New Orleans
Drei Tage waren vergangen, seit Marcel von dem Plan erfahren hatte, Mikael zu töten. Während dieser zusammen mit Rebekah und Klaus alle Einzelheiten besprach, war Elijah damit beschäftigt, immer wieder seiner Gier nach Blut, nach körperwarmen Blut, nachzugehen. Mehrfach hatte Klaus versucht, seinen Bruder aufzuhalten. Zum einen, um ihn vor den späteren Schuldgefühlen zu schützen, aber auch um der Polizei keinen Grund zu geben, weiter zu ermitteln. Die nunmehr fast 30 Tode waren nicht unbemerkt geblieben, und so hatte Klaus in den letzten Tagen so viele Menschen manipulieren müssen wie lange nicht mehr. Zumindest die Nachricht, dass Kol in Portland eingetroffen war und nun Thalia beschützen konnte, stimmte ihn positiv.
„Marcel trifft sich mit einem Mitglied seiner Gruppe, um herauszufinden, wann Mikael hier ist", erklärte Rebekah, die gerade den Innenhof betreten hatte und auf ihren Bruder zuhielt, der mit seinem Whiskeyglas ins Leere starrte. „Ich befürchte aber, dass er noch heute hier sein wird", fügte die Vampirin hinzu, wodurch sie Klaus dazu bewegte, doch zu ihr zu schauen. „Umso schneller er hier ist, desto schneller ist es hoffentlich vorbei", murmelte der Hybrid, seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, das verdeutlichte, wie sehr ihm der anstehende Plan zusetzte.
„Glaubst du, Elijah wird seine Menschlichkeit zurückwollen?", fragte Rebekah nach einem Moment der Stille. Wie gerne hätte Klaus die Frage bejaht, doch er konnte nicht. „Ich weiß es nicht. Aber egal, ob er will oder nicht, er ist es seiner Tochter schuldig." Auch wenn die Vampirin mit dieser Antwort gerechnet hatte, ließ sie ihre Schultern sinken. „Wenn nicht, wird Thalia uns umso mehr brauchen", fügte sie noch leise hinzu, als sie schnelle Schritte hinter sich vernahm.
Zügig kam Marcel in den Innenhof gerannt und blieb vor den Geschwistern stehen. „Er ist hier. Mikael ist hier. Jasper war tot, als ich ihn gefunden habe. Mikael ist uns einen Schritt voraus", brachte der jüngere Vampir mit schnellen Worten heraus. „So wie ich euch schon immer einen Schritt voraus war." Klaus musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, wem diese Stimme gehörte. Sofort spannten sich seine Muskeln an, und seine Augen begannen gelb zu leuchten. „Du machst mir mit deinem Werwolf-Gehabe keine Angst, Junge. Gib auf, und ich kann deine Geschwister verschonen", betonte Mikael mit ruhiger Stimme und fixierte den Hybriden vor sich.
„Komm zu mir, Rebekah. Du standest zu lange unter dem schlechten Einfluss von ihm", forderte Mikael mit einem Seitenblick auf seine Tochter, die sich hinter ihren Bruder stellte. „Du hast keine Chance gegen uns", betonte sie, doch war die Furcht, die sie in diesem Moment empfand, nicht zu überhören. Auch Marcel hatte sich neben Klaus begeben, bereit, seine Familie zu beschützen. „Du warst schon immer schwach, Rebekah. Ich hatte mehr von dir erwartet." Schwer schluckte die Angesprochene, hielt dem Blick ihres Vaters aber stand.
„Du hast meine Familie zu lange gejagt, bedroht und in Angst versetzt. Das hört heute auf", erklärte Klaus mit entschlossener Stimme. Er schien mit jedem Wort größer zu werden, und ein Knurren verließ seine Kehle, das Mikael amüsiert die Augenbrauen in die Höhe ziehen ließ. „Mach dich nicht lächerlich. Du warst damals nicht stark genug und bist auch heute nicht. Schon damals hast du dich hinter Elijah verstecken müssen, und wie ich sehe, ist er nicht mehr bei euch", stellte der Vampir mit einem Blick durch das Anwesen fest. Doch als sich sein Blick wieder auf Klaus richtete, betrat der älteste der Geschwister den Innenhof und musterte die Szene, die sich ihm bot, kurz.
„Falsch. Ich bin hier, Vater." Kurz schien Mikael aus dem Konzept zu kommen, ehe sich ein Lächeln auf seine Lippen legte. „Es ist nicht zu spät, sich für die richtige Seite zu entscheiden." Während Mikael diese Worte sprach, öffnete er seine Arme, um Elijah aufzufordern, zu ihm zu kommen. Doch dieser blickte ihn nur schweigend an. „Sieh es ein. Du hast verloren, Mikael. Niemand steht auf deiner Seite." Langsam griff der Hybrid in seine Jackentasche und zog einen weißen Pfahl hervor, den Mikael skeptisch beäugte.
„Du traust dich nicht, mich zu töten", betonte dieser, während sowohl Klaus als auch Rebekah und Marcel auf ihn zustürmten. Noch während Mikael die drei musterte, liefen diese in Vampirgeschwindigkeit los und griffen ihn an. Sofort entstand ein Kampf, den die drei zu gewinnen schienen. Doch gelang es Mikael, zuerst Marcel und dann Rebekah das Genick zu brechen, woraufhin diese bewusstlos zu Boden gingen. Mikael packte Klaus am Kragen und drückte ihn gegen die nächste Wand. „Sieh es ein, Junge. Du bist schwach", brüllte Mikael, dessen Vampiraugen Klaus anfunkelten. Doch Klaus blickte auf seinen Bruder, der noch immer regungslos im Eingang stand.
Keine zwei Meter vor ihm lag der Pfahl, der den Horror endlich beenden könnte, doch rührte sich Elijah nicht. „Es hat zwar lange gedauert, aber wenigstens hast du eingesehen, auf welcher Seite du stehst, Elijah." Schweigend hob dieser seinen Kopf und blickte dann seinem Bruder in die Augen. „Tu es, Elijah. Töte ihn", presste Klaus hervor, während er den Blick von Mikael nicht abwandte. „Beende es. Gib Thalia die Möglichkeit auf eine Zukunft", betonte der Hybrid, woraufhin sich eine Falte auf Elijahs Stirn bildete.
„Hat dein Bruder eine kleine Freundin gefunden und entscheidet sich jetzt gegen dich, Junge?", fragte Mikael, doch galt die Aufmerksamkeit von Klaus noch immer seinem Bruder. „Sei endlich wieder ein Vater und tu verdammt nochmal etwas für deine Tochter", betonte der Hybrid mit letzter Kraft. Es dauerte einen Moment, bis sich Verwirrung auf Mikaels Gesicht abzeichnete. „Tochter?", wiederholte dieser, wobei er den Griff um Klaus leicht lockerte. Während Klaus sich aus eben diesem befreien konnte, war Elijah nach vorne gelaufen und hatte seinem Bruder den Pfahl zugeworfen.
Noch ehe Mikael die Situation richtig einordnen konnte, entfuhr ihm ein Schmerzenslaut. Krampfhaft ging Mikael zu Boden, während die Stelle, an der der Pfahl ihn durchbohrt hatte, in Flammen aufging. Schmerzensschreie füllten den Innenhof, doch Klaus' Blick blieb auf seinem Bruder, der ebenfalls auf die Knie gefallen war und die Schultern hängen ließ. Am anderen Ende des Raumes regten sich Marcel und Rebekah, die kurz brauchten, um zu verstehen, was geschehen war. Doch ein Blick zu ihrem Bruder gab der Vampirin zu verstehen, was zumindest mit diesem passiert war. Sofort stand sie auf, nur um sich neben Elijah fallen zu lassen und ihn in den Arm zu nehmen. „Was habe ich getan?", fragte Elijah mit brüchiger Stimme, und der Schmerz, den Rebekah in seinen Augen fand, ließ sie erschaudern.
DU LIEST GERADE
Die Tochter von Elijah Mikaelson
WampiryWas wird passieren, wenn Elijah plötzlich als Vater in der Geburtsurkunde eingetragen wird und von nun an die Verantwortung für ein Tochter hat? Wie sagte er einst? "Für immer und ewig. Familie über alles." Die Rechte der Originals oder Vampire Diar...