Die Wochen vergingen, und ich begann langsam, mich an meine neue Situation zu gewöhnen. Zwar vermisste ich immer noch meine Freunde in Portland, die am Telefon ziemlich geschockt waren, als ich ihnen von meinem plötzlichen Umzug erzählt hatte, doch letztlich freuten sie sich für mich. Außerdem verbrachte ich die letzten Wochen vor allem viel Zeit mit Kol und Rebekah, die mir nach und nach ganz New Orleans gezeigt hatten. Egal wie schön Portland auch war, New Orleans hatte seinen ganz eigenen Charme.
Auch Dad schien glücklich, seine Familie nach all den Jahren wieder bei sich zu haben. Vor allem zu Klaus schien er eine besondere Bindung zu haben, da sie sich häufig auch ohne Worte verstanden. Nachdem ich einige Minuten über mein jetziges Leben nachgedacht hatte, stand ich auf, um zu sehen, was der Rest der Familie gerade machte. Als ich jedoch im Anwesen niemanden fand, bekam ich es mit der Angst zu tun. Bisher hatten sie mich noch nie komplett allein gelassen, worüber ich immer ziemlich froh gewesen bin.
Panisch blickte ich mich noch einmal um, sah aber niemanden. „Alles gut, sie kommen wieder und dir wird keiner etwas tun", redete ich mir ein, hatte jedoch nur wenig Erfolg dabei. Immer noch plagte mich die Angst, dass eines der Wesen in der Stadt mich heimsuchen würde. Zwar hatten sowohl Dad als auch Kol mir versichert, dass dies nie passieren würde, konnten mir aber meine Angst nie ganz nehmen. Ich hatte Dad nie erzählt, wie sehr mich der Angriff der beiden Vampire in Portland bis heute verfolgte.
„Thalia, hey, atme tief durch. Du hyperventilierst", vernahm ich plötzlich Klaus' Stimme und bemerkte erst jetzt, dass er vor mir stand. „Ganz ruhig, was ist los?", sprach er leise auf mich ein, was langsam seine Wirkung zeigte. „Du bist nicht allein. Ich habe deinen schnellen Pulsschlag bis in meine Galerie gehört." Langsam zog er mich in seine Arme, wo ich es schließlich schaffte, meine Atmung wieder vollkommen zu beruhigen.
„Ich habe euch nicht gefunden und dann hatte ich den Angriff der Vampire vor mir", gestand ich leise, weswegen Klaus seinen Griff verstärkte und mich zu einer der Couchen dirigierte. Gemeinsam ließen wir uns nieder, wobei ich den musternden Blick meines Onkels auf mir spürte. „Wie lange verfolgt dich der Angriff schon?"
Ich schluckte und sah dann auf. „Seit er passiert ist. Ich wache regelmäßig nachts auf und als ich eben dachte, dass ich allein bin, bekam ich Angst." Wissend nickte Klaus und senkte seinen Blick auf meine Kette. „Ich kann dir die Erinnerung an den Angriff nehmen. Dann kannst du nachts wieder durchschlafen", erklärte Klaus und sah mich mit einem aufmunternden Lächeln an.
„Die Kette verhindert, dass du mich manipulieren kannst, oder?", fragte ich leise und erinnerte mich an das Gespräch mit Dad kurz vor meiner Einschulung. „Ja, aber wenn du sie kurz abnimmst, kannst du den Angriff vergessen und sie gleich wieder anziehen." Unschlüssig sah ich meinen Onkel an, nickte dann aber. Er war ein Teil meiner Familie, also konnte ich ihm hoffentlich vertrauen. Langsam öffnete ich den Verschluss der Kette und legte sie kurz darauf vor mir auf den Tisch.
„Wenn du bereit bist, schau mich an", verlangte Klaus leise, wobei er meine zitternden Hände in seine nahm. Kurz zögerte ich, sah dann aber auf und meinem Onkel direkt in die Augen. „Du vergisst den Vampirangriff in Portland. Elijah und du kamen nach New Orleans, um uns kennenzulernen, woraufhin ihr beschlossen habt zu bleiben", vernahm ich Klaus' Stimme, die in meinem Kopf widerhallte.
Die Pupillen meines Onkels wurden kurz größer, doch nachdem ich meine Augen kurzgeschlossen hatte, sah ich Klaus fragend an. „Wenn du dich kurz umdrehst, kann ich dir die Kette wieder anziehen." Erst jetzt bemerkte ich, dass sie vor mir lag. „Was hast du getan?", fragte ich erschrocken, da ich seit ich die Kette besaß, diese nicht mehr ausgezogen hatte.
„Ich habe dafür gesorgt, dass du nachts wieder schlafen kannst", erklärte Klaus ruhig und deutete mir an, mich zu drehen. Kurz musterte ich meinen Onkel, kam seiner Bitte dann aber nach und ließ ihn mir die Kette wieder umlegen. „Danke", flüsterte ich, da ich das Gefühl hatte, ihm einen Dank schuldig zu sein, was er lediglich mit einem leichten Nicken quittierte.
„Komm mit, ich weiß, was in unserem Haus noch fehlt", betonte er lächelnd, ehe er mir seine Hand hinhielt, die ich langsam ergriff. Mit einem Ruck zog er mich von der Couch hoch und gemeinsam liefen wir in sein Zimmer, wo er vor einem Hocker stehen blieb. „Setz dich bitte hier hin und schau dann zu mir", verlangte er, ehe er zu einer Staffelei lief, an welcher bereits eine Leinwand befestigt war.
Klaus musterte mich kurz, bevor er zu einem Pinsel griff und anfing zu zeichnen. Gespannt beobachtete ich meinen Onkel dabei, wie sein Blick immer wieder zwischen Leinwand und mir wechselte. Erst jetzt erkannte ich seine vollkommene Leidenschaft fürs Malen. Zwar kannte ich viele seiner Gemälde, aber ich war bisher nie dabei gewesen, wenn er eins anfertigte. Seine Augen spiegelten höchste Konzentration wider und immer wieder legte sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen.
„Wie kamst du zum Malen?", fragte ich nach ein paar Minuten, was Klaus dazu veranlasste, in seiner Bewegung innezuhalten. Er suchte kurz nach den richtigen Worten, ehe er seinen Blick auf mich richtete. „Es gibt mir die Möglichkeit, auszuleben, wer ich bin. Ich habe die Macht zu entscheiden, wie ein Bild am Ende aussehen soll, und erlebe dadurch ein Gefühl von Freiheit", betonte er und legte nach kurzer Zeit seinen Fokus wieder auf das Gemälde.
„Du musst schon ruhig sitzen bleiben", verlangte Klaus, als ich mir die Bilder im Raum ansah, weswegen ich mich schnell wieder ordentlich hinsetzte und zu ihm blickte. „Warum sind die meisten deiner Bilder so düster?" Anhand der Reaktion meines Onkels merkte ich, dass ihm dieses Thema unangenehm war, trotzdem setzte er zu einer Antwort an. „Wenn jemand so lange lebt wie meine Familie und ich, gibt es einiges, was man verarbeiten muss", antwortete Klaus, ohne aufzusehen. Doch der Kummer in seinen Augen blieb mir nicht verborgen. Ein Kummer, den ich in den vergangenen Jahren auch bei Dad wahrnehmen konnte.
„Ich weiß nicht, was ihr in den vergangenen Jahrhunderten alles erlebt habt, aber ich weiß, dass ich froh bin, jetzt ein Teil der Familie Mikaelson zu sein", betonte ich leise, wohlwissend, dass Klaus es sowieso hörte. Er ließ den Pinsel in seiner Hand sinken, ehe er zu mir sah. „Du bist der Grund dafür, dass wir bessere Menschen wurden", betonte Klaus ehrlich und drehte dann die Leinwand zu mir. Sie zeigte eine detailgetreue Zeichnung von mir, unter welcher in Großbuchstaben „THALIA MIKAELSON" stand.
Sprachlos sah ich zu meinem Onkel, der mich musterte, dann aber zu mir kam und mich in den Arm nahm. „Jetzt haben wieder alle Mikaelsons ein Gemälde. Na, komm, wir hängen es zu den anderen", schlug Klaus vor und nahm das Gemälde nach meinem Nicken von der Staffelei runter. Zusammen liefen wir in die Eingangshalle, wo die Bilder der Mikaelson-Geschwister bereits hingen. Vorsichtig hängte Klaus es daneben, ehe er neben mich trat und wir zusammen die Gemälde betrachteten. „Danke, Klaus. Für alles", sagte ich leise, bevor ich meinen Onkel in den Arm nahm, der mir vorsichtig einen Kuss auf den Scheitel gab.
Es ist ganz angenehm mal wieder mehr Zeit fürs Schreiben zu haben. Wie findet ihr das Kapitel und mit wem würdet ihr gerne ein Kapitel haben? Kol, Rebekah, Marcel, Davina und Joshua oder doch lieber einen Vater-Tochter-Tag? Lasst es mich wissen 😊😉
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Die Tochter von Elijah Mikaelson
VampiriWas wird passieren, wenn Elijah plötzlich als Vater in der Geburtsurkunde eingetragen wird und von nun an die Verantwortung für ein Tochter hat? Wie sagte er einst? "Für immer und ewig. Familie über alles." Die Rechte der Originals oder Vampire Diar...