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Shania


Unter einem verärgerten Aufschrei lasse ich mich auf den Hintern fallen. Es hat keinen Zweck. Ohne Medohs Zustimmung komme ich hier niemals raus. Und da der Titan mit jeder Schraube zu Revali hält, wird er mich nicht freilassen. Mit wachsender Verzweiflung schaue ich zu den unsichtbaren Wänden hinauf, die in einem wechselndem Farbspiel schimmern. Vah Medoh existiert schon sehr lange. Er ist ein sehr mächtiges Wesen. Gegen seine Kraft komme ich nicht an. Seufzend lasse ich meinen Kopf sinken. Mein Blick fällt auf die farbige Zeichnung von mir selbst. Mit den Fingerspitzen berühre ich die leuchtende Kontur. Mithilfe seiner Vorstellungskraft und Medohs Zauber hat Revali ein Meisterwerk erschaffen. Das Gebilde zeigt meinen Kopf. Ich lächle und meine gewellten Haare sind nach hinten erhoben, als würde der Wind mit ihnen spielen.

Mit traurigem Gesichtsausdruck denke ich daran, wie hinterhältig mich der Orni in die Falle gelockt hat. Und das nur, weil er nicht darauf vertraut, dass ich Ganon besiegen kann. Anstatt mit mir zu reden, hat er mich einfach eingesperrt, damit ich sicher bin. Mein Gefährte hat das tiefe Vertrauen zwischen uns angesägt. Wie konnte er nur so eine Entscheidung über meinen Kopf hinweg treffen? Weil er ganz genau wusste, dass ich nicht einwilligen würde. Und selbst wenn ich es getan hätte, wäre das nur ein Vorwand gewesen, um danach doch gegen Ganon zu kämpfen. Damit hat Revali wohl gerechnet. Aber ich habe ja nicht ahnen können, dass er mich in Medohs Bauch einsperren lässt. Nun kann ich nichts anderes tun, als rumzusitzen und zu warten, wie der Kampf ausgehen wird. Es raubt mir fast den Verstand, dass ich mein Schicksal nun nicht mehr selbst in der Hand habe. Nein, ich will das nicht akzeptieren! Ich muss irgendetwas tun, ich muss. Ohne mich schaffen es die anderen nicht. Prinzessin Zelda zählt auf mich.

Die erste Zeit verschwende ich damit, mit Medoh Kontakt aufzunehmen und ihn umzustimmen. Doch wie erwartet, reagiert er nicht mal auf mich. Im Anschluss versuche ich mich daran, mithilfe meiner Kräfte auszubrechen. Ich werde wütend, was mir nicht schwerfällt und versuche Felsen erneut oder sonst was heraufzubeschwören, um mich zu befreien. Doch Medoh besteht nicht aus Erde, also regt sich hier drinnen gar nichts. Als das schließlich nichts bringt, mache ich mir die Kraft des Windes mithilfe Argus Fähigkeiten zu nutze. Mein Haar wird kräftig durcheinandergewirbelt, als ich die Windböen in meinem engen Gefängnis wirke. Als ich die Intensität des Windes verstärke, der Windstoß an der Barriere abprallt und zu mir zurückgeworfen wird, pralle ich mit voller Kraft gegen die hintere Schutzwand. Unter einem lauten Ächzen finde ich mich am Boden wieder. Mit wütendem Gesichtsausdruck puste ich mir die schwarzen Strähnen aus dem Gesicht.

Zunächst bleibe ich am Boden liegen, erhole mich von dem Aufprall. Meine Gedanken schweifen wieder ab. Selbst, als ich Revali angedroht habe, ihn zu verlassen, hat er seinen Plan nicht aufgegeben. Er hat mich einfach hiergelassen und ist allein in die Schlacht gezogen. Wahrscheinlich hat er sich denken können, dass das nur eine leere Drohung war. Obwohl ich mir nun nicht mehr sicher bin, ob ich dem Recken je wieder vertrauen kann. Jetzt muss ich jedes Mal befürchten, dass er sich stumm über mich hinwegsetzt und mich vor vollendeten Tatsachen stellt. Falls es überhaupt ein nächstes Mal gibt, denn nun habe ich nicht mal die Möglichkeit, meinen Gefährten vor einem schlimmen Schicksal zu bewahren.

Stöhnend stehe ich vom Boden auf. Mein Kreuz tut mir weh. Doch ich schlucke den Schmerz hinunter und greife nach meinen Doppelklingen. Obwohl ich mir wenig Hoffnung mache, dass das funktionieren wird, schlage ich wie eine Wilde mit den Schwertern auf die Barriere ein. Sie glimmt unter meiner Attacke, doch sie gibt nicht nach. Nachdem ich mich ausgetobt habe, gehe ich keuchend in die Knie und schaue verzweifelt auf. So komme ich nie raus. Ich muss mir etwas anderes einfallen lassen. Aber welche Optionen habe ich noch?

Da fällt mir nur eines ein. Wenn Revali auf irgendjemanden hört, dann auf seinen Vater. So setze ich mich hin. Im Schneidersitz mache ich es mir bequem. Obwohl mein Herz rast, versuche ich, mich zu entspannen und in mich zu gehen. Schon bald verlasse ich die irdische Welt und tauche in das Reich der Seelen ein.

Soulhunter 3 - Buch des Feuers (Revali x Shania)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt