Marsch und Trolle

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Venya

Als ich am nächsten Morgen wach wurde, spürte ich wie mein Kissen sich bewegte. Noch vollkommen im Schlaf vertieft, klammerte ich mich fester um das Kissen um es näher an mich heran zu ziehen und ruhig zu stellen, als mir plötzlich einfiel: Kissen bewegen sich nicht. 

Ich öffnete meine Augen und sah, dass mein Kopf auf Kili's Beinen ruhte und ich meine Arme ebenfalls um sein Bein geschlungen haben. Als ich nach oben schaute, sah in einen frech grinsenden Kili. Schnell richtete ich mich auf und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie peinlich mir diese Aktion eigentlich war. "Morgen", sprach ich begeistert und streckte mich. Er allerdings lächelte nur und murmelte ein leises "Morgen" zurück. 

Ich ging schnell zu meiner Tasche und suchte nach einem Apfel für mich und mein Pferd, als ich etwas in meiner Tasche spürte. Ich holte es heraus und sah zu meiner Erleichterung, dass ich sie mitgenommen hatte. Meine Kette. Sie war wunderschön, hatte jedoch keinen Wert. Für mich allerdings schon.

Es war ein ziemlich kalter Morgen und nicht einmal das Feuer konnte uns wärmen. Und das würde sich auch nicht so schnell ändern, wie wir nach dem Essen mitbekamen, da es begonnen hatte zu regnen. Dennoch beschlossen wir weiter zu reiten und zu hoffen, dass der Regen schnell aufhören würde.

Doch nach nicht mal einer Stunde durchritt, war ich schon vollkommen durchnässt. In meiner Eile zurück in Beutelsend habe ich vollkommen vergessen einen Mantel mit zu nehmen und das bekam ich jetzt zu spüren. Nach weiteren zwei Stunden hatte ich schon lange begonnen zu zittern und musste niesen.

Kili bemerkte dies und lächelte mich amüsiert an. Er fand meinen nassen Anblick sehr amüsant, da er unfairer Weise, kaum nass war. Doch sobald er bemerkte, wie stark ich zitterte, zog er sich den Mantel vom Leib und legte ihn um mich. "Wir wollen doch nicht schon nach den ersten Tagen unsere Meisterdiebin verlieren", flüsterte er. Ich dankte ihm und konnte nun belustigt zu sehen, wie er langsam durchnässt wurde.

"Amüsiert meine Großherzigkeit und mein Leid dich etwa?", sagte er gespielt geschockt. "Ihr wolltet mir den Mantel selber geben. Außerdem gehört sich das auch so gegenüber einer Dame für einen Gentleman, Herr Meisterzwerg", entgegnete ich und versuchte zu sprechen, wie man es früher tat. Natürlich hatte ich ein schlechtes Gewissen und wollte ihm am liebsten den Mantel sofort wieder geben, da ich nicht wollte, dass er krank wird, doch er lehnte ab.

Ich wollte den Mantel an meinem Hals enger zuschnüren, da es immer kälter wurde, doch leider kam ich mit Zwergenmänteln nicht zurecht. "Warte ich helfe dir", sagte Kili und musste sich erneut ein Lachen verkneifen. "Ist für dich alles was ich mache oder an mir ist ein Witz?", entgegnete ich ihm, da er es schaffte in egal welcher Lage immer dieses eine Grinsen aufzusetzen und da er wirklich bei allem was ich tat zu lachen begann. Er grinste nur breiter und versuchte mir so gut es ging auf dem Ponys zu helfen. 

Als er gerade eine Schnalle zuschnüren wollte, ergriff er meine Kette und schaute sie genauer an. Geschockt weitete er seine Augen und ich sah ihn verwundert an. "Was ist los?", fragte ich, doch er schwieg. Seine Augen trafen meine. "Kuldar (Krieger)?", las er die Runen auf meiner Kette vor, ohne sie anzuschauen. Dann machte es klick. "Jargh (Idiot)!" Ich lächelte ihn breit an und riss geschockt meine Augen auf.

"Freunde! Ich habe sie gefunden!", sagte Kili überglücklich. Die Gefährten drehten sich verwundert zu Kili. "Wisst ihr noch wo ich ein Zwergenjüngling war?", stellte er die Frage in den Raum. "Das bist du auch immer noch!", rief Thorin von vorne, sehr zur Belustigung der Anderen. "Danke Onkel, aber nein ich meine wirklich jung. Als ich damals mit Fili alleine im Wald war und wir uns plötzlich verirrten und am Ende getrennt wurden. Jeder irrte seinen Weg durch den Wald auf der Suche nach dem Anderen, als plötzlich Orks meinen Weg kreuzten. Ihr müsst verstehen, als kleiner Zwerg hatte ich zwar angst, aber schon den starken Willen eines Zwerges und die Sturheit zu denken, ich könnte es mit allen alleine aufnehmen. Und dann plötzlich kam sie wie aus dem nichts. Ein Hobbitmädchen und das in den Wäldern der Blauen Berge. Sie war jünger als ich und konnte kämpfen, wie ich noch nie jemanden kämpfen gesehen habe. Ich kämpfte Seite an Seite mit ihr und als der Feind besiegt war, bedankte ich mich bei ihr und gab ihr meine Kette. Genau diese Kette trägt Venya! Und ich ihre!"

~ Amralime ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt