Grant brachte Ben aus seinem Zelt, wo der Adjutant des neuen Oberbefehlshabers mit Major Kebbel sprach. Sie tauschten einige Papiere aus und Kebbel bekam ein kleines Päckchen in die Hand gedrückt. Die Offiziere salutierten voreinander und der Major trat zu seinem Vorgesetzten:»General, ich habe hier einige Papiere und ein Päckchen für sie.«
Ben nahm das Paket und wusste genau, was es enthielt. Er öffnete den Verschluss und Kebbels Augen weiteten sich:
»Zwei Sterne, Sir? Wollen sie dieses Jahr noch Präsident werden?«
Ben befühlte die neuen Schulterstücke und fuhr mit seinen Fingern über die silbernen Sterne:
»Ich denke darüber nach, Major. Das ist aber noch nicht alles. Neben dem Divisionskommando arbeite ich zukünftig im Stab von General Grant. Er ist ab sofort der Oberbefehlshaber der Unionsarmee.«
»Sie belieben zu scherzen, Sir.«
Der Gesichtsausdruck des Majors ließ Ben auflachen. Dieser Ausbruch passte überhaupt nicht in diese Umgebung, aber er konnte nicht anders. Mürrisch half Kebbel ihm, die neuen Schulterstücke zu befestigen:
»Sir, sie machen sich über mich lustig.«
Ben klopfte seinem Adjutanten auf die Schulter:
»Das würde ich niemals tun, Major. Sie wissen, dass ich mich vollständig auf sie verlasse und deswegen werden sie mich nach Washington begleiten.«
Kebbel ließ beinahe seine Papiere fallen:
»Nach Washington, Sir? Ich habe hier wirklich genug zu tun.«
Nachdem er sich von General Grant verabschiedet hatte, ging Ben mit seinem Adjutanten zu ihren Pferden:
»Ja, nach Washington. Ich werde einen Empfang im weißen Haus besuchen.«
Kebbel blieb stehen und starrte ihn fassungslos an:
»Verzeihung, Sir, aber das ist wirklich kein Scherz?«
»Ich kann ihnen versichern, dass es kein Scherz ist. Wir reisen morgen früh ab. Kümmern sie sich um alle Briefe und legen sie mir alles hin, das ich bearbeiten muss. General McGregor wird die Division in meiner Abwesenheit führen.«
Während Ben auf sein Pferd kletterte, hielt Kebbel die Zügel:
»Gut, Sir.«
Bei der Rückkehr zur Division ließ sich Ben diese unglaubliche Gelegenheit durch den Kopf gehen. Wie viele Menschen würden ihn um diese Möglichkeit beneiden? Es schien unfassbar, dass er den legendären Präsidenten der vereinigen Staaten treffen würde, und das auch noch als erfolgreicher General. Den Abend verbrachte er, wieder einmal, im Papierkrieg, den er aber diesmal freudig annahm. Es würde das letzte Mal sein, dass er damit zu tun hatte. Nach dem Empfang würde er verschwinden und er hoffte, dass Julie in begleiten würde. Bei diesem Gedanken ließ er ein Anforderungsgesuch fallen und beschloss, ihr sofort zu schreiben. Im Gegensatz zu den modernen Handys wäre diese Nachricht einige Zeit unterwegs und er brauchte schnellstmöglich eine Antwort, wenn sie rechtzeitig in Washington sein wollte.
Liebste Julie,
leider werde ich vorerst nicht nach Gettysburg zurückkehren. Der Oberbefehlshaber der Armee, General U.S. Grant, hat mir neue Aufgaben übertragen, die mich einige Zeit kosten werden.
Ich reise morgen nach Washington. Es wäre mir eine große Freude, Sie dort zu sehen.
Diese neuen Aufgaben bringen Privilegien mit sich, die es ermöglichen, Sie zu mir zu holen. Hätten Sie Lust auf eine kleine Reise nach Washington? Ich werde Ihnen diesen Brief mit einem Kurier schicken, der mir Ihre Antwort schnellstmöglich überbringen wird.
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1863 - Was würdest Du machen?
Historical FictionWas mache ich hier eigentlich? Ben ist verzweifelt. Ja, was macht man eigentlich, wenn man eigentlich als Student eine Party plant und sich plötzlich im blutigsten Krieg des 19ten Jahrhunderts, dem amerikanischen Bürgerkrieg, wiederfindet? Auf jeden...