Shania
Nach und nach habe ich mich an die Steuerung gewöhnt. Mit Vollgas düse ich über den Weg. Eigentlich macht es sogar richtig Spaß in dieser Geschwindigkeit durch die Umgebung zu brettern. Nur eines hat mir bisher mehr Spaß gemacht... und zwar Fliegen.
Mit traurigem Ausdruck schaue ich zur abendlichen Sonne hinauf, die mich mit meinem Ross auf Rädern in ein rötliches Licht taucht. Ein letztes Mal wage ich noch einen Blick auf den Shika-Stein, die ich auf die praktische Ablage meines Gefährts gelegt habe. Ich befinde mich im Hinterland zwischen Hateno und Ranelle, das sich Necluda nennt.
Necluda? Necluda... Irgendetwas an dem Namen kommt mir bekannt vor. Dann taucht plötzlich ein Bild vor meinem geistigen Auge auf, eine Erinnerung. Es zeigt ein Beet mit Kürbissen. Mit einem Mal meine ich, dass mir der Geruch von Räucherstäbchen in die Nase steigt. Meine Ohren vernehmen im nächsten Augenblick das schemenhafte Geräusch von sanften melodischen Tönen. Eigentlich möchte ich noch näher auf die Erinnerung eingehen, sie festhalten, doch dann verschwindet sie und ich sehe stattdessen den blauen Himmel. Anstatt Kürbisse mache ich Wolken aus, anstatt Räucherstäbchen rieche ich die klare Luft und spüre die Sonne auf meiner Haut und statt der sinnlichen Flötenmelodie höre ich das Tosen des Windes und Revalis heiteres Lachen.
In meiner Erinnerung erkenne ich, wie mein liebster Orni einst einen Flügel hochhob und auf die Wolken am Himmel zeigte. »Der Wind heute ist ideal zum Fliegen. Du brauchst keine Angst haben, ich werde dich nicht fallen lassen.«
Oh, ich hatte durchaus Angst, doch das wollte ich vor dem Orni-Krieger nicht offen zugeben.
»Und halte dich bloß schön fest, okay?« Revalis gebieterische Stimme hallt in meinem Kopf und zaubert mir ein Lächeln auf die Lippen.
Mein Herz hat so doll gehämmert, dass ich dachte, es springe mir jeden Moment aus der Brust, als der Orni sich mit mir auf den Rücken von der Landplattform abgestoßen hat und sich in die Luft erhob. Verängstigt habe ich die Augen zugeschlagen. Als ich sie dann wenig später wiederöffnete, blieb mir die Luft weg, als hätte ich das Atmen verlernt. Mir wurde schwindelig, als ich im Anschluss einen Blick nach unten gewagt habe. Ich schlug die Lider wieder zu und versuchte, meine aufsteigende Panik im Griff zu bekommen. Dabei konzentrierte ich mich auf das Geräusch von Revalis schlagenden Flügeln. Erst als seine Schwingen verstummten, wagte ich wieder, die Augen zu öffnen. Alles war still. Der Wind blieb ruhig, aber kühl. Erst dann bemerkte ich, dass ich aufrecht auf dem Rücken des Orni saß und ihn ritt, wie ein Pferd. Als ich über diesen Gedanken grinste, wurde ich von einer Windböe erwischt und ich musste mich an Revali festhalten.
»Und?«, hat mich der attraktive Orni mit den hypnotisierenden grünen Augen gefragt. »Wie ist die Aussicht von da oben?«
Erst als diese Worte gefallen sind, habe ich die atemberaubende Landschaft Tabantas aus der Vogelperspektive genossen. Der Orni-See, die Berge, der Schnee, der Moment war einfach wunderschön.
Schonungslos werde ich aus meinem angenehmen Tagtraum gerissen, als sich die Straße urplötzlich dem Ende neigt. Eigentlich sollte hier eine Brücke sein, doch die ist wohl zerstört worden. Und da ich so damit beschäftigt war, von Revali zu träumen, ist mir dieses äußerst wichtige Detail entgangen. Erschrocken schreie ich auf, schalte an den Handbremsen, doch dafür ist es bereits viel zu spät. So gut wie ungebremst stürze ich über die zerstörte Brücke. Mein Körper rutscht von dem Sattel. Ein panischer Schrei entfährt mir, als ich falle.
Während des Falls werde ich wieder von der Gegenwart fortgerissen. Ich finde mich in den Bergen Hebras wieder, meine Handgelenke bluten, denn die Yiga hatten mich verletzt und mir die Pulsadern aufgeschnitten. Haltlos stürzte ich in die Tiefe, doch ich war nicht allein. Grüne Augen leuchteten in der Dunkelheit, mächtige Flügel breiteten sich über mir aus und schneeweiße Krallen griffen nach mir. Revali hatte mich aufgefangen. Doch dieses Mal ist niemand hier, der mich retten wird.
DU LIEST GERADE
Soulhunter 3 - Buch des Feuers (Revali x Shania)
FanfictionBuch des Feuers, der dritte Teil der Soulhunter-Saga von Zelda - Breath of the wild, erzählt die Geschichte von Revali und Shania, die im Kampf gegen Ganon um ihre Liebe sowohl um ihr Leben bangen müssen. Nachdem Revali Shania verlassen hat, bricht...