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Revali


Meine Konzentration lässt heute ziemlich zu wünschen übrig. Am Morgen wäre ich fast über den schnarchenden Goronen drübergestolpert und später habe ich mich an meinem Frühstück verschluckt. Als wir dann aufgebrochen und wir auf ein paar Monster gestoßen sind, habe ich es sogar fertiggebracht, ein paar Mal danebenzuschießen. Das alles nur, weil Miphas zarte drängende Stimme sich in mein Gedächtnis festgesetzt hat. Wer hätte gedacht, dass Shanias verstorbene Freundin ausgerechnet mich im Traum überraschen würde, um Hilfe zu erbitten.

Während ich über meinen Traum von letzter Nacht nachdenke, folge ich Daruk und Urbosa, die über dem staubtrockenen Boden in Richtung Schlucht voranschreiten.



Nachdem ich gestern eingeschlafen bin, fand ich mich plötzlich am Hylia-See wieder. Es fühlte sich weder wie ein Traum an, noch war es Teil der Realität. Verwirrt schritt ich über eine Insel und hauchte die morgendliche Atmosphäre des Sees ein. Plötzlich schwamm da etwas im Wasser. Augenblicklich ging ich in Kampfstellung und wollte nach meinem Bogen greifen, doch da stellte ich fest, dass ich unbewaffnet war. Im nächsten Augenblick erkannte ich rote Schuppen und die Umrisse eines Zora. Verstimmt schwang ich den Kopf herum, denn zunächst war ich davon überzeugt, dass es sich bei dem Zora um diesen bescheuerten Prinzen handeln musste. Doch dann viel mir auf, dass die Gestalt viel kleiner und zierlicher war, als er.

Unter einem lauten Platschen tauchte der Fremde plötzlich auf. Erstaunt stellte ich fest, dass es eine Frau war, eine Zora-Frau. Sie wirkte ziemlich jung auf mich. Außerdem empfand ich ihre Erscheinung als angenehm. Eigentlich war sie für eine Zora sogar ziemlich hübsch. Mit ihren mondförmigen Schmuckstücken um den Körper wirkte sie edel. Am Schönsten fand ich jedoch ihre gelben Augen, die mir mit einem bewundernden Blick schmeichelten.

»Willkommen, Revali! Schön dich zu sehen!«, begrüßte mich die Zora etwas schüchtern.

Ich umschloss die Unterseite meines Schnabels mit meinen Federn und musterte sie mit einem abschätzenden Blick. »Wer bist du und woher kennst du mich?«

Stumm beobachte ich das reizende, kleine Zora-Mädchen dabei, wie sie aus dem Wasser kletterte und sich auf die Insel setzte. Über die Schulter sah sie mich an. Ich erkannte, wie sie unter meinem Blick errötete. Offenbar machte ich einen recht erhabenen Eindruck auf sie. Es wunderte mich, dass ich selbst auf die Frauenwelt der Zora offensichtlich attraktiv wirkte.

»Mein Name ist Mipha und ich kenne dich, weil mir Shania von dir erzählt hat.«

Ruckartig zuckte ich zusammen. »Bist du etwa die Schwester des Fischko...« Ich räusperte mich und rang wenigstens vor ihr um meine guten Manieren. »Ich meine... Bist du Sidons Schwester? Prinzessin Mipha?«

Verlegen nickte die Zora-Prinzessin. »Ja, die bin ich!«

Nun, bei genaueren Anbetracht war dies auch nicht schwer zu erkennen, denn sie sah genauso aus, wie ihr Bruder, nur wesentlich hübscher und lieblicher. Außerdem hatte sie nicht so ein aufdringliches Grinsen im Gesicht, wie er.

»Heißt das etwa...« Mein Blick schweifte über die Landschaft. »Bin ich nun im Reich der Seelen?«

»Ich habe meine Kräfte genutzt, um mit dir sprechen zu können. Wir haben nur einen Augenblick, dann wird sich das Tor, das sich mir durch dein Träumen eröffnet hat, wieder schließen.«

»Nun gut, dann sprich mit mir. Worüber wolltest du reden? Bist du hier, weil sie dich geschickt hat? Wie...« Ich stockte, weil ich mich kaum traute, die Frage auszusprechen. »Wie geht es ihr?«

Soulhunter 3 - Buch des Feuers (Revali x Shania)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt