Nach dem Frühstück, bei dem Eve wissen wollte, was wir heute vorhatten und wir ihr erzählt hatten, dass wir ein bisschen durch die Gegend laufen und ich mir meine alte Heimat ansehen wollte, waren wir zurück in Liams Zimmer gegangen. Mein Handy lag noch immer auf dem Bett, und so schaute ich gleich nach, ob mir Dad vielleicht geschrieben hatte. Weder eine Nachricht noch ein verpasster Anruf wurden angezeigt. Stattdessen blinkte der Chat von Alaric auf. „Hallo Thalia, ich hoffe, dir geht es gut. Wo bist du? Ist Elijah bei dir?", las ich seine Nachricht vor, ehe ich zu meinem besten Freund sah.
„Ist es okay, wenn wir, oder wenn du nicht willst, ich mich mit ihm treffe? Vielleicht kann er mir sagen, was am Flughafen los war", fragte ich hoffnungsvoll, während Liam mich skeptisch musterte. Immer wieder sah er zwischen dem Handy und mir hin und her, bis er schließlich nickte. „Wenn du sagst, er kann dir helfen, werde ich dich nicht aufhalten, ihn zu treffen, aber natürlich komme ich mit", betonte er, was mich lächeln ließ. Sogleich beschloss ich, Alaric zu antworten und fragte, ob wir uns um 11:30 an der Schule treffen könnten, da mir kein besserer Ort einfiel. Es vergingen keine fünf Minuten, bevor wir eine positive Antwort zurückbekamen und uns fertig machten.
Es war bereits kurz nach 11, als wir endlich so weit waren, Eve kurz Bescheid zu geben, dass wir weg sind, und uns auf den Weg zur Schule machten. „Wie kamst du eigentlich auf Mister Saltzman vorhin?", fragte Liam nach wenigen Minuten, um das Schweigen zu brechen, und sah gespannt zu mir. „Die Verkäuferin in der Bäckerei kannte mich und Dad von früher, und da wurde mir klar, dass es mehr Leute in Portland gibt, die Dad kennen. Nur ist Alaric der Einzige, der auch sein Geheimnis kennt. Damals, als wir zurück nach New Orleans gingen, hatte er mir gesagt, dass ich ihm immer schreiben kann, wenn ich Hilfe brauche. Ich habe nur nicht erwartet, dass dieser Fall irgendwann eintreffen würde", gestand ich und konnte den traurigen Unterton nicht verstecken. „Ich hoffe einfach, er kann uns helfen", flüsterte ich. Alaric war der Anker, an den ich mich klammerte. Wenn er mir nicht sagen kann, was mit Dad los ist, würde meine Sorge nur noch ins Unermessliche steigen.
„Thalia, hey. Du sagst doch selbst, dass er deine Familie schon Jahre kennt, und so normal, wie er mit dem Thema umgeht, scheint er mehr Kontakt zum Übernatürlichen zu haben als zu deiner Familie vor vielen Jahren", versuchte Liam mich zu beruhigen. Doch ich brachte nur ein schwaches Nicken zustande. Den restlichen Weg schwiegen wir, wobei ich immer wieder verschiedene Gründe durchging, die Dads Verhalten erklären könnten, konnte es mir aber, egal wie ich es drehte und wendete, nicht erklären. Mit jedem Meter, dem wir der Schule näher kamen, wuchs meine Nervosität, bis mich ein leichtes Zittern beim Anblick der Gebäude überkam. Ich musste tief durchatmen, da ich sonst nicht das Gefühl hatte, meine Lungen mit genug Sauerstoff versorgen zu können, bevor ich, gefolgt von Liam, die Schule betrat.
Es wirkte wie leergefegt, was angesichts der Tatsache, dass gerade Wochenende und obendrein Ferien waren, kein Wunder war. Doch da die Eingangstür nicht verschlossen war, war Alaric vermutlich schon da, weswegen wir den Weg zu seinem Klassenraum einschlugen. Von Weitem konnten wir sehen, dass sein Raum der einzige war, dessen Tür geöffnet war. „Na dann los", vernahm ich die Stimme meines besten Freundes und merkte erst jetzt, dass ich stehen geblieben war. Ich spürte Liams Hand an meiner Schulter, die mich sanft weiter schob, und ehe ich mich versah, stand ich in der Tür zum Klassenraum. Ich ließ meinen Blick einmal durch den Raum schweifen, blieb kurz an dem Platz hängen, an dem Lara und ich damals zusammen gesessen hatten, bevor ich meine Aufmerksamkeit auf die einzige Person im Raum lenkte.
Alaric stand mit dem Rücken zu uns vor dem Fenster und schaute hinaus. Zögernd hob ich meine Hand und klopfte gegen den Türrahmen, um ihn auf uns aufmerksam zu machen. Leicht zuckte Alaric zusammen, drehte sich dann aber sogleich zu uns. „Hallo Thalia, und du bist Liam, richtig? Ich hatte dich bisher nur in Vertretung gesehen", begrüßte Alaric uns, wobei er eine Geste machte, dass wir eintreten sollten. Liam schloss die Tür hinter uns und folgte mir dann ins Innere. Zwar lächelte Alaric leicht, doch merkte ich trotzdem, wie er mich besorgt musterte. „Danke, dass du dir die Zeit nimmst, so spontan", betonte ich und erwiderte seinen Blick mit einem schwachen Lächeln. „Es freut mich natürlich, dich nach der Zeit wiederzusehen, aber ich vermute, du hast mir nicht geschrieben, um hallo zu sagen."
Mir war bewusst, dass Alaric nicht zu täuschen war, wobei seine Sorge deutlich herauszulesen war. „Wo ist Elijah? Ist er auch in Portland?" Unfähig zu antworten, schüttelte ich nur den Kopf und war umso erleichterter, als Liam das Wort ergriff. „Deswegen sind wir hier. Thalia war sich sicher, dass Sie uns helfen können", begann er, woraufhin Alaric fragend seine Augenbraue hob. „Was ist passiert? Und bitte, du kannst Alaric sagen. Schließlich bin ich nicht als Lehrer hier", verlangte Alaric, was Liam mit einem Nicken annahm.
„Also?", hackte Alaric nach, als niemand von uns beiden anfing zu reden. Ich atmete tief durch und begann dann, ihm alles zu erzählen: vom Auftauchen der Vampire, von Mikael und dem Plan, ihn zu besiegen. Doch als ich zu der Situation am Flughafen kam, stockte ich. Meine Atmung hatte sich wieder beschleunigt, und ich hatte Mühe, überhaupt noch einzelne Worte herauszubekommen. Ein Poltern ertönte, und kurz darauf spürte ich, wie Alaric mich auf einen Stuhl drückte und vor mir in die Hocke ging. „Atme tief durch. Und dann erst weiterreden. Wir haben Zeit", sprach er mit ruhiger Stimme, was seine Wirkung nicht verfehlte. „Dad hatte beschlossen, dass ich mit Liam zurück nach Portland fliegen soll. Ich war natürlich dagegen und habe versucht, ihn umzustimmen. Ich war mir sicher, dass er fast nachgegeben hätte, aber dann ging es plötzlich so schnell. Er... er...", wieder stockte ich, als ich seinen kalten Blick vor mir sah.
„Was hat er Thalia? Was hat er gemacht?", fragte Alaric nach, und ich versuchte, mich auf ihn zu konzentrieren, um das Bild von Dad in den Hintergrund zu rücken. „Er hat gesagt, dass er stolz ist, aber dann hat sich sein Blick verändert. Er hat mich plötzlich so kalt angesehen. Seine Augen... sie wirkten so leer, so emotionslos. Ich habe ihn kaum wiedererkannt, und dann ist er verschwunden. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört", beendete ich die Erzählung. Alaric hatte seinen Blick auf die Wand hinter mir gerichtet, doch ich sah, wie angespannt sein Blick war. „Was ist mit ihm passiert?", fragte ich leise, da ich mir aufgrund von Alarics Reaktion ziemlich sicher war, dass er irgendwas wusste. Es dauerte fast eine Minute, bevor er die richtigen Worte gefunden zu haben schien und seinen Blick wieder auf mich legte.
„Das, was du da beschreibst, habe ich selbst zwei Mal bei anderen Vampiren mitbekommen. Ich weiß nicht, ob Elijah dir von dieser Fähigkeit erzählt hat, aber es ist genau das, was du gesehen und beschrieben hast. Er hat seine Emotionen oder vielmehr seine Menschlichkeit abgestellt, vermutlich weil er sonst wirklich nachgegeben hätte."
Da ich morgen viel zutun habe bereits heute der neue Teil. Wie glaubt ihr wird Thalia auf die Nachricht reagieren?
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Die Tochter von Elijah Mikaelson
VampireWas wird passieren, wenn Elijah plötzlich als Vater in der Geburtsurkunde eingetragen wird und von nun an die Verantwortung für ein Tochter hat? Wie sagte er einst? "Für immer und ewig. Familie über alles." Die Rechte der Originals oder Vampire Diar...