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Revali


Zurück auf Medoh gleite ich über die Ebene Hyrules. Shania befindet sich an meiner Seite, während unter uns Link mit Zelda auf dem Rücken seiner Stute über den Hügeln reitet.

»Shania?« Unentwegt schaue ich auf die Landschaft hinaus, während Medoh über sie hinweggleitet.

Aus den Augenwinkeln heraus bemerke ich, dass die Hylianerin mir ihr Gesicht zuwendet. »Ja?«

»Als ich von Ganon besessen war, habe ich dir wehgetan?« Nur zögerlich kommen mir die Worte über den Schnabel.

Kaum zu glauben, dass dieser Widerling mich dazu gebracht, gegen meine Kleine zu kämpfen. Mit traurigem Gesichtsausdruck erinnere ich mich daran, wie ich mich gegen die Dämonin zu Wehr gesetzt habe. Offenbar war dies nur ein Trugbild und ich habe in Wirklichkeit Shanias Leben bedroht. Wenn mein Mädchen durch meinen Bogen gestorben wäre, ich hätte nie wieder zu mir selbst gefunden. Dann habe ich zu allem Überfluss auch noch ihren geliebten Bogen zerbrochen. Mein Herz setzt aus, als ich mich an ihren traurigen Anblick erinnere, als sie die Bruchstücke des Blumenbogens vom Boden aufgelesen hat, bevor wir den Thronsaal verlassen haben.

In diesem Moment spüre ich die Hand meines Liebsten auf meiner Schulter. Warm blickt sie mich an. Ein verwegenes Lächeln zeichnet sich in ihrem Gesicht ab.

»Du wirst es nicht glauben, aber ich konnte gut mit dem großen Revali mithalten. Ich bin wohl besser, als du erwartet hast.«

Zunächst schaue ich sie einfach nur sprachlos an, doch dann beginne ich, über ihre Worte zu schmunzeln.

»Hm! Das glaubst du? Shania, dir ist doch hoffentlich klar, dass du nie und nimmer eine Chance gegen mich hättest«, erwidere ich ihr in demselben verspielten Ton.

Shania lacht aus tiefstem Herzen. Sie strahlt dabei so herzlich, dass ich sie am liebsten schnäbeln würde. »Dann kann ich ja froh sein, dass du auf meiner Seite stehst.«

Ich schenke meiner Kleinen einen tiefen Blick. »Hier!«, sage ich plötzlich und strecke ihr den großen Adlerbogen entgegen.

Verwirrt blinzelt mich Shania an. »Was soll ich damit?«

»Am besten Ganon damit vernichten«, antworte ich ihr amüsiert.

Mit großen Augen starrt mich meine Kleine weiterhin an, unfähig, meinen Bogen an sich zu nehmen.

»Aber... Nein, ich kann nicht! Es ist dein Bogen. Du brauchst ihn in der Schlacht.«

»Nun nimm schon!«, fordere ich mein Mädchen auf und verstärke mein charmantes Lächeln. »Du hast ihn dir verdient, schließlich bin ich daran schuld, dass deiner nun kaputt ist. Aber er ist nur eine Leihgabe, also pass gut auf ihn auf.«

Ich habe Shania schon mal meinen Bogen geliehen, damals in Eldin. Es hat mich überrascht, dass sie mit meiner Waffe fast so gut umgehen konnte, wie mit ihrer eigenen.

»Aber, Revali! Mit was willst du dann kämpfen?«

»Ach, mach dir darum keine Sorgen! Ich habe immer noch meine scharfen Krallen, meine starken Flügel, mein Eisvogelschwert und meinen atemberaubenden Sturm. Außerdem...« Mit geschwollener Brust wende ich mich der Hylianerin zu und werfe ihr einen liebevollen Blick zu. »Du wirst meine Waffe sein, mein Täubchen!«

Gerade als Shania sanft meinen Schnabel streichelt und mich dem Anschein nach küssen möchte, hallt ein lautes Tröten über die Ebene Hyrules. Es scheint, der Titan des Fischkopfes zu sein. Abrupt sehe ich hinunter, erblicke den großen Elefanten. Aus den anderen Himmelsrichtungen nähern sich die übrigen Titanen. Rutas Ruf soll offenbar eine Warnung gewesen sein, denn nun erhaschen meine scharfen Augen ein riesiges, brennendes Wildschwein. Seine Hörner bestehen aus Schatten und das Feuer, das ihn umgibt, brennt so grell, dass es aus der Hölle persönlich stammen könnte.

Soulhunter 3 - Buch des Feuers (Revali x Shania)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt