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 »Guten Morgen, Colonel.«

Durch die geschlossenen Augenlider bemerkte Ben Helligkeit, der Tag war bereits angebrochen. Der Geruch vom Unionskaffee stieg ihm in die Nase und Ben war sich sicher, dass Sergeant Rivers würde jetzt grinsend im Zelteingang stehen. Ben schlug die Augen auf:

»Guten Morgen.«

Im besagten Zelteingang stand Lieutenant, nein, Captain Kebbel und hielt Ben einen Becher hin:

»Normalerweise sieht niemand so enttäuscht aus, wenn ich ihm Kaffee bringe.«

Ben winkte ab:

»Das hat nichts mit ihnen zu tun, Captain. Es war nur ein Traum.« Ein großer Schluck ließ Ben das Gesicht verziehen:

»Meine Güte, der wird auch immer gruseliger.«

»Sir, bitte stehen sie auf. Sie wollten so früh wie möglich zu General Winters.«

»Ist ja gut, Captain, ich komme gleich.«

»Selbstverständlich, Sir.« Kebbel schlug die Plane wieder zu und war verschwunden. Ben gähnte herzhaft und nahm einen Schluck von dieser scheußlichen Brühe. Waffenrock und Gürtel richtend, wanderten Bens Gedanken in seine angestammte Zeit. Ob jemand Anderes Lina heute zu einem Frühstückskaffee eingeladen hatte? Seine Chance, sie um ein Date zu bitten, war ja sowieso dahin. Vor seinem inneren Auge sah er jetzt auch seine Eltern, Tom, seine Freunde. Er vermisste sie alle. Eine kleine Träne bildete sich in Bens Augenwinkel. Das Leben und die Zeit hier waren faszinierend, vom Krieg einmal abgesehen, aber in diesem Moment wünschte er sich nur nach Hause.

Ben schüttelte sich und schloss einen Augenblick die Augen um diese Gedanken aus seinem Kopf zu vertreiben. Er hatte hier eine große Aufgabe übernommen. Mit ordentlich gerichteter Uniform verließ Ben das Zelt. Er blieb überrascht stehen. Zusammen mit Kebbel schienen etliche Offiziere auf ihn zu warten. Sein Adjutant trat neben ihn:

»Ein Kurier, Sir.«

Der angekündigte Soldat kam auf Ben zu. Der nickte nur:

»Guten Morgen, Sergeant.«

Der Mann salutierte steif:

»Guten Morgen Captain. Colonel. Die dritte Brigade wird hier ihr weiteres Lager aufschlagen. Da das Oberkommando noch keine Entscheidung über das weitere Vorgehen getroffen hat, heißt der Befehl: Stellung halten. Stellen sie Vorposten auf und vermeiden sie Kampfhandlungen.«

Ben warf Kebbel nur einen Blick zu, den der Captain sofort verstand:

»Natürlich, Sir.«

Der Sergeant salutierte ein weiteres Mal:

»Und Colonel, sie haben Befehl sich bei General Winters zu melden. Guten Tag.«

Der Soldat kehrte zu seinem Pferd zurück und ein anderer Offizier räusperte sich. Ben meinte, ihn in Irelands Regiment schon einmal gesehen zu haben:

»Ja, Major?«

»Colonel Bond, Colonel Ireland fragt nach dem Tagesbefehl.«

»Der Befehl an die ganze Brigade lautet: Stellung halten. Sagen sie Ireland, die Männer sollen sich etwas erholen.«
Der Offizier salutierte ebenfalls und wandte sich ab. Ein Damm schien zu brechen und schlagartig prasselten Fragen auf Ben ein:

»Colonel, haben sie schon einen Platz für die Verwundeten?«

»Sir, wissen sie, was mit den Versorgungswagen ist?«

1863 - Was würdest Du machen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt