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Revali


Selbst im Schlaf vernehme ich Medohs Ruf. Mein Traum führt mich zum heutigen Morgen zurück, als ich hochflog und auf dem Rücken des geflügelten Titanen landete.

Mit ernster Miene verschränke ich die Flügel hinter meinem Rücken und begann, mich umzusehen. Ich trat zwischen etliche Säulen, die mich zu etwas Bestimmten führten. Währenddessen suhlte ich mich in meiner Wut. Der Fischkopf hatte tatsächlich die Frechheit besessen und mich herausgefordert. Allein seine Anwesenheit machte mich bereits zornig. Warum musste Shania ausgerechnet ihn zu Rutas Recken ernennen? Sie hätte doch genauso gut Link nehmen können.

Plötzlich erkannten meine Augen etwas Großes in einer fremdartigen Form. Es schimmerte in einem blauen, heilsamen Licht. Interessiert näherte ich mich dem Ding. Davor blieb ich stehen, spielte mit dem Gedanken, es zu berühren. Doch da schweiften meine Gedanken bereits erneut ab. Ich dachte an Shanias Worte, die mir versichern wollten, dass Sidon kein Interesse mehr für sie übrighat. Kann ich mich darauf verlassen? Als ich der Hylianerin gesagt habe, dass ich ihr vertraue, habe ich nicht gelogen. Aber ihm traue ich nicht. Das feine Prinzlein hätte sie mir schon mal weggenommen. Wer sagt mir, dass er es nicht nochmal versuchen wird? Dass er und Shania befreundet bleiben wollen und sie sich nun ständig sehen werden, bringt mich fast um den Verstand.

»Ich spüre ungezügelte Wut und lodernde Eifersucht in dir.«

Erschrocken drehte ich mich um. Jemand hatte gerade zu mir gesprochen, doch ich konnte niemand erkennen.

»Wer ist da?« Mein strenger Blick hetzte umher, doch der Fremde zeigte sich nicht.

»Ich denke, du bist schlau genug, um selbst darauf zu kommen, dass du meine Stimme aus einem bestimmten Grund keiner Richtung zuordnen kannst.«

Erstaunt funkelten meine Augen, als es ich verstand. Ruckartig wandte ich mich erneut dem leuchtenden Ding zu.

»Das ist meine Lebensenergie, das Gefäß meiner Seele. In eurer Sprache wird dies Steuereinheit genannt«, erklärte mir die souveräne Stimme.

»Du bist also Vah Medoh, ja?« Mein Blick verharrte auf der Steuereinheit, als ich mit ihm sprach.

»Ja... Vah Medoh ist mein Name«, antwortete er mir. »Und du bist Revali, der stolze Krieger der Orni, der Recke, den die Seelenbändigerin für mich auserwählt hat. Du besitzt einen stabilen Geist und ein starkes Herz. Darüber hinaus verfügst du über einen scharfen Verstand und deine Sinne leiten dein Geschick im Kampf. Ich gebe offen zu, dass du keine schlechte Partie bist. Doch genauso wie Mut und Ehrgeiz, die ich in dir fühle, kann ich deutlich deine Sorgen erkennen, die tief in deiner Seele verwurzelt sind.«

Ich ging davon aus, dass es nichts bringen würde, wenn ich es leugnen wollte. So wandte ich meinen Blick von der Steuereinheit ab und starrte grüblerisch auf den Boden.

»Berühre das Gefäß meiner Lebensenergie und auch du wirst meine Seele spüren!«, verlangte der Titan von mir. »Keine Scheu, trete vor!«

Entschlossen streckte ich den Flügel aus. Kaum hatten meine Federn das kalte Metall berührt, wurde ich in ein blaues Licht eingehüllt. Ich erkennte Bilder von vergangenen Schlachten vor mir, fühlte Medohs Schmerz über den Verlust jedes einzelnen Recken, der ihn einst gesteuert hat.

Mit einem Mal taumelte ich. Im nächsten Augenblick fand ich mich auf den Knien wieder. Mein Herz raste. Es pumpte unentwegt Blut in meine Venen. Doch dann fühlte ich den Wind und eine unglaubliche Stärke. Ich konnte Medohs Geist fühlen und seinen gigantischen Körper. Es wirkte gerade so, als würde ich nun zwei Hüllen besitzen.

Soulhunter 3 - Buch des Feuers (Revali x Shania)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt