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Ben war fassungslos. Er hatte damit gerechnet, dass Grant ihn entließ, ja, ihn vor ein Kriegsgericht stellte. Doch stattdessen wurde er zum Brigadier General befördert. Wie wohl die Männer der Brigade darauf reagierten? Grant legte die Hände auf Bens Schultern und sah dem jungen Offizier tief in die Augen:

    »Bond, eines muss ihnen klar sein.«

    »Ja, Sir?«

    »Als General haben sie sehr viel Verantwortung und auch viele Pflichten. Sie dürfen nie wieder die Kontrolle über sich verlieren. Unser verehrter Präsident beobachtet sie mit großem Interesse.«

Dunkles Rot breitete sich in Bens Gesicht aus. Nachdem Grant höchstpersönlich seine Schulterstücke ausgetauscht hatte, führte er den verwirrten Ben aus dem Gebäude. Als sie an General Winters vorbeigingen, gratulierte dieser Ben nicht, sondern starrte auf seine neuen Rangabzeichen. Nachdenklich kehrte Ben zu seiner Brigade zurück.

Der erste Mann, auf den er traf, war Captain Kebbel.

    »Colonel Bond.«

Sein Adjutant bemerkte Bens neue Schulterstücke, blieb aber sehr reserviert:

    »Ich meinte, General Bond. Entschuldigung. In ihrem Zelt warten einige Papiere auf sie.«

Ben starrte seinen Adjutanten eine Weile einfach nur an und versuchte, seine Wut zu beherrschen. Da es keine Option war, noch einmal derart die Kontrolle zu verlieren, gab es für Ben nur eine Lösung:

    »Captain Kebbel, das ist nicht mehr ihre Sache. Ich entbinde sie von ihren Pflichten und setze sie zukünftig im 301sten ein. Melden sie sich bei Colonel Adams zum Dienstantritt.«

Kebbel sah aus, als hätte man ihn geschlagen:

    »General, bitte. Ich glaube zu wissen, warum sie so reagieren, aber bitte, lassen sie mich erklären.«

Ben schüttelte den Kopf und sein Tonfall ließ keine Diskussionen zu:

    »Sie haben mich verstanden, Captain.«

Kebbel senkte den Blick und entfernte sich ohne ein weiteres Wort. Ben sah ihm noch eine Weile nach, riss sich zusammen und ging mit festen Schritten zu seinem Zelt.

    »Colonel Bond.« Ireland spannte sich sofort an und salutierte:

    »Ich bitte um Entschuldigung, General Sir.«

Ben tippte sich kurz an den Hut:

    »Colonel Ireland, jetzt übertreiben sie.«

Der Offizier entspannte sich etwas:

    »General Bond, meinen Glückwunsch. Ist bei Ihnen alles wieder in Ordnung?«

Ben wusste, was der Colonel meinte. Der alte Veteran war schon zu lange Soldat, als das er noch um den heißen Brei herumredete. Er nickte bloß und Ireland bohrte nicht weiter nach:

    »Kann ich ihnen irgendwie behilflich sein, General?«

Sein neuestes Problem schoss Ben durch den Kopf:

    »Da wäre tatsächlich etwas, Colonel.«

    »Ja, Sir?«

    »Ich habe Captain Kebbel soeben zurück zum Regiment versetzt und brauche einen neuen Adjutanten. Hätten sie da einen Kandidaten?«

Ireland ließ ein tiefes Lachen ertönen:

    »Bei allem Respekt, Sir, auch wenn er sehr gut ist, Meinen bekommen sie nicht.«

1863 - Was würdest Du machen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt