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Revali


Am nächsten Tag schläft Shania die meiste Zeit über. Am Morgen hat Leyla sie wieder untersucht, aber meiner Kleinen scheint es, den Umständen entsprechend gut zu gehen. Gerade sitze ich auf dem Bett und sehe meiner Gefährtin beim Schlafen zu. Was für ein heilsamer Anblick sie doch ist. Verliebt streiche ich ihr einer ihrer pechschwarzen Strähnen aus dem Gesicht.

Mein Glück könnte kaum vollkommener sein. Shania hat überlebt und mich wieder zurückgenommen. Obwohl ich mir ständig eingeredet habe, dass sie immer noch Gefühle für mich hat, war ich mir nie sicher, ob es wirklich so ist. Gestern hat sie mir gesagt, dass sie mich liebt. Ja... Sie liebt mich immer noch. Der Moment fühlte sich so wundervoll an, wie damals, als ich diese lieblichen Worte zum ersten Mal aus ihrem Mund kamen. Es war an einem Morgen, wir hatten das zweite Mal miteinander geschlafen, dann hat sie es plötzlich gesagt, einfach so. Mein Herz pochte wie wild, mein Gefieder hob sich und ich fühlte federleicht. Genau dasselbe Gefühl verlieh mir der Zauber ihre Worte auch gestern. Lange habe ich nicht daran geglaubt, dass jemand das zu mir sagen würde. Genauso wenig Hoffnung hatte ich, dass ich einmal selbst diese Worte in den Schnabel nehmen würde.

Die Hylianerin hat mir verziehen, ich kann es kaum glauben. Ich schwöre bei meinem Leben, nun werde ich sie keine Sekunde mehr aus den Augen lassen. Jeden Tag werde ich ihr sagen, dass ich sie liebe und ich werde sie mit allen Mitteln beschützen. Doch trotzdem... Mein liebvolles, zufriedenes Lächeln verschwindet mit einem Mal, als ich die Wunden an ihrem Körper fixiere. Shania sagt zwar nichts, aber ich merke es ihr an, dass sie unvorstellbare Schmerzen hat. Leyla hat ihr zwar Schmerzmittel verabreicht, doch das hat ihren Pein nur betäubt und ihn nicht vernichtet.

Plötzlich klopft es an der Tür. Abrupt sehe ich von Shania auf und wende mich der Tür zu. Bevor das Klopfen noch einmal ertönen kann, stehe ich vom Bett auf und schreite auf den Eingang zu. Mit einem letzten prüfenden Blick zu meiner schlafenden Gefährtin, öffne ich beinahe geräuschlos die Tür.

Mit ernstem Gesichtsausdruck drücke ich den Knauf herunter und blicke in das verdutzte Gesicht von Urbosas Tochter. In den grünen Augen der jungen Gerudo schimmert sich eine gewisse Anspannung. Nervös tippt sie auf ihren Fingerspitzen herum.

»Shania schläft«, erkläre ich der Prinzessin flüsternd in einem eher barschen Ton.

Augenblicklich fange ich mir dafür einen vernichtenden Blick seitens der beiden Wächterinnen ein, die seit Tagen vor unserer Tür stehen.

»Tut mir leid!«, entschuldigt sich Urbosas Tochter und legt ihren Kopf schief. Ihre türkis geschminkten Lippen verzieht sie dabei zu einer bettelnden Linie. »Kann ich trotzdem reinkommen?«

Prompt schiele ich zu Shania hinüber, die immer noch friedlich vor sich hinträumt. Flüchtig werfe ich meiner Kleinen einen warmen Blick zu und erinnere mich an ihre Worte. Sie hat erzählt, dass Riju ihre Halbschwester sein soll. Als die Hylianerin sich im Koma befand, ist mir aufgefallen, dass die Prinzessin sehr häufig zu Besuch war und Shanias regungslosen Körper mit einem höchst ungewöhnlichen Blick betrachtet hat. Ich konnte Betroffenheit in Rijus Augen sehen, Sehnsucht, Bedauern und Kummer. Ob die Gerudo wirklich mit meiner Gefährtin verwandt ist? Vielleicht sollte ich der Sache auf den Grund gehen.

So öffne ich die Tür noch ein gutes Stück und trete beiseite, damit die Prinzessin eintreten kann. Nachdem sich Riju im Zimmer befindet, schließe dich die Tür wieder ganz sachte.

»Wie geht es ihr?«, fragt mich die kleine Gerudo, die mir gerade so bis zur Brust reicht, im Flüsterton.

»Sie ist sehr müde«, antworte ich ihr und folge ihr durch den Raum. »Und sie hat Schmerzen, aber sie versucht, es mir nicht offen zu zeigen. Sie will, dass ich mir keine Sorgen mache.«

Soulhunter 3 - Buch des Feuers (Revali x Shania)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt