New Orleans
Bis zum nächsten Morgen ließ sich Klaus nicht mehr bei seinen Geschwistern blicken. Er konnte immer noch nicht glauben, dass Elijah seine Menschlichkeit abgestellt hatte und Thalia nach Portland geschickt hatte. Zwar wusste Mikael möglicherweise nichts von ihr, aber es gab genug andere Wesen, die noch eine Rechnung mit ihm und seiner Familie offen hatten. Wenn jemand von ihnen erfährt, dass Thalia alleine am anderen Ende von Amerika war, kann es ziemlich schnell gefährlich für sie werden. Klaus wusste, er musste sich auf die Ankunft von Mikael vorbereiten, doch die Sicherheit seiner Nichte stand für ihn nach wie vor an erster Stelle.
Rebekah war die erste, die dem Hybriden über den Weg lief, sobald er sein Zimmer verließ. „Wo ist Elijah? Ich muss mit ihm reden", fragte er seine Schwester, die nur bedrückt in Richtung dessen Zimmer zeigte und ihren Blick dann dorthin richtete, als dieser auf die Tür zusteuerte. Ohne anzuklopfen oder sich irgendwie anzukündigen, betrat Klaus das Zimmer und fand seinen Bruder mit einem Glas Whiskey in seinem Sessel sitzend vor. Das Jacket lag achtlos auf dem Boden, und der erste Knopf seines Hemdes war geöffnet.
„Ich meine mich zu erinnern, dass man klopft, auf ein Herein wartet und erst dann den Raum betritt", betonte Elijah, ohne seinen Blick vom Glas in seiner Hand abzuwenden, konnte aber den Blick seines Bruders auch ohne hinzusehen auf sich spüren. „Wieso hast du deine Menschlichkeit abgestellt? Du hast getötet, gefoltert, Menschen verloren, die dir etwas bedeuten. Wieso?", Klaus hatte Mühe, seine Stimme ruhig zu halten und wollte nicht, dass die Situation ausartet. Er musste jedoch mehrmals tief durchatmen, als sein Bruder auf die Frage lediglich mit einem Schnauben antwortete und sein Glas in einem Zug leerte.
Klaus' Kiefer hatte sich merklich angespannt, während er auf den Sessel zusteuerte und letztlich vor seinem Bruder stehen blieb, um ihn zu mustern. „Wir haben uns vor Jahren das Wort gegeben, nie unsere Menschlichkeit abzustellen. Ich wiederhole mich nicht gerne, aber wieso hast du es getan?", die Stimme des Hybriden zitterte vor Anspannung leicht, sonst zeigte er nach außen hin aber kein Anzeichen seines inneren Kampfes. Auch Elijah hatte seinen Blick auf seinen Bruder gerichtet, sah diesen emotionslos an und antwortete letztlich gelangweilt: „Ich hatte keine andere Wahl."
Klaus' Augen waren zu Schlitzen geschrumpft. „Man hat immer eine Wahl. Thalia alleine, schutzlos nach Portland zu schicken, wenn man weiß, wie viele Feinde wir haben, war aber definitiv die falsche Entscheidung", zischte er wütend, hoffte, sein Bruder würde die Gefahr, welcher er Thalia damit ausgesetzt hatte, erkennen. Doch er konnte nur weiterhin in die gleichen kalten Augen blicken, die ihn immer noch ansehen. „Sie kann ja, wenn Mikael tot ist, wiederkommen. Solange wird sie es schaffen."
Fassungslos fixierte Klaus seinen Bruder, konnte nicht glauben, wie wenig ihn die Tatsache interessierte, dass seine Tochter möglicherweise in Gefahr war. Trotzdem war ihm im Unterbewusstsein klar, dass gerade nicht Elijah der Vater sprach, sondern lediglich Elijah Mikaelson, der von so vielen gefürchtet war. Mit einem letzten enttäuschten, aber auch mitleidigen Blick musterte Klaus seinen Bruder, bevor er das Zimmer mit zügigen Schritten verließ. Er musste den Tod seines Vaters planen und, auch wenn er sich sicher war, dass Elijah auch in diesem Zustand eine Unterstützung war, wollte er ihn bei den Planungen nicht dabei haben.
Im Innenhof saßen Kol und Rebekah, die eigentlich damit gerechnet hatten, dass eine Konfrontation zwischen Klaus und Elijah lauter sein würde, waren aber umso erleichterter, als der Hybrid ohne irgendwelche Spuren eines Kampfes zu ihnen kam. „Wie geht es ihm?", fragte Rebekah vorsichtig, sobald sich Klaus auf den Stuhl vor ihr hatte sinken lassen. „Gut vermute ich. Er fühlt ja nichts. Es kann ihm also nicht so schlimm gehen", betonte Klaus, wobei er sich frustriert übers Gesicht strich. „Und was willst du jetzt wegen Mikael machen?", wollte nun Kol mit einem Blick auf seinen Bruder wissen, woraufhin auch Rebekah interessiert ihren Bruder musterte.
„Ich habe Marcel vor Jahren einen Stab aus Weißeichenpfahl gegeben. Wir müssen Mikael also nur hierher locken. Er weiß nicht, dass es noch einen dieser Pfähle gibt. Dann werde ich es beenden", erklärte Klaus, wobei seine Stimme zum Ende hin immer leiser wurde. Bei dem Gedanken, den Vater seiner Geschwister zu töten, war auch ihm nicht ganz wohl. Doch ging der Hass von Mikael nicht mehr nur gegen ihn. Der Hass hatte sich so weit ausgebildet, dass Mikael auch seine Geschwister bedrohte, und das konnte und wollte Klaus nicht zulassen. Niemand bedroht seine Familie, auch nicht Mikael.
„Ich hoffe, wir schaffen es. Ich will nicht, dass dir oder jemandem von uns etwas passiert", betonte Rebekah, während sie zwischen Kol und Klaus hin und her sah, letztlich ihren Blick aber auf die Tür von Elijah richtete. „Elijah weiß auch in dem Zustand, was er tut. Außerdem werde ich nicht zulassen, dass man meiner Familie verletzt. Mikael wird dir nichts tun, Bekah. Du bist seine einzige Tochter, und das letzte bisschen Menschlichkeit, das er noch hat, hält ihn davon ab, dich anzugreifen. Elijah muss sich nicht zum ersten Mal gegen ihn wehren, und du wirst nicht hier sein, Kol."
Bei den letzten Worten sah Klaus seinen Bruder an, der seinen Blick fragend erwiderte. „Mikael weiß nicht, dass du bei uns bist. Er wird dich hier nicht vermuten. Ich... Thalia... Sie braucht dich. Wenn jemand erfährt, dass sie alleine am anderen Ende von Amerika ist, wird sie in Gefahr sein. Ich möchte, dass du nach Portland fährst und auf sie aufpasst, bis Mikael tot ist und sie zurückkommen kann", erklärte der Hybrid, wobei er Kol eindringlich musterte. Kol wusste, dass seine Geschwister schon immer das eingespielte Dreier-Team waren, doch er verstand, dass Klaus ihn damit nicht loswerden wollte, sondern ihm das Vertrauen, das er sich seit Jahren wünschte, entgegenbrachte. Alle wussten von seiner Vergangenheit als tödlichster Mikaelson, doch er hatte sich verändert. Für seine Familie, aber vor allem für Thalia, die ihn seit Tag eins um den Finger gewickelt hatte.
„Ich mache mich noch heute auf den Weg", antwortete Kol selbstbewusst, was Klaus mit einem Nicken quittierte. „Ich verlasse mich auf dich. Pass auf sie auf und bringe sie uns heil wieder. Sonst wird Elijah dich vermutlich töten, wenn er wieder er selbst ist", fügte Klaus mit einem Schmunzeln hinzu, in das auch Rebekah einstieg und sich für Kol freute. Er hatte das Vertrauen verdient, und sie war sich sicher, dass er sie nicht enttäuschen würde.
Nun wisst ihr, warum ich ein paar Kapitel zuvor wissen wollte, ob ihr eher Team Marcel oder Kol seid 😉
Ich bin gespannt auf eure Reaktionen 😊
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Die Tochter von Elijah Mikaelson
VampireWas wird passieren, wenn Elijah plötzlich als Vater in der Geburtsurkunde eingetragen wird und von nun an die Verantwortung für ein Tochter hat? Wie sagte er einst? "Für immer und ewig. Familie über alles." Die Rechte der Originals oder Vampire Diar...