graue Tage

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Venya

Es war nun schon einen Monat her, dass wir im Erebor angekommen waren. Die Zwillinge waren aufgeweckter denn je. Zwergisches Temperament eben. 

Jede Nacht seit vier Tagen war ich munter und musste mich um die Beiden kümmern. Sie schliefen kaum, spielten nur und weinten. 

In der fünften Nacht hörte ich sie wieder weinen, gerade als ich mich für eine Stunde hingelegt hatte. Ich drehte mich im Bett zu Kili um und fragte, ob er nicht diese Nacht übernehmen konnte.

"Venya, das Treffen heute war sehr anstrengend, bitte übernimm du das heute, okay?", brummte er und legte sich wieder schlafen.

Entnervt stand ich auf und ging in das Zimmer der Kleinen. So sehr ich sie liebte, so raubten sie mir doch meine letzte Kraft. Ich war müde und fühlte mich schwach. Kili war von früh bis abends immer in eines der Treffen des Rates um Dinge zu besprechen oder Filis Krönung zu planen.

Müde kam er wieder und dachte, dass es einfach ist sich um die Kleinen zu kümmern, weshalb ich nach einem stressigen Kindertag ohne Pausen auch die Nachtschichten übernehmen sollte.

Als ich taumelnd an der Kinderwiege ankam, sang ich den Kleinen etwas vor und nach einer Stunde waren sie eingeschlafen. Ich ging zurück ins Bett, schloss die Augen und entspannte mich.

Doch der Moment der Ruhe ging durch das Klopfen der Tür zu nichte. Vollkommen erschöpft stand ich wieder auf und öffnete sie. Fili stand davor und fragte nach Kili, der sofort aufsprang und mit Fili verschwinden wollte.

Ich hielt ihm am Arm fest und sprach: "Kili ich bin müde, kannst du dieses Treffen nicht ausfallen lassen, damit ich mich ausruhen kann? Ich fühle mich völlig entkräftet und ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten. Seit Tagen bin ich munter und kümmere mich um Rubina und Runar, kannst du dir nicht heute frei nehmen und dich um sie kümmern?"

"Venya, Liebes. Diese Treffen sind wichtig und ich kann sie nicht einfach versäumen. Die Kleinen sind so süß, es wird wohl nicht zu schwer sein sich um sie zu kümmern. Aber wenn du es so willst, komme ich heute früher, so dass du dich ausruhen kannst, okay?", sagte er und schaute mich an.

Ich lächelte, nickte und küsste ihn. Er ging zur Tür hinaus und verschwand. Ich verbrachte den Tag mit Nyen und den Kleinen in ihrem Zimmer. Immer wieder vielen mir die Augen zu, doch sofort wachte ich wieder auf.

Ich spielte grade mit den Kleinen und ihren Puppen, was sie sehr erfreute und auch mich zum Lachen brachte, als mir plötzlich ein Gedanke kam.

"Nyen, zieh die Kleinen an, wir gehen los!"

"Wohin?"

"Einfach nur etwas spazieren."

Nyen verstand und zog die Beiden an. Wir verließen den Erebor und begaben uns nach draußen. Es war ein wunderschöner Sommertag, der Boden war mit Blumen bedeckt und die Sonne strahlte angenehm auf unsere Gesichter. 

Die Kleinen krabbelten am Boden, lachten und freuten sich. Ab und zu nahmen sie auch einige Blumen in den Mund. 

"Geh mit den Kleinen schon mal weiter, ich komme gleich nach", sagte ich nachdem ich in der Ferne etwas erspät hatte.

Es war die royale Grabkammer der Durins. Es war nicht wirklich eine Grabkammer, eher eine abgegrenzte Grabstätte, voller Grabsteine und verstorbener Durinmitglieder, sowohl Könige als auch Prinzen oder Freunde der Familie. Auch wir würden eines Tages hier liegen.

"Wohin willst du?", fragte sie und folgte meinem Blick.

"Ihren Großonkel besuchen", sagte ich und senkte meinen Kopf. Nyen nickte und ich küsste Runar und Rubin auf die Stirn, bevor sie weiter gingen.

~ Amralime ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt