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Shania


Meine Ängste verfolgen mich bis hin in meinen Traum. Ich träume von den Titanen, höre ihr Rufe, erkenne ihre Reiter auf ihren Rücken, Daruk, Sidon, Revali und Urbosa. Sie alle starren auf mich herab, erwarten, dass ich irgendetwas tue, sie anführe. Aber dazu bin ich nicht in der Lage. Unter einem frustrierten Ächzen sinke ich auf die Knie.

Doch dann ist da plötzlich ein Licht. Erschrocken blicke ich auf. Jemand kommt auf mich zu. Es ist eine Frau, eine wunderschöne Frau mit einem prächtigen Haarschmuck aus bunten Blumen in ihren goldenen Haaren. Die weibliche Gestalt ist eingehüllt in gleißendes Licht.

»W-wer b-bist du?«, stammle ich voller Ehrfurcht im Angesicht ihrer erhabenen Erscheinung.

»Mein Kind... Erhebe dich!«, höre ich ihre engelshafte Stimme, die mich trotz meiner Bewegungsunfähigkeit gehorchen lässt. Gütig lächelt sie auf mich herab. »Die Last, die du trägst, ist schwer. Doch ich habe sie dir nicht zu Unrecht auferlegt, denn ich habe dich mit allem gesegnet, damit du sie tragen kannst. Zwar hast du deine volle Stärke noch längst nicht erlangt, doch das wirst du, mit der Unterstützung deiner Freunde und deines Gefährten. Ich habe euch füreinander bestimmt. Gemeinsam werdet ihr meiner Auserwählten helfen, den Dunklen zu bannen und ihn vielleicht für immer zu besiegen. Der Weg wird steinig und beschwerlich werden, doch sei Gewiss, ich werde stets über euch wachen.«

Meine Augen weiten sich, als mir klar wird, wer mich da gerade in meinen Träumen besucht. Es ist Hylia, die Göttin höchstpersönlich. Nein, das kann nicht sein! Es ist nur ein Traum. Ich befinde mich nicht im Seelen-Reich.

Meine Ohren vernehmen das amüsierte Lachen der vermeintlichen Göttin. Es ist ein zauberhaftes Geräusch, das mich vor Entzücken erzittern lässt.

»Das Reich der Seelen ist deine Welt. Ich habe keinen Einfluss darauf. Aus diesem Grund spreche ich in deinen Träumen zu dir.« Offenbar scheint Hylia, meine Gedanken gelesen zu haben.

Ungläubig schüttle ich den Kopf. »A-also bist du wirklich, Hy-Hylia? Aber wieso b-bist du hier?«

»Ich möchte dich unterstützen und auf den morgigen Tag vorbereiten«, erklärt mir die Göttin und streckt ihre zarte Hand aus. »Also höre mir gut zu, mein Kind!«



Nachdenklich blicke ich zur Sonne hoch und versuche, mich an die Worte der Göttin zu erinnern. Schließlich seufze ich und lasse meinen Blick über die Reihe der von mir auserkorenen Recken streifen. Neben mir stehen die Prinzessin, die missmutig zu Boden blickt und Link, der stumm auf die Champions starrt. Wir befinden uns etwas abseits des Schlosses auf einem weiten, bepflanzten Platz in einer offenen Kapelle.

Mein Blick fällt von der Prinzessin auf meine eigene Gestalt. Die Bediensteten im Schloss haben mich und Zelda in ein weißes Kleid gesteckt. Sie haben es heilige Robe genannt. Mit den Fingerspitzen berühre ich den hellen Stoff. Als die Prinzessin mir das Kleid gezeigt hat, ist mir zunächst die Farbe aus dem Gesicht gewichen. Ganon hat mir in meinen Traum dieses Gewand an den Leib gezaubert, wenn er mich gezielt unterwerfen wollte. Nun weiß ich auch warum, er wollte damit Hylia verhöhnen.

Nachdem ich eingekleidet wurde, hat man mich dem König vorgestellt. Revali, mein treuer Beschützer, war die ganze Zeit über an meiner Seite. König Roam, so musste ich feststellen, ist ein ziemlich ernster und traditioneller Herrscher. Seiner Tochter gegenüber ist er streng und fordernd. Nun, ich muss sagen, ich mag ihn nicht besonders, aber er ist nun mal der König.

So trenne ich mich von meinen Gedanken und sehe auf. Wie bereits erahnt, sind alle Blicke auf mich gerichtet und ich bin furchtbar nervös. Doch der Traum von der Göttin hat mich gestärkt, ich werde sie nicht enttäuschen.

Soulhunter 3 - Buch des Feuers (Revali x Shania)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt