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Shania


Als ich wieder aufwache, finde ich mich in einer engen Gefängniszelle wieder. Ein modriger Geruch steigt mir in die Nase. Zögerlich blinzle ich dem schwachen Fackelschein entgegen. Allmählich komme ich zu mir. Gerade bemerke ich, dass ich in einer Ecke liege, angelehnt an einer Wand.

Nur stoßweise kommen meine Erinnerungen zu mir zurück. Ich habe mit Sidon und Link das Gerudo-Hochland überquert, um nach Gerudo-Stadt zu gelangen, doch wir sind nicht sehr weit gekommen. Die Yiga haben uns überfallen. Diese schäbigen Gauner haben Sidon vergiftet und mich entführt. Augenblicklich zieht sich das Herz in meiner Brust schmerzlich zusammen, als ich an Sidons schmerzverzerrtes Gesicht und an seine gequälten Laute denken muss.

»Du sollst also die berüchtigte Seelenbändigerin sein«, höre ich jemand mit verächtlicher Stimme sprechen. »Du machst ja nicht gerade den Eindruck, als wärst du der Untergang Hyrules, eigentlich wirkst du auf mich sogar recht erbärmlich.«

Als ich vom Boden aufsehe, erkenne ich hinter den Gitterstäben einen Yiga. Mir fällt auf, dass mir seine Stimme bekannt vorkommt. Ja... das muss der Kämpfer sein, der vor meinen Augen die Banane gegessen hat. Außerdem fällt dir markante Riss in seiner Maske auf.

»Erkennst du mich wieder? Wir beide haben uns schon mal getroffen. Damals in den Hebra-Bergen. Dein Blut hat übrigens immer noch eine schöne Farbe.« Der Yiga vollzieht eine vermessende Pose und zeigt mit der flachen Hand auf mich.

Sein Spruch stärkt meinen Verdacht. Natürlich, ich bin ihn schon früher begegnet, damals, als ich vor Revali weggelaufen bin, weil er mich so wütend gemacht hat.

»Die Welt ist klein«, erwidere ich dem Kasper mit abfälligem Ton.

»Tatsächlich, du kannst dich an mich erinnern«, ruft der Maskierte mit gespielter Verwunderung und spottet weiter über mich. »Dabei habe ich gehört, dass du an Amnesie leiden sollst.«

Mit schmerzenden Gliedern stoße ich von der Wand ab und versuche, mich aufrecht hinzusetzen. »Ich habe mein Gedächtnis wieder. Danke, für deine rührselige Anteilnahme!«

»Und dennoch wirkst du so schwach, wie eh und je. Jetzt verstehe ich, warum dich unser Meister so fürchtet. Dein Geist ist so zerbrechlich. Es grenzt nahezu an ein Wunder, dass Ganon von deiner Seele noch längst nicht Besitz ergriffen hat. Wahrscheinlich hattest du bisher einfach nur Glück, weil Hylia dir so tatkräftig unter die Arme gegriffen hat. Aber wenn du mich fragst, ich finde, die Göttin ist eine Närrin. Sie sollte ihre Kraft nicht an dir verschwenden.«

Unter einem Stöhnen greife ich mir an meinen dröhnenden Kopf. »Hast du nichts Besseres zu tun, als mich die ganze Zeit mit deinen öden Worten voll zu labern?«

»Hm!«, entgegnet mir mein Gegenüber missbilligt. »Etwas mehr Respekt!«

»Wieso? Wer bist du eigentlich?«

»Oh, verzeih!«, meint der Yiga und verbeugt sich von mir. »Mein Name ist Supah, Kogas Sohn und begabtester Schüler.«

»Kogas Sohn? Und das macht dich zu wem?«, spotte ich.

»Koga ist der Großmeister der Yiga«, präsentiert der Kämpfer stolz. »Ich bin also gewissermaßen ein Prinz. Aber von Prinzen muss ich dir ja wohl nichts erzählen, du hättest ja fast mal einen geheiratet.«

»Macht es euch Spaß, mir hinterher zu spionieren? Besitzt ihr etwa auch eine große gruselige Wand mit meinen Bildern drauf?«, verhöhne ich den selbsternannten Yiga-Prinzen mit unbeeindrucktem Ton.

Supah verschränkt seine muskulösen Arme hinter dem Rücken und beginnt, in erhabener Haltung, vor meinem Gefängnis hin- und her zu tigern.

»Nun, wir wissen so Einiges über dich, sogar mehr als du. Mein Vater und dein Vater, sie beide waren gute Freunde. Leider hat sich der Krieger dann auf deine Mutter eingelassen. Sie haben dich bekommen, den Untergang Hyrules. Da blieb Meister Koga leider nichts anderes übrig, als seinen besten Freund zu töten.«

Soulhunter 3 - Buch des Feuers (Revali x Shania)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt