erzählt mir, was es mit Mikael auf sich hat." Auch wenn ich am liebsten sofort runtergegangen wäre, um zu erfahren, warum die beiden so angespannt auf die Nachricht reagierten, besann ich mich eines Besseren und fing an, meine restlichen Sachen im Zimmer in die Tasche zu packen.

Es waren bereits einige Minuten vergangen, in denen Liam versucht hatte, mich abzulenken, als es endlich an der Tür klopfte und Dad ins Zimmer kam. Er sah kurz zu unseren gepackten Taschen, ehe er uns abwechselnd musterte. "Euch ist bewusst, dass ich euch an der Treppe gehört habe, oder?" Ertappt senkte Liam seinen Blick, doch hielt ich Dads Blick stand. "Warum hast du mir nie gesagt, dass euer Vater noch lebt?", fragte ich, wobei mir nicht entgangen war, wie sich Dad merklich angespannt hatte.

"Es war nie relevant. Mikael ist schon länger kein Teil mehr der Familie", erklärte mein Vater, brach jedoch beim zweiten Teil den Blickkontakt ab. "Aber er sucht euch und kommt nach New Orleans. Warum?" Dads Blick war auf den Boden gerichtet, er schien mit sich zu ringen und mir wurde klar, dass der Grund für seinen Besuch kein positiver sein würde. "Er möchte beenden, was er damals nicht konnte." Verständnislos sah ich Dad an, der noch immer meinem Blick auswich. "Und das ist?", kam es von Liam, der neben mir seinen Blick gehoben hatte und zwischen mir und meinem Vater hin und her sah. "Er will Nik töten", vernahm ich plötzlich die Stimme von meiner Tante hinter Dad und atmete erschrocken ein.

Ich dachte oder hoffte, Rebekah meinte die Aussage nicht ernst, doch ließ der ernste Blick von Dad keine Zweifel zu. Ich wollte etwas erwidern, versuchen die Information zu verstehen, doch unterbrach Dad jeglichen Gedankengang von mir, indem er sagte, dass wir in 10 Minuten zum Flughafen fahren und daraufhin ohne ein weiteres Wort das Zimmer verließ. Perplex sah ich meinem Vater hinterher, bevor ich zu meiner Tante blickte, die ebenfalls Dads Abgang kurz verarbeiten musste.

"Aber er wird es doch nicht schaffen, oder? Er wird Klaus nicht töten können. Oder Rebekah?", fragte ich panisch, als ich das Gesagte endlich verstand. Ich sah meine Tante an, hoffte in ihrem Blick, irgendetwas zu finden, was mich beruhigte, doch blickte mir nur Ungewissheit und Furcht entgegen. "Ich hoffe nicht", flüsterte Rebekah, ehe sie Dad nach draußen folgte. Stumm sah ich auf die Tür, ohne zu merken, wie stark ich begonnen hatte zu zittern.

Ich hörte in der Ferne jemanden meinen Namen sagen, konnte aber nicht ausmachen, woher er kam. Erst als Liam genau vor mich trat und meine Schultern packte, erwachte ich aus meiner Starre. Ich sah in die besorgten Augen meines besten Freundes, der mich musterte und dann erleichtert ausatmete, als ich seinen Blick erwiderte. "Da bist du ja wieder. Du warst die letzte Minute wie in Trance und hast auf nichts reagiert", erklärte er mir, wobei er sich langsam zurücklehnte, mich aber nicht aus den Augen ließ.

"Tut mir leid. Ich... es war nur die Nachricht, dass mein Großvater Klaus etwas antun will...", versuchte ich, einen richtigen Satz zu formen, wurde jedoch von Liam unterbrochen, der meinen erneut panischen Blick gesehen hatte. "Thalia, ich kenne zwar nur Rebekah und Elijah persönlich, aber du hast mir so viel von deiner Familie erzählt. Auch wenn Mikael es probieren sollte, deine Familie hält zusammen und wird sich gegenseitig beschützen."

Schweigend musterte ich meinen besten Freund, nickte dann aber langsam. Auch wenn Mikael es versuchen würde, niemand bringt meine Familie so leicht auseinander. Zusammen waren wir stärker als Mikael. Nachdem mich Liam noch weiter beruhigt hatte, nahmen wir unsere Taschen und liefen nach unten. "Rebekah, ich möchte, dass du schon mal nach New Orleans gehst und Niklaus warnst. Wir fahren noch beim Flughafen vorbei", hörte ich Dads Stimme in der Küche, weshalb ich dieser folgte.

Als wir eintraten, versuchte Dad leicht zu lächeln, konnte seine Anspannung aber nicht verbergen. "Es hat mich gefreut, dich kennenzulernen, Liam. Ich hoffe, wir sehen uns irgendwann wieder", betonte Rebekah ehrlich, als sie uns erblickte, und zog meinen besten Freund in ihre Arme. "Das hoffe ich doch. Pass auf dich auf", erwiderte Liam, bevor Rebekah in Vampirgeschwindigkeit das Haus verließ und uns drei allein ließ. "Dann machen wir uns auf den Weg", ergriff Dad das Wort, bevor er eine Tasche ergriff und damit in Richtung Auto lief. Schweigend folgten wir ihm und hatten nach fünf Minuten alle Sachen verstaut. "Wir haben fast alles. Thalia, du kannst schon einsteigen. Liam und ich kontrollieren noch schnell alles", betonte Dad und noch ehe ich hätte widersprechen können, hatte Dad Liam hinter sich ins Haus gezogen.

Pov Liam

Verwirrt folgte ich Elijah ins Innere und wollte gerade nach oben gehen, um alles zu checken, als er mich aufhielt. "Kannst du mir versprechen, immer für Thalia da zu sein und auf sie aufzupassen?", fragte mich Elijah und sah mich eindringlich an, weswegen ich verwirrt stutzte. "Natürlich passe ich auf sie auf. Sie ist wie eine Schwester für mich", erklärte ich dem Vater meiner besten Freundin wahrheitsgemäß, woraufhin dieser seine Lippen zu einem kurzen Lächeln verzog. "Ich verlasse mich auf dich", betonte Elijah ernst, bevor er wieder zur Tür lief und diese für mich aufhielt. Kurz sah ich Elijah an, versuchte zu verstehen, was das Gespräch gerade sollte, folgte ihm letztlich aber nach draußen und stieg ins Auto, um zum Flughafen zu fahren.

Was meint ihr hat Elijah vor? Wieso führt er mit Liam so ein komisches Gespräch?

Die Tochter von Elijah MikaelsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt