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Sie marschierten Kilometer um Kilometer, bis Ben ein Hornsignal hörte. Die Soldaten stoben auseinander und er erinnerte sich, dieses Signal schon einmal gehört zu haben. Fasziniert beobachtete Ben, wie aus dem Nichts ein Lager entstand und Feuer entzündet wurden. Es wirkte fast wie ein Ferienzeltlager.

Zusammen saßen die Männer später an einem kleinen Lagerfeuer und aßen eine fettige Suppe. Ben versuchte, sich nicht nach jedem Löffel in den nahen Busch zu übergeben und betrachtete zwischendurch die anderen Soldaten. Im Grunde war es zwischen den Leuten hier gar nicht so übel. Die Kameradschaft war lobenswert und die Männer, für die er offenkundig zuständig war, waren durchweg sympathisch. Wäre da nur nicht diese lästige Sache mit dem Krieg. In einer Kanne über dem Feuer köchelte der Kaffee und Ben lauschte den Gesprächen der Anderen.

Vertieft in die Unterhaltungen fuhr Ben zusammen, als er angesprochen wurde:

»Sergeant Bond. Was halten sie von den Plänen für das 301ste?«

Ben sah auf:

»Pläne?«

»Wir stoßen bald zur Potomac-Armee. Dann geht es gegen Lee und wir sind nicht länger ein Reserveregiment.«

Ben verschluckte sich um ein Haar an dem heißen Kaffee:
»Ernsthaft? Gegen Lee? Ich dachte, wir bleiben erstmal Reserve.«

Die Männer lachten freudlos auf:

»In dieser Armee ist man nicht lange Reserve. Was meinen sie wohl, wie viele Männer wir gegen Lee verlieren werden. Der Mann ist ein alter Fuchs und wird uns einiges kosten. Ehe sie es richtig begreifen, stehen sie an vorderster Front und kämpfen mit dem Bajonett.«

Ben winkte ab:

»Nein danke. Das habe ich bereits hinter mir.«

Mit der Zeit wurden die Gespräche gedämpfter und Ruhe kehrte im Lager ein. Posten zogen umher und achteten darauf, dass sich kein Soldat absetzte. Das Feuer war schon weit heruntergebrannt und in der Kanne, die an einer kurzen Kette darüber hing, knisterten die letzten Kaffeereste.

Grinsend stieß Rivers zu der Gruppe:

»Lassen sie sich nicht von diesen Bauernburschen verrückt machen, Sarge.«

Die Männer protestierten humorvoll gegen den Neuankömmling und rückten etwas zusammen, so dass er sich zwischen sie setzen setzte. Rivers streckte die Beine aus:

»Die Armee ist kampfstark und gut gerüstet. Ich bin sicher, wir werden General Lee überwältigen und stehen Weihnachten in Richmond.«

Zustimmendes Gemurmel erklang. Ben erinnerte sich, dass es sich dabei um die Hauptstadt der Konföderation handelte. Nur eine knappe Woche, nachdem sie eingenommen wurde, hatte Lee mit der letzten Armee der Südstaaten am Appomattox Court House kapituliert.

Einer der Soldaten drückte Ben eine Flasche in die Hand:

»Sergeant Bond, trinken sie einen Schluck mit uns.«

Ben zögerte:

»Eigentlich trinke ich nicht.« 

Jemand schlug ihm auf die Schulter:

»Kommen sie, Sergeant. Ein Schluck bringt niemanden um.«
Die Soldaten redeten auf ihn ein, bis er nachgab und die Flasche ansetzte. Der Whiskey brannte in der Kehle und ließ ihn husten:

»Was ist das denn? Batteriesäure?«

Einige der Männer sahen ihn verwirrt an. Ben winkte ab und Rivers lachte ihn aus:

1863 - Was würdest Du machen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt