Von einem Klingeln geweckt, öffnete ich meine Augen und sah zu Liam, der immer noch zu schlafen schien. Mit einem Blick auf das Handy erkannte ich, dass Dad versuchte, mich zu erreichen, als ich auch schon Schritte hinter mir vernahm. „Ich habe gar nicht bemerkt, dass ihr schon hier seid", flüsterte Dad und warf einen Blick auf meinen besten Freund, um ihn nicht zu wecken. „Es wurde uns zu voll in der Stadt, deshalb sind wir früher zurückgekommen. Wieso rufst du an?", erklärte ich ihm ebenso leise und richtete mich auf, sodass sich Dad auf den Liegestuhl setzen konnte.
„Ich wollte wissen, wo ihr seid und ob wir den restlichen Tag zusammen verbringen wollen", gestand er nach kurzem Überlegen. Doch ich konnte sehen, dass es nicht die ganze Wahrheit war. Fragend zog ich eine Augenbraue in die Höhe, doch schüttelte Dad nach einem Nicken in Richtung Liam den Kopf. So verstand ich, dass wir in Gefahr wären, wenn wir allein das Haus verließen. „Klar. Wir wollten heute eh nicht mehr rausgehen", sagte ich deshalb, und nach einem kurzen Lächeln stand Dad auf, um wieder nach drinnen zu gehen.
Er war gerade im Inneren verschwunden, als Liam langsam die Augen öffnete und sich kurz umsah. Sein Blick blieb an der Tür hängen, hinter der mein Dad gerade verschwunden war. Er schien über irgendetwas nachzudenken, drehte dann aber seinen Kopf zu mir und musterte mich. „Alles okay?", fragte ich meinen besten Freund verwirrt, da er ziemlich fertig aussah.
„Ehm, ja klar. War nur noch nicht ganz wach. Ich hätte nicht gedacht, dass ich doch so schnell einschlafe. Habe ich viel verpasst?", wollte er wissen und rieb sich einmal übers Gesicht, ehe er sich ebenfalls aufrichtete. „Nicht wirklich. Ich bin auch eingeschlafen und wurde wach, als Dad vorbeikam und gefragt hat, ob wir nachher noch etwas zu viert machen wollen. Wir haben ja nichts mehr vor, oder? Ich habe ihm nämlich zugestimmt", gestand ich, woraufhin Liam zögernd, aber zustimmend nickte.
„Als wir vorhin kamen, habe ich gesehen, dass drinnen Badminton-Schläger stehen. Lust auf eine Runde? Das habe ich ewig nicht mehr gespielt", schlug ich kurze Zeit später vor, wobei mir nicht entging, dass Liam ziemlich in Gedanken wirkte. Es dauerte einen Moment, bis er meine Frage bemerkte. „Warum nicht", war alles, was er erwiderte. Also lief ich schnell nach drinnen, um die Schläger zu holen, wobei ich auf Dad traf.
„Ist irgendetwas passiert?", fragte ich ihn in Anspielung auf die Situation eben, doch schüttelte Dad nur den Kopf und lächelte leicht. „Nichts, worüber du dir Gedanken machen musst. Ich möchte, dass ihr beiden die Woche genießen könnt", betonte Dad, und mir wurde klar, dass ich aus ihm keine weiteren Antworten herausbekommen würde. Daher beließ ich es dabei und ging mit den Schlägern zurück zu Liam.
Zusammen liefen wir zum Strand, zogen im Sand ein paar Linien, um das Spielfeld zu begrenzen, und spielten Schnick-Schnack-Schnuck um den Aufschlag, wobei Liam gewann. „Wer zuerst 21 Punkte hat", rief ich Liam noch zu, der nickte und zum Schlag ansetzte. Die nächsten zehn Minuten waren wir beide intensiv im Spiel, und es war ziemlich ausgeglichen, als ich Dad bemerkte, der sich mit einem Buch auf die Terrasse gesetzt hatte und ab und zu zu uns sah.
Locker schlug ich den Federball auf Liams Seite, doch er war so in Gedanken, dass er den Ball erst bemerkte, als dieser ihm vor die Füße fiel. „Alles okay?", sprach ich meinen besten Freund an, doch er antwortete nicht, weswegen ich zu ihm lief. „Liam?", versuchte ich, ihn auf mich aufmerksam zu machen, sobald ich neben ihm stand. Er hob seinen Blick und sah mich an.
„Würdest du mir sagen, wenn du in Gefahr bist?", fragte Liam leise aus dem Nichts und musterte meine Augen. Verwundert über die Frage zog ich eine Augenbraue in die Höhe und versuchte herauszufinden, was Liam zu dieser Frage veranlasst hatte. „Warum sollte ich beim Federballspielen am Strand in Gefahr sein?", wollte ich verwirrt wissen und bemerkte, dass auch Dad seinen Blick vom Buch gehoben hatte.
„Bist du in New Orleans in Gefahr?", wiederholte Liam seine Frage, diesmal noch leiser, vermutlich um zu verhindern, dass jemand anderes das Gespräch hörte. Langsam dämmerte mir, wie Liam auf diese Fragen kam. Aus welchem Grund auch immer wollte Dad, dass wir uns sicher fühlten. Liam wusste mehr. Immer noch besorgt sah mein bester Freund mich an, und ich wusste nicht, was ich sagen sollte oder was er bereits wusste.
„Wie genau kommst du darauf?", fragte ich schließlich. Gespannt und beunruhigt beobachtete ich meinen besten Freund, der nach den richtigen Worten zu suchen schien. „Du kannst oder willst mir nicht sagen, wieso ihr damals gegangen seid, Elijah ist viel beunruhigter als früher und möchte immer wissen, wo du bist und was du machst. Er und Rebekah reagieren komisch, wenn ich in die Küche komme, als hätte ich sie bei etwas gestört", erzählte er immer noch mit gedämpfter Stimme und hatte längst Dads Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
„Das mit Dad und Rebekah bildest du dir nur ein. Wobei sollst du sie denn unterbrechen?", versuchte ich, die Situation herunterzuspielen, doch Liam sah mich weiterhin besorgt an. „Ich dachte, ich bilde es mir nur ein und habe deswegen nichts gesagt, aber vorhin waren Männer hier. Sie haben sich mit deinem Vater und Rebekah über ein Abkommen unterhalten und das jemand tot ist. Bitte, Thalia, sag mir, was hier los ist. Bist du in Gefahr, wenn du mir die Wahrheit sagst?", überfordert sah ich meinen besten Freund an und suchte dann über seine Schulter Dads Blick. Mir war klar, wie das alles für Liam aussah, aber war die Wahrheit wirklich besser als der Gedanke, meine Familie sei in kriminelle Geschäfte verwickelt? War es besser, ihm zu sagen, dass meine Familie zwar seit längerem niemanden getötet hat, aber die Ur-Linie von blutdürstigen Mördern war? Dass sie Vampire waren?
Ich hoffe euch gefällt das Kapitel. Wer ist auch froh gerade nicht in Thalias Haut zu stecken? 😅
DU LIEST GERADE
Die Tochter von Elijah Mikaelson
VampiriWas wird passieren, wenn Elijah plötzlich als Vater in der Geburtsurkunde eingetragen wird und von nun an die Verantwortung für ein Tochter hat? Wie sagte er einst? "Für immer und ewig. Familie über alles." Die Rechte der Originals oder Vampire Diar...