Rivers war tot. Der Mann, der Ben den Start in diese Armee ermöglicht und seitdem begleitet hatte. Der ihn bei so vielen Fragen unterstützte. Ben versuchte, den Schock zu verdauen. Im ersten Moment ignorierte er die Realität und schüttelte den toten Soldaten, wie um ihn aufzuwecken. Er bestand darauf, dass Rivers die Augen aufschlug und ihn angrinste:»Sergeant, kommen sie zu sich! Das ist doch nur eine Fleischwunde.«
Jemand packte Ben, zog ihn hoch und schlug ihm recht kräftig ins Gesicht. Eine Stimme klingelte in seinen Ohren:
»Colonel, Sir! Beruhigen sie sich! Sie haben hier ein Regiment zu führen!«
Durch sein schmerzendes Kinn kam Ben langsam zur Besinnung. Er erkannte Captain Adams vor sich, der ihn anbrüllte:
»Colonel, die Männer brauchen Führung.«
Seine Gefühle ließen Ben vollkommen erstarren. Er war nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Überwältigt von Schmerz und Trauer, verhinderte alles in Ben, dass er jetzt irgendjemanden führte. Das Einzige, was sein Kopf in diesem Moment zuließ, war der Wunsch, sofort in seine angestammte Zeit zurückzukehren. Adams schien seinen Zustand zu verstehen. Er winkte Kebbel heran:
»Lieutenant, der Colonel braucht einen Moment. Geben sie an die Männer weiter, dass der Befehl vom Colonel lautet: Stellung halten.«
Kebbel salutierte und wandte sich ab. Ben atmete ein paar Mal tief durch und ordnete seine Gedanken. Er hatte seinen Fixpunkt verloren. Solange Adams ihn, so gut es ging, abschirmte, lauschte Ben eine Zeit lang nur dem Krachen der Gewehre. In seiner Tasche knisterte Papier und er zog den Brief von Julie heraus. Er war zerknickt und teilweise eingerissen. An einer Ecke klebte etwas frisches Blut, welches er mit seiner Hand darauf verteilt hatte. Er knüllte den Brief fest zusammen und biss sich auf die Lippe. Einige Momente später kehrte Kebbel zurück:
»Colonel, Captain, die Linie hält stand. Die Rebellen versuchen uns zu umgehen.«
Adams setzte zu einer Antwort an, aber Ben schnitt ihm das Wort ab:
»Greifen sie weiter an?«
»Nein, Sir. Sie halten den Abstand.«
Ben riss sich zusammen und rief sich ins Gedächtnis, dass er eine Aufgabe zu erledigen hatte:
»Lassen sie die Männer Stellungen anlegen. Sie sollen sich gut verschanzen. Keine Aufstellung in Kampflinien, jeder sucht sich Deckung. Schicken sie einen Kurier zu Colonel Austin und bitten sie ihn um Deckung durch seine Artillerie. Und wir brauchen Verstärkung, informieren sie das Hauptquartier über die Lage.«
Kebbel salutierte zackig:
»Ja, Sir.« Er rannte davon und Captain Adams half Ben auf:
»Kommen sie hoch, Colonel. Gut, dass sie sich wieder gefangen haben.«
Ben gab ihm die Hand. Er wusste, dass er Adams für diesen Moment der Ruhe einiges verdankte:
»Danke, Captain.« Er strich seine Uniform glatt und sah, dass sein Waffenrock voller Blut war. Blut. Von Rivers. Für einen Augenblick drohten die Gefühle Ben wieder zu überwältigen.
Den Brief von Julie zurück in die Tasche schiebend, sah er, wie Kebbel mit einem Reiter sprach, der sofort davongaloppierte.
»Captain Adams, kontrollieren sie die Linien.«
Der Offizier rief zwei Soldaten zu sich und führte Bens Befehl aus. Der war froh, dass Colonel Austins Artillerie die Rebellen davon abhielt, einen weiteren Vorstoß zu wagen. Heftige Explosionen erschütterten die Reihen der Konföderation. Durch ein Fernglas von einem der Offiziere beobachtete Ben die feindlichen Linien:
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1863 - Was würdest Du machen?
Historical FictionWas mache ich hier eigentlich? Ben ist verzweifelt. Ja, was macht man eigentlich, wenn man eigentlich als Student eine Party plant und sich plötzlich im blutigsten Krieg des 19ten Jahrhunderts, dem amerikanischen Bürgerkrieg, wiederfindet? Auf jeden...